Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898.IX. Die Entwicklung der evangelisch-christlichen Mission 1). Fast überall, wo durch die weltliche Macht ein 1) Dem aufmerksamen Leser kann es nicht entgangen sein,
daß es dem Verfasser in allen seinen Ausführungen mehr um eine Untersuchung des geistigen Wesens und des inneren Getriebes als um eine Beschreibung der äußeren Erscheinungen zu thun ist. Auch bei der Darstellung der christlichen Mission in Japan wird er sich wesentlich von diesem Gesichtspunkte leiten lassen. Zwar lassen sich der Vollständigkeit halber die äußeren Ereignisse hier nicht übergehen. Doch glaubt er schon darum nicht auf jede Einzelheit eingehen zu sollen, weil in H. Ritters "Dreißig Jahre protestantischer Mission in Japan" (Berlin, A. Haack, 1890) schon eine eingehende und erschöpfende Dar- stellung vorliegt; und zwar in solch vorbildlicher Weise, daß jeder Versuch, eine andere Beschreibung desselben Gegenstandes zu liefern, nur eine Verschlechterung bedeuten kann. Haben doch selbst amerikanische Pioniermissionare, voran der bekannte Kongre- gationalist Greene, für eine englische Geschichte der japanischen Mission in neidloser Anerkennung nichts besseres zu thun gewußt, als Ritters Buch fast wörtlich in das Englische zu übersetzen. In dieser Form wird es mit einem von Dr. Christlieb veranlaßten Anhang, welcher von Missionaren der verschiedensten Gesellschaften geschrieben ist und die Ereignisse bis auf die Gegenwart fortführt, IX. Die Entwicklung der evangeliſch-chriſtlichen Miſſion 1). Faſt überall, wo durch die weltliche Macht ein 1) Dem aufmerkſamen Leſer kann es nicht entgangen ſein,
daß es dem Verfaſſer in allen ſeinen Ausführungen mehr um eine Unterſuchung des geiſtigen Weſens und des inneren Getriebes als um eine Beſchreibung der äußeren Erſcheinungen zu thun iſt. Auch bei der Darſtellung der chriſtlichen Miſſion in Japan wird er ſich weſentlich von dieſem Geſichtspunkte leiten laſſen. Zwar laſſen ſich der Vollſtändigkeit halber die äußeren Ereigniſſe hier nicht übergehen. Doch glaubt er ſchon darum nicht auf jede Einzelheit eingehen zu ſollen, weil in H. Ritters „Dreißig Jahre proteſtantiſcher Miſſion in Japan“ (Berlin, A. Haack, 1890) ſchon eine eingehende und erſchöpfende Dar- ſtellung vorliegt; und zwar in ſolch vorbildlicher Weiſe, daß jeder Verſuch, eine andere Beſchreibung desſelben Gegenſtandes zu liefern, nur eine Verſchlechterung bedeuten kann. Haben doch ſelbſt amerikaniſche Pioniermiſſionare, voran der bekannte Kongre- gationaliſt Greene, für eine engliſche Geſchichte der japaniſchen Miſſion in neidloſer Anerkennung nichts beſſeres zu thun gewußt, als Ritters Buch faſt wörtlich in das Engliſche zu überſetzen. In dieſer Form wird es mit einem von Dr. Chriſtlieb veranlaßten Anhang, welcher von Miſſionaren der verſchiedenſten Geſellſchaften geſchrieben iſt und die Ereigniſſe bis auf die Gegenwart fortführt, <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0274" n="[260]"/> <div n="1"> <head><hi rendition="#aq">IX.</hi> Die Entwicklung der evangeliſch-chriſtlichen<lb/> Miſſion <note xml:id="note-0274" next="#note-0275" place="foot" n="1)">Dem aufmerkſamen Leſer kann es nicht entgangen ſein,<lb/> daß es dem Verfaſſer in allen ſeinen Ausführungen mehr um eine<lb/> Unterſuchung des geiſtigen Weſens und des inneren Getriebes als<lb/> um eine Beſchreibung der äußeren Erſcheinungen zu thun iſt.