in der Nähe zu betrachten Gelegenheit haben, wird gewiß eine von den angenehmsten Würkungen seyn, die dort der Gebrauch unsrer verbesserten und vielleicht auch vermehr- ten Sinne für uns haben wird. Und worin auch nun im- mer die sinnlichen Freuden in der Ewigkeit bestehen wer- den, so werden sie doch nie sündlich seyn, so wird die Begierde nach ihnen nie eine Gott misfällige Art der Be- friedigung suchen, und uns zur Abweichung von ihm ver- leiten können.
Noch größere Freuden wird uns die Verbesserung unsrer höhern Kräfte und die Gelegenheit gewähren, die wir finden werden, sie immer vollkommener zu machen. Dem Jrrthum werden wir dann nicht mehr unterworfen seyn. Unsre Seele wird nur die lauterste und fruchtbarste Wahrheit denken. Welch ein unerschöpfliches Meer von Wahrheiten, deren Erkenntniß die seeligste Wollust ver- ursachen wird, wird für uns die Uendlichkeit Gottes seyn! Was für neue Vollkommenheiten werden wir nicht an ihm entdecken, und in welch einem hellern Lichte diejenigen kennen lernen, die wir hier schon, da wir sie nur in dunk- ler Ferne erblicken, an ihm bewundern! Seine Güte, seine Weisheit, seine Macht, die wir hier aus seinen Werken hervorstralen sehen, von denen wir nur sehr we- nige kennen, und keines ganz durchschauen, erfüllen uns schon mit Freude, so oft wir über sie nachdenken: was werden wir dort für Lust daran haben, wenn wir einen so viel größern Schauplatz derselben betreten, und mit un- sern Nachforschungen immer tiefer in ihre innere Beschaf- fenheit eindringen werden! -- Hier erblicken wir nur hin und wieder einige Fußstapfen Gottes auf den Wegen sei- ner Vorsehung: dort werden wir den weisen und einfachen Plan seiner Weltregierung völliger übersehen, und Gott überall finden, ihn überall seiner würdig handeln sehen, wo wir hier vielleicht geglaubt oder befürchtet haben, daß er nicht Theil an den Begebenheiten der Welt nehmen
möchte.
P
in der Naͤhe zu betrachten Gelegenheit haben, wird gewiß eine von den angenehmſten Wuͤrkungen ſeyn, die dort der Gebrauch unſrer verbeſſerten und vielleicht auch vermehr- ten Sinne fuͤr uns haben wird. Und worin auch nun im- mer die ſinnlichen Freuden in der Ewigkeit beſtehen wer- den, ſo werden ſie doch nie ſuͤndlich ſeyn, ſo wird die Begierde nach ihnen nie eine Gott misfaͤllige Art der Be- friedigung ſuchen, und uns zur Abweichung von ihm ver- leiten koͤnnen.
Noch groͤßere Freuden wird uns die Verbeſſerung unſrer hoͤhern Kraͤfte und die Gelegenheit gewaͤhren, die wir finden werden, ſie immer vollkommener zu machen. Dem Jrrthum werden wir dann nicht mehr unterworfen ſeyn. Unſre Seele wird nur die lauterſte und fruchtbarſte Wahrheit denken. Welch ein unerſchoͤpfliches Meer von Wahrheiten, deren Erkenntniß die ſeeligſte Wolluſt ver- urſachen wird, wird fuͤr uns die Uendlichkeit Gottes ſeyn! Was fuͤr neue Vollkommenheiten werden wir nicht an ihm entdecken, und in welch einem hellern Lichte diejenigen kennen lernen, die wir hier ſchon, da wir ſie nur in dunk- ler Ferne erblicken, an ihm bewundern! Seine Guͤte, ſeine Weisheit, ſeine Macht, die wir hier aus ſeinen Werken hervorſtralen ſehen, von denen wir nur ſehr we- nige kennen, und keines ganz durchſchauen, erfuͤllen uns ſchon mit Freude, ſo oft wir uͤber ſie nachdenken: was werden wir dort fuͤr Luſt daran haben, wenn wir einen ſo viel groͤßern Schauplatz derſelben betreten, und mit un- ſern Nachforſchungen immer tiefer in ihre innere Beſchaf- fenheit eindringen werden! — Hier erblicken wir nur hin und wieder einige Fußſtapfen Gottes auf den Wegen ſei- ner Vorſehung: dort werden wir den weiſen und einfachen Plan ſeiner Weltregierung voͤlliger uͤberſehen, und Gott uͤberall finden, ihn uͤberall ſeiner wuͤrdig handeln ſehen, wo wir hier vielleicht geglaubt oder befuͤrchtet haben, daß er nicht Theil an den Begebenheiten der Welt nehmen
moͤchte.
P
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in der Naͤhe zu betrachten Gelegenheit haben, wird gewiß
eine von den angenehmſten Wuͤrkungen ſeyn, die dort der
Gebrauch unſrer verbeſſerten und vielleicht auch vermehr-
ten Sinne fuͤr uns haben wird. Und worin auch nun im-
mer die ſinnlichen Freuden in der Ewigkeit beſtehen wer-
den, ſo werden ſie doch nie ſuͤndlich ſeyn, ſo wird die
Begierde nach ihnen nie eine Gott misfaͤllige Art der Be-
friedigung ſuchen, und uns zur Abweichung von ihm ver-
leiten koͤnnen.
Noch groͤßere Freuden wird uns die Verbeſſerung
unſrer hoͤhern Kraͤfte und die Gelegenheit gewaͤhren, die
wir finden werden, ſie immer vollkommener zu machen.
Dem Jrrthum werden wir dann nicht mehr unterworfen
ſeyn. Unſre Seele wird nur die lauterſte und fruchtbarſte
Wahrheit denken. Welch ein unerſchoͤpfliches Meer von
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urſachen wird, wird fuͤr uns die Uendlichkeit Gottes ſeyn!
Was fuͤr neue Vollkommenheiten werden wir nicht an
ihm entdecken, und in welch einem hellern Lichte diejenigen
kennen lernen, die wir hier ſchon, da wir ſie nur in dunk-
ler Ferne erblicken, an ihm bewundern! Seine Guͤte,
ſeine Weisheit, ſeine Macht, die wir hier aus ſeinen
Werken hervorſtralen ſehen, von denen wir nur ſehr we-
nige kennen, und keines ganz durchſchauen, erfuͤllen uns
ſchon mit Freude, ſo oft wir uͤber ſie nachdenken: was
werden wir dort fuͤr Luſt daran haben, wenn wir einen ſo
viel groͤßern Schauplatz derſelben betreten, und mit un-
ſern Nachforſchungen immer tiefer in ihre innere Beſchaf-
fenheit eindringen werden! — Hier erblicken wir nur hin
und wieder einige Fußſtapfen Gottes auf den Wegen ſei-
ner Vorſehung: dort werden wir den weiſen und einfachen
Plan ſeiner Weltregierung voͤlliger uͤberſehen, und Gott
uͤberall finden, ihn uͤberall ſeiner wuͤrdig handeln ſehen,
wo wir hier vielleicht geglaubt oder befuͤrchtet haben, daß
er nicht Theil an den Begebenheiten der Welt nehmen
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Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muenter_bekehren_1772/237>, abgerufen am 06.07.2024.
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