Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772.Vorstellungen und Begriffe unter Einer Benennung zu erinnern, um nicht jedesmahl die einzelnen im Reden oder Denken zu wiederhohlen: und dazu hat man das Wort Person für das Beste gehalten. Finde ich alsdenn einen Widerspruch, wenn ich sage: Es ist ein Gott, aber ich erkenne in ihm drey Personen, so ist es die Schuld meines Verstandes, daß er die richtigen Begriffe nicht ge- genwärtig hat, und andre, die ihm zuerst einfallen, oder die er gewöhnlich mit dem Worte Gott und Person denkt, damit verbindet. Es würde mir wie dem Jndianer gehen, wenn ich die Sache als ungereimt verwerfen wollte, da jener nachher glaubt, ich habe ihm eine Unwahrheit gesagt, weil er erfahren, daß Eis im Sommer oder beym Feuer wieder zu Wasser werde. Jch denke mir die Versöhnung Christi, ohne daß könnte,
Vorſtellungen und Begriffe unter Einer Benennung zu erinnern, um nicht jedesmahl die einzelnen im Reden oder Denken zu wiederhohlen: und dazu hat man das Wort Perſon fuͤr das Beſte gehalten. Finde ich alsdenn einen Widerſpruch, wenn ich ſage: Es iſt ein Gott, aber ich erkenne in ihm drey Perſonen, ſo iſt es die Schuld meines Verſtandes, daß er die richtigen Begriffe nicht ge- genwaͤrtig hat, und andre, die ihm zuerſt einfallen, oder die er gewoͤhnlich mit dem Worte Gott und Perſon denkt, damit verbindet. Es wuͤrde mir wie dem Jndianer gehen, wenn ich die Sache als ungereimt verwerfen wollte, da jener nachher glaubt, ich habe ihm eine Unwahrheit geſagt, weil er erfahren, daß Eis im Sommer oder beym Feuer wieder zu Waſſer werde. Jch denke mir die Verſoͤhnung Chriſti, ohne daß koͤnnte,
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Vorſtellungen und Begriffe unter Einer Benennung zu
erinnern, um nicht jedesmahl die einzelnen im Reden
oder Denken zu wiederhohlen: und dazu hat man das
Wort Perſon fuͤr das Beſte gehalten. Finde ich alsdenn
einen Widerſpruch, wenn ich ſage: Es iſt ein Gott, aber
ich erkenne in ihm drey Perſonen, ſo iſt es die Schuld
meines Verſtandes, daß er die richtigen Begriffe nicht ge-
genwaͤrtig hat, und andre, die ihm zuerſt einfallen, oder
die er gewoͤhnlich mit dem Worte Gott und Perſon denkt,
damit verbindet. Es wuͤrde mir wie dem Jndianer gehen,
wenn ich die Sache als ungereimt verwerfen wollte, da jener
nachher glaubt, ich habe ihm eine Unwahrheit geſagt,
weil er erfahren, daß Eis im Sommer oder beym Feuer
wieder zu Waſſer werde.
Jch denke mir die Verſoͤhnung Chriſti, ohne daß
mein Verſtand den geringſten Anſtoß dabey findet. Ueber-
zeugt von der Wichtigkeit zu meiner Gluͤckſeeligkeit, gewiß
zu wiſſen, daß meine Handlungen Gott nicht gleichguͤltig
ſind, erfahre ich mit der groͤßeſten hiſtoriſchen Gewißheit,
daß Chriſtus gelebt, und bewieſen, er ſtehe mit Gott in
Verbindung, indem er Sachen that, die durch keine natuͤr-
liche Urſachen erklaͤrt werden koͤnnen. Er verſichert mich
ſeiner Freundſchaft, ich kann keinen Vortheil, den er von
mir erwarte, noch Abſicht erdenken, die ihn mich zu hin-
tergehen veranlaſſen koͤnnten. Jch bin geneigt, meinem
Freunde in einer Sache zu glauben, von der ich aus ſei-
nen vorhergegangenen Handlungen geſehen, daß er mehr
Kenntniß als ich habe, wenn nur der Verſtand nichts
widerſprechendes darin findet. Chriſtus ſagt mir, daß er
die Geſinnungen Gottes wiſſe, und daß Gott ſelbſt durch
ihn mit mir rede; die beſte Art, ſo ich hoffen konnte, jene
zu erfahren. Die Lehren, ſo er mir giebt, ſtimmen mit
demjenigen uͤberein, was ich aus der Vernunft zu meinem
Gluͤck fuͤr noͤthig erkenne: ich wußte aber zugleich, daß ich
bey der Anwendung derſelben leicht in Jrrthum verfallen
koͤnnte,
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