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Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898.

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davon überzeugen können, welch' bewundernswerte Re-
sultate hier erzielt werden.

Auch das höhere Schulwesen wurde in dem neuen
Zeitalter der Aufklärung einer gründlichen Revision
unterworfen. Der alte konfuzianische Gelehrte, welcher
eine immer größere Seltenheit wird, und der moderne
japanische Professor der Universität stehen sich wie Men-
schen aus zwei völlig verschiedenen Welten gegenüber.
Es giebt heute keine Fachschulen in Europa, die man
nicht auch in Japan besäße. Von den bedeutendsten Re-
gierungsschulen seien hier nur einige erwähnt: Gymna-
sien niederer und höherer Ordnung, Realschulen, Lehrer-
bildungsanstalten, technische Schulen, die Kunstschule, die
Adelsschule, die Marineakademie, die Kadettenanstalt,
die Kriegsschule und die Musikakademie für europäische
und chinesische Musik. Weitaus die meisten sind in
Tokyo, dem Mittelpunkt der japanischen Bildung. Hier
befindet sich denn auch die Krone der Schulen, die
Universität. Zwar ist neuerdings noch eine zweite Hoch-
schule in Kyoto eröffnet worden, doch ist dieselbe vor-
erst noch in der Entwicklung begriffen. Die Universität
zu Tokyo hat ungefähr tausend Schüler. In ihrer äuße-
ren Einrichtung ist sie nach amerikanischem "College"-
System organisiert. Sie zerfällt in sechs Fakultäten:
Rechtswissenschaft, Litteratur (Philologie, Philosophie,
Geschichte etc.), Naturwissenschaften, Technik, Medizin
und Landwirtschaft. Eine theologische Fakultät giebt es
nicht. Die medizinische Abteilung steht ganz, die littera-
rische, rechtswissenschaftliche und landwirtschaftliche teil-
weise unter deutschem Einfluß. Nicht nur, daß in den
letzten Jahrzehnten beständig acht bis zwölf deutsche
Professoren hier unterrichteten; auch die japanischen
Lehrer haben meistens in Deutschland studiert. Wie

davon überzeugen können, welch’ bewundernswerte Re-
ſultate hier erzielt werden.

Auch das höhere Schulweſen wurde in dem neuen
Zeitalter der Aufklärung einer gründlichen Reviſion
unterworfen. Der alte konfuzianiſche Gelehrte, welcher
eine immer größere Seltenheit wird, und der moderne
japaniſche Profeſſor der Univerſität ſtehen ſich wie Men-
ſchen aus zwei völlig verſchiedenen Welten gegenüber.
Es giebt heute keine Fachſchulen in Europa, die man
nicht auch in Japan beſäße. Von den bedeutendſten Re-
gierungsſchulen ſeien hier nur einige erwähnt: Gymna-
ſien niederer und höherer Ordnung, Realſchulen, Lehrer-
bildungsanſtalten, techniſche Schulen, die Kunſtſchule, die
Adelsſchule, die Marineakademie, die Kadettenanſtalt,
die Kriegsſchule und die Muſikakademie für europäiſche
und chineſiſche Muſik. Weitaus die meiſten ſind in
Tokyo, dem Mittelpunkt der japaniſchen Bildung. Hier
befindet ſich denn auch die Krone der Schulen, die
Univerſität. Zwar iſt neuerdings noch eine zweite Hoch-
ſchule in Kyoto eröffnet worden, doch iſt dieſelbe vor-
erſt noch in der Entwicklung begriffen. Die Univerſität
zu Tokyo hat ungefähr tauſend Schüler. In ihrer äuße-
ren Einrichtung iſt ſie nach amerikaniſchem „College“-
Syſtem organiſiert. Sie zerfällt in ſechs Fakultäten:
Rechtswiſſenſchaft, Litteratur (Philologie, Philoſophie,
Geſchichte ꝛc.), Naturwiſſenſchaften, Technik, Medizin
und Landwirtſchaft. Eine theologiſche Fakultät giebt es
nicht. Die mediziniſche Abteilung ſteht ganz, die littera-
riſche, rechtswiſſenſchaftliche und landwirtſchaftliche teil-
weiſe unter deutſchem Einfluß. Nicht nur, daß in den
letzten Jahrzehnten beſtändig acht bis zwölf deutſche
Profeſſoren hier unterrichteten; auch die japaniſchen
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[91/0105] davon überzeugen können, welch’ bewundernswerte Re- ſultate hier erzielt werden. Auch das höhere Schulweſen wurde in dem neuen Zeitalter der Aufklärung einer gründlichen Reviſion unterworfen. Der alte konfuzianiſche Gelehrte, welcher eine immer größere Seltenheit wird, und der moderne japaniſche Profeſſor der Univerſität ſtehen ſich wie Men- ſchen aus zwei völlig verſchiedenen Welten gegenüber. Es giebt heute keine Fachſchulen in Europa, die man nicht auch in Japan beſäße. Von den bedeutendſten Re- gierungsſchulen ſeien hier nur einige erwähnt: Gymna- ſien niederer und höherer Ordnung, Realſchulen, Lehrer- bildungsanſtalten, techniſche Schulen, die Kunſtſchule, die Adelsſchule, die Marineakademie, die Kadettenanſtalt, die Kriegsſchule und die Muſikakademie für europäiſche und chineſiſche Muſik. Weitaus die meiſten ſind in Tokyo, dem Mittelpunkt der japaniſchen Bildung. Hier befindet ſich denn auch die Krone der Schulen, die Univerſität. Zwar iſt neuerdings noch eine zweite Hoch- ſchule in Kyoto eröffnet worden, doch iſt dieſelbe vor- erſt noch in der Entwicklung begriffen. Die Univerſität zu Tokyo hat ungefähr tauſend Schüler. In ihrer äuße- ren Einrichtung iſt ſie nach amerikaniſchem „College“- Syſtem organiſiert. Sie zerfällt in ſechs Fakultäten: Rechtswiſſenſchaft, Litteratur (Philologie, Philoſophie, Geſchichte ꝛc.), Naturwiſſenſchaften, Technik, Medizin und Landwirtſchaft. Eine theologiſche Fakultät giebt es nicht. Die mediziniſche Abteilung ſteht ganz, die littera- riſche, rechtswiſſenſchaftliche und landwirtſchaftliche teil- weiſe unter deutſchem Einfluß. Nicht nur, daß in den letzten Jahrzehnten beſtändig acht bis zwölf deutſche Profeſſoren hier unterrichteten; auch die japaniſchen Lehrer haben meiſtens in Deutſchland ſtudiert. Wie

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Zitationshilfe: Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/munzinger_japaner_1898/105>, abgerufen am 24.11.2024.