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Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898.

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haben. Man konnte sich in grobsinnlicher, massiver,
nicht selten auch übertriebener Ausmalung heidnischer
Greuel vielfach nicht genug thun; man kommt damit
dem Sinnenkitzel und Gruselbedürfnis der niedrigen
Instinkte entgegen, aber den feineren Geschmack und die
besseren Empfindungen stößt man ab.

Unter den Tausenden von buddhistischen Göttern
ist am schlechtesten eigentlich Buddha selbst weggekommen.
Zwar hat man es nicht unterlassen können, ihn, den
Atheisten, der von keiner Gottheit wissen wollte, theo-
retisch zu dem obersten der Götter zu erheben, aber
praktisch ist er so gut wie zur Ruhe gesetzt. Ihm ist
es gegangen wie unserm Herrgott bei einem Teil seines
christlichen Volkes. Den großen Gott im Himmel
droben, der so unendlich heilig und erhaben über der
sündigen Welt thront, konnte man nicht begreifen und
erfassen, man fühlte sich ihm fremd und fern, und gern
ist man etwas tiefer herabgestiegen zu solchen, die der
Menschheit näher stehen, zu der freundlichen Himmels-
königin Maria und zu den Heiligen. So war auch
der "Erleuchtete" dem Volke zu hoch, man konnte ihn
nicht verstehen, und so hält man sich denn lieber an
Götter gewöhnlicheren Schlags.

In dem Vordergrund steht der freundliche Himmels-
könig Amida, der nach chinesischem Vorbild auch in
Japan ganz die Stelle Buddhas eingenommen hat.
Keine Gebetsformel wird so oft gesprochen als die:
"Namu Amida Butsu". Die eigentlichen Penaten oder
Hausgötter sind die sieben Glücksgötter, nämlich die
Götter des Ruhms, der Liebe, der Gescheitheit, des
Reichtums, der Nahrungsmittel, der Zufriedenheit und
des langen Lebens. Besonders beliebt sind, dem Ge-
schmack der Menge entsprechend, Daikoku, der Gott des

haben. Man konnte ſich in grobſinnlicher, maſſiver,
nicht ſelten auch übertriebener Ausmalung heidniſcher
Greuel vielfach nicht genug thun; man kommt damit
dem Sinnenkitzel und Gruſelbedürfnis der niedrigen
Inſtinkte entgegen, aber den feineren Geſchmack und die
beſſeren Empfindungen ſtößt man ab.

Unter den Tauſenden von buddhiſtiſchen Göttern
iſt am ſchlechteſten eigentlich Buddha ſelbſt weggekommen.
Zwar hat man es nicht unterlaſſen können, ihn, den
Atheiſten, der von keiner Gottheit wiſſen wollte, theo-
retiſch zu dem oberſten der Götter zu erheben, aber
praktiſch iſt er ſo gut wie zur Ruhe geſetzt. Ihm iſt
es gegangen wie unſerm Herrgott bei einem Teil ſeines
chriſtlichen Volkes. Den großen Gott im Himmel
droben, der ſo unendlich heilig und erhaben über der
ſündigen Welt thront, konnte man nicht begreifen und
erfaſſen, man fühlte ſich ihm fremd und fern, und gern
iſt man etwas tiefer herabgeſtiegen zu ſolchen, die der
Menſchheit näher ſtehen, zu der freundlichen Himmels-
königin Maria und zu den Heiligen. So war auch
der „Erleuchtete“ dem Volke zu hoch, man konnte ihn
nicht verſtehen, und ſo hält man ſich denn lieber an
Götter gewöhnlicheren Schlags.

In dem Vordergrund ſteht der freundliche Himmels-
könig Amida, der nach chineſiſchem Vorbild auch in
Japan ganz die Stelle Buddhas eingenommen hat.
Keine Gebetsformel wird ſo oft geſprochen als die:
„Namu Amida Butſu“. Die eigentlichen Penaten oder
Hausgötter ſind die ſieben Glücksgötter, nämlich die
Götter des Ruhms, der Liebe, der Geſcheitheit, des
Reichtums, der Nahrungsmittel, der Zufriedenheit und
des langen Lebens. Beſonders beliebt ſind, dem Ge-
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[238/0252] haben. Man konnte ſich in grobſinnlicher, maſſiver, nicht ſelten auch übertriebener Ausmalung heidniſcher Greuel vielfach nicht genug thun; man kommt damit dem Sinnenkitzel und Gruſelbedürfnis der niedrigen Inſtinkte entgegen, aber den feineren Geſchmack und die beſſeren Empfindungen ſtößt man ab. Unter den Tauſenden von buddhiſtiſchen Göttern iſt am ſchlechteſten eigentlich Buddha ſelbſt weggekommen. Zwar hat man es nicht unterlaſſen können, ihn, den Atheiſten, der von keiner Gottheit wiſſen wollte, theo- retiſch zu dem oberſten der Götter zu erheben, aber praktiſch iſt er ſo gut wie zur Ruhe geſetzt. Ihm iſt es gegangen wie unſerm Herrgott bei einem Teil ſeines chriſtlichen Volkes. Den großen Gott im Himmel droben, der ſo unendlich heilig und erhaben über der ſündigen Welt thront, konnte man nicht begreifen und erfaſſen, man fühlte ſich ihm fremd und fern, und gern iſt man etwas tiefer herabgeſtiegen zu ſolchen, die der Menſchheit näher ſtehen, zu der freundlichen Himmels- königin Maria und zu den Heiligen. So war auch der „Erleuchtete“ dem Volke zu hoch, man konnte ihn nicht verſtehen, und ſo hält man ſich denn lieber an Götter gewöhnlicheren Schlags. In dem Vordergrund ſteht der freundliche Himmels- könig Amida, der nach chineſiſchem Vorbild auch in Japan ganz die Stelle Buddhas eingenommen hat. Keine Gebetsformel wird ſo oft geſprochen als die: „Namu Amida Butſu“. Die eigentlichen Penaten oder Hausgötter ſind die ſieben Glücksgötter, nämlich die Götter des Ruhms, der Liebe, der Geſcheitheit, des Reichtums, der Nahrungsmittel, der Zufriedenheit und des langen Lebens. Beſonders beliebt ſind, dem Ge- ſchmack der Menge entſprechend, Daikoku, der Gott des

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Zitationshilfe: Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/munzinger_japaner_1898/252>, abgerufen am 22.11.2024.