was ich dort sah und hörte, doch stets den besten Ein- druck auf mich. Der Chefarzt hatte in Deutschland studiert und stand auf der Höhe der Wissenschaft. Die Geschäftsführung war, ohne umständlich zu sein, äußerst prompt.
Die mustergiltige Organisation von Heer und Flotte ist durch den japanisch-chinesischen Krieg genugsam be- kannt geworden. Wohl haben sie auch ihre fremden Ratgeber gehabt, aber ebensoviel als sie hat der mili- tärische Geist des alten Japan gethan. Darin hat die neue Zeit keine Änderung hervorgebracht: Das Kriegs- wesen ist das Steckenpferd des modernen Japan ge- blieben, für welches ihm kein Geld zuviel ist. Als Soldaten sind sie mutig und ausdauernd. Tapfer im Kampf und tollkühn in der Gefahr, gehen sie ohne Furcht dem Tode entgegen. Wenige Völker haben so viele wirkliche Helden aufzuweisen wie die Japaner. So klein sie sind und so schwächlich sie aussehen, so sind sie doch zäh im Ertragen von Beschwerden. Europa wird gut daran thun, mit ihnen als mit ebenbürtigen Gegnern zu rechnen.
Die Japaner wollen glänzen und eine glänzende Rolle in der Politik der Völker, im Leben der Nationen zu spielen, ist ihr feuriges Streben. Vor wenigen Jahren hat der Staatsmann Graf Okuma den Aus- spruch gethan, daß in der Mitte des zwanzigsten Jahr- hunderts Japan auf den Steppen Centralasiens gegen Europa um die Weltherrschaft kämpfen werde. Das war ein großes Wort gelassen ausgesprochen, und wenn es so ernst zu nehmen wäre, als es erst gemeint war, dann thäten wir gut daran, das bekannte Bild unseres Kaisers und die Worte, die er darunter setzte: "Ihr Völker Europas, wahret eure heiligsten Güter", nicht
was ich dort ſah und hörte, doch ſtets den beſten Ein- druck auf mich. Der Chefarzt hatte in Deutſchland ſtudiert und ſtand auf der Höhe der Wiſſenſchaft. Die Geſchäftsführung war, ohne umſtändlich zu ſein, äußerſt prompt.
Die muſtergiltige Organiſation von Heer und Flotte iſt durch den japaniſch-chineſiſchen Krieg genugſam be- kannt geworden. Wohl haben ſie auch ihre fremden Ratgeber gehabt, aber ebenſoviel als ſie hat der mili- täriſche Geiſt des alten Japan gethan. Darin hat die neue Zeit keine Änderung hervorgebracht: Das Kriegs- weſen iſt das Steckenpferd des modernen Japan ge- blieben, für welches ihm kein Geld zuviel iſt. Als Soldaten ſind ſie mutig und ausdauernd. Tapfer im Kampf und tollkühn in der Gefahr, gehen ſie ohne Furcht dem Tode entgegen. Wenige Völker haben ſo viele wirkliche Helden aufzuweiſen wie die Japaner. So klein ſie ſind und ſo ſchwächlich ſie ausſehen, ſo ſind ſie doch zäh im Ertragen von Beſchwerden. Europa wird gut daran thun, mit ihnen als mit ebenbürtigen Gegnern zu rechnen.
Die Japaner wollen glänzen und eine glänzende Rolle in der Politik der Völker, im Leben der Nationen zu ſpielen, iſt ihr feuriges Streben. Vor wenigen Jahren hat der Staatsmann Graf Okuma den Aus- ſpruch gethan, daß in der Mitte des zwanzigſten Jahr- hunderts Japan auf den Steppen Centralaſiens gegen Europa um die Weltherrſchaft kämpfen werde. Das war ein großes Wort gelaſſen ausgeſprochen, und wenn es ſo ernſt zu nehmen wäre, als es erſt gemeint war, dann thäten wir gut daran, das bekannte Bild unſeres Kaiſers und die Worte, die er darunter ſetzte: „Ihr Völker Europas, wahret eure heiligſten Güter“, nicht
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was ich dort ſah und hörte, doch ſtets den beſten Ein-
druck auf mich. Der Chefarzt hatte in Deutſchland
ſtudiert und ſtand auf der Höhe der Wiſſenſchaft. Die
Geſchäftsführung war, ohne umſtändlich zu ſein, äußerſt
prompt.
Die muſtergiltige Organiſation von Heer und Flotte
iſt durch den japaniſch-chineſiſchen Krieg genugſam be-
kannt geworden. Wohl haben ſie auch ihre fremden
Ratgeber gehabt, aber ebenſoviel als ſie hat der mili-
täriſche Geiſt des alten Japan gethan. Darin hat die
neue Zeit keine Änderung hervorgebracht: Das Kriegs-
weſen iſt das Steckenpferd des modernen Japan ge-
blieben, für welches ihm kein Geld zuviel iſt. Als
Soldaten ſind ſie mutig und ausdauernd. Tapfer im
Kampf und tollkühn in der Gefahr, gehen ſie ohne
Furcht dem Tode entgegen. Wenige Völker haben ſo
viele wirkliche Helden aufzuweiſen wie die Japaner.
So klein ſie ſind und ſo ſchwächlich ſie ausſehen, ſo
ſind ſie doch zäh im Ertragen von Beſchwerden. Europa
wird gut daran thun, mit ihnen als mit ebenbürtigen
Gegnern zu rechnen.
Die Japaner wollen glänzen und eine glänzende
Rolle in der Politik der Völker, im Leben der Nationen
zu ſpielen, iſt ihr feuriges Streben. Vor wenigen
Jahren hat der Staatsmann Graf Okuma den Aus-
ſpruch gethan, daß in der Mitte des zwanzigſten Jahr-
hunderts Japan auf den Steppen Centralaſiens gegen
Europa um die Weltherrſchaft kämpfen werde. Das
war ein großes Wort gelaſſen ausgeſprochen, und wenn
es ſo ernſt zu nehmen wäre, als es erſt gemeint war,
dann thäten wir gut daran, das bekannte Bild unſeres
Kaiſers und die Worte, die er darunter ſetzte: „Ihr
Völker Europas, wahret eure heiligſten Güter“, nicht
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Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/munzinger_japaner_1898/194>, abgerufen am 25.11.2024.
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