wenn durch denselben die Schaffenskraft, die man auf dem Missionsfeld im vollen Umfang nötig hat, ver- mindert oder gar gebrochen wird. Um seiner Berufs- arbeit willen müssen dem christlichen Sendboten äußere Sorgen und Entbehrungen fern gehalten werden. Er bezieht darum auch ein anständiges Gehalt. Der ameri- kanische Missionar erhält in der Regel 1500 Dollars in Gold jährlich, der deutsche verheiratete früher nur um ein Geringes, jetzt um ein Bedeutendes, der unver- heiratete dagegen um ein sehr Bedeutendes weniger. Er hat dadurch seinen auskömmlichen Lebensunterhalt, große Ersparnisse machen und Reichtümer anhäufen will er ja nicht.
Ja wenn er japanisch essen und sich japanisch kleiden würde, dann würde er kaum die halben Aus- gaben haben. Das ist aber nicht der Fall. Auch mit Bezug auf Nahrung und Kleidung braucht er seinen europäischen Gewohnheiten nicht zu entsagen. In China kleidet sich der Missionar wie der Chinese, er trägt sogar einen Zopf wie er. Er meint, das thun zu müssen; hat doch die Erfahrung gezeigt, daß der unbe- zopfte Missionar noch größere Schwierigkeiten und Vor- urteile wider sich hat wie der bezopfte. Die europäischen Kaufleute schelten freilich nicht wenig, daß man durch solches Gebahren die eigene Kultur gegenüber den Chinesen herabwürdige und den ohnehin unleidlichen Nationaldünkel der Söhne des Himmels noch mehr fördere. In Japan ist von einer solchen Akkommodation keine Rede. Jeder Japaner würde es peinlich empfinden, wollte sich der Missionar japanisch kleiden, und der Gebildete gewöhnt sich selbst immer mehr an unsere Kleidung. Nicht anders ist es mit dem Essen. Japanisch essen könnte der Missionar nur auf Kosten seiner körper-
wenn durch denſelben die Schaffenskraft, die man auf dem Miſſionsfeld im vollen Umfang nötig hat, ver- mindert oder gar gebrochen wird. Um ſeiner Berufs- arbeit willen müſſen dem chriſtlichen Sendboten äußere Sorgen und Entbehrungen fern gehalten werden. Er bezieht darum auch ein anſtändiges Gehalt. Der ameri- kaniſche Miſſionar erhält in der Regel 1500 Dollars in Gold jährlich, der deutſche verheiratete früher nur um ein Geringes, jetzt um ein Bedeutendes, der unver- heiratete dagegen um ein ſehr Bedeutendes weniger. Er hat dadurch ſeinen auskömmlichen Lebensunterhalt, große Erſparniſſe machen und Reichtümer anhäufen will er ja nicht.
Ja wenn er japaniſch eſſen und ſich japaniſch kleiden würde, dann würde er kaum die halben Aus- gaben haben. Das iſt aber nicht der Fall. Auch mit Bezug auf Nahrung und Kleidung braucht er ſeinen europäiſchen Gewohnheiten nicht zu entſagen. In China kleidet ſich der Miſſionar wie der Chineſe, er trägt ſogar einen Zopf wie er. Er meint, das thun zu müſſen; hat doch die Erfahrung gezeigt, daß der unbe- zopfte Miſſionar noch größere Schwierigkeiten und Vor- urteile wider ſich hat wie der bezopfte. Die europäiſchen Kaufleute ſchelten freilich nicht wenig, daß man durch ſolches Gebahren die eigene Kultur gegenüber den Chineſen herabwürdige und den ohnehin unleidlichen Nationaldünkel der Söhne des Himmels noch mehr fördere. In Japan iſt von einer ſolchen Akkommodation keine Rede. Jeder Japaner würde es peinlich empfinden, wollte ſich der Miſſionar japaniſch kleiden, und der Gebildete gewöhnt ſich ſelbſt immer mehr an unſere Kleidung. Nicht anders iſt es mit dem Eſſen. Japaniſch eſſen könnte der Miſſionar nur auf Koſten ſeiner körper-
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wenn durch denſelben die Schaffenskraft, die man auf
dem Miſſionsfeld im vollen Umfang nötig hat, ver-
mindert oder gar gebrochen wird. Um ſeiner Berufs-
arbeit willen müſſen dem chriſtlichen Sendboten äußere
Sorgen und Entbehrungen fern gehalten werden. Er
bezieht darum auch ein anſtändiges Gehalt. Der ameri-
kaniſche Miſſionar erhält in der Regel 1500 Dollars
in Gold jährlich, der deutſche verheiratete früher nur
um ein Geringes, jetzt um ein Bedeutendes, der unver-
heiratete dagegen um ein ſehr Bedeutendes weniger.
Er hat dadurch ſeinen auskömmlichen Lebensunterhalt,
große Erſparniſſe machen und Reichtümer anhäufen
will er ja nicht.
Ja wenn er japaniſch eſſen und ſich japaniſch
kleiden würde, dann würde er kaum die halben Aus-
gaben haben. Das iſt aber nicht der Fall. Auch mit
Bezug auf Nahrung und Kleidung braucht er ſeinen
europäiſchen Gewohnheiten nicht zu entſagen. In China
kleidet ſich der Miſſionar wie der Chineſe, er trägt
ſogar einen Zopf wie er. Er meint, das thun zu
müſſen; hat doch die Erfahrung gezeigt, daß der unbe-
zopfte Miſſionar noch größere Schwierigkeiten und Vor-
urteile wider ſich hat wie der bezopfte. Die europäiſchen
Kaufleute ſchelten freilich nicht wenig, daß man durch
ſolches Gebahren die eigene Kultur gegenüber den
Chineſen herabwürdige und den ohnehin unleidlichen
Nationaldünkel der Söhne des Himmels noch mehr
fördere. In Japan iſt von einer ſolchen Akkommodation
keine Rede. Jeder Japaner würde es peinlich empfinden,
wollte ſich der Miſſionar japaniſch kleiden, und der
Gebildete gewöhnt ſich ſelbſt immer mehr an unſere
Kleidung. Nicht anders iſt es mit dem Eſſen. Japaniſch
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Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/munzinger_japaner_1898/29>, abgerufen am 27.11.2024.
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