<lb/> Auch bei der Darſtellung der chriſtlichen Miſſion in Japan wird<lb/> er ſich weſentlich von dieſem Geſichtspunkte leiten laſſen. Zwar<lb/> laſſen ſich der Vollſtändigkeit halber die äußeren Ereigniſſe hier<lb/> nicht übergehen. Doch glaubt er ſchon darum nicht auf jede<lb/> Einzelheit eingehen zu ſollen, weil in H. <hi rendition="#g">Ritters „Dreißig<lb/> Jahre proteſtantiſcher Miſſion in Japan“</hi> (Berlin,<lb/> A. Haack, 1890) ſchon eine eingehende und erſchöpfende Dar-<lb/> ſtellung vorliegt; und zwar in ſolch vorbildlicher Weiſe, daß jeder<lb/> Verſuch, eine andere Beſchreibung desſelben Gegenſtandes zu<lb/> liefern, nur eine Verſchlechterung bedeuten kann. Haben doch<lb/> ſelbſt amerikaniſche Pioniermiſſionare, voran der bekannte Kongre-<lb/> gationaliſt Greene, für eine engliſche Geſchichte der japaniſchen<lb/> Miſſion in neidloſer Anerkennung nichts beſſeres zu thun gewußt,<lb/> als Ritters Buch faſt wörtlich in das Engliſche zu überſetzen.<lb/> In dieſer Form wird es mit einem von <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Chriſtlieb veranlaßten<lb/> Anhang, welcher von Miſſionaren der verſchiedenſten Geſellſchaften<lb/> geſchrieben iſt und die Ereigniſſe bis auf die Gegenwart fortführt,</note>.</head><lb/> <p><hi rendition="#in">F</hi>aſt überall, wo durch die weltliche Macht ein<lb/> fremdes Land der Kultur eröffnet wurde, iſt es über<lb/> Leichen gegangen. Es giebt wenige Pfadfinder, die<lb/> nicht verſucht hätten, durch Entfaltung aller ihrer Macht-<lb/> mittel und durch den Gebrauch einer eiſengepanzerten<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [[260]/0274]
IX. Die Entwicklung der evangeliſch-chriſtlichen
Miſſion 1).
Faſt überall, wo durch die weltliche Macht ein
fremdes Land der Kultur eröffnet wurde, iſt es über
Leichen gegangen. Es giebt wenige Pfadfinder, die
nicht verſucht hätten, durch Entfaltung aller ihrer Macht-
mittel und durch den Gebrauch einer eiſengepanzerten
1) Dem aufmerkſamen Leſer kann es nicht entgangen ſein,
daß es dem Verfaſſer in allen ſeinen Ausführungen mehr um eine
Unterſuchung des geiſtigen Weſens und des inneren Getriebes als
um eine Beſchreibung der äußeren Erſcheinungen zu thun iſt.
Auch bei der Darſtellung der chriſtlichen Miſſion in Japan wird
er ſich weſentlich von dieſem Geſichtspunkte leiten laſſen. Zwar
laſſen ſich der Vollſtändigkeit halber die äußeren Ereigniſſe hier
nicht übergehen. Doch glaubt er ſchon darum nicht auf jede
Einzelheit eingehen zu ſollen, weil in H. Ritters „Dreißig
Jahre proteſtantiſcher Miſſion in Japan“ (Berlin,
A. Haack, 1890) ſchon eine eingehende und erſchöpfende Dar-
ſtellung vorliegt; und zwar in ſolch vorbildlicher Weiſe, daß jeder
Verſuch, eine andere Beſchreibung desſelben Gegenſtandes zu
liefern, nur eine Verſchlechterung bedeuten kann. Haben doch
ſelbſt amerikaniſche Pioniermiſſionare, voran der bekannte Kongre-
gationaliſt Greene, für eine engliſche Geſchichte der japaniſchen
Miſſion in neidloſer Anerkennung nichts beſſeres zu thun gewußt,
als Ritters Buch faſt wörtlich in das Engliſche zu überſetzen.
In dieſer Form wird es mit einem von Dr. Chriſtlieb veranlaßten
Anhang, welcher von Miſſionaren der verſchiedenſten Geſellſchaften
geſchrieben iſt und die Ereigniſſe bis auf die Gegenwart fortführt,
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