Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772.Wege er nun von seiner Verirrung zurückgekommen sey. Er äußerte die Besorgniß, die er hatte, daß sein Freund, der Graf Brandt, durch seine natürliche Lebhaftigkeit noch an dem Ernst gehindert werden möchte, mit wel- chem er itzt über die Religion und seinen Zustand billig nachdenken müßte. Da der Graf Brandt immer noch mehr von der Wahrheit der Religion geglaubt als er, und auch wohl in seinen Unterredungen ihm das zu er- kennen gegeben hätte, so hoffe er, es solle demselben nicht allein angenehm seyn, wenn er hörte, daß er nun zur Ueberzeugung gekommen sey, sondern auch auf das Herz seines Freundes einen guten Eindruck machen. Er habe sich zwar sonst nicht darauf eingelassen, wenn Graf Brandt mit ihm über die Religion habe reden wollen: itzt hielte er es für seine Pflicht ihm seine gegenwärtigen Gesinnungen darüber bekannt machen zu lassen. Und das um so viel mehr, da er an dem Unglücke desselben mit Schuld sey. -- Das Buch des Herrn D. Leß von der Wahrheit und
Wege er nun von ſeiner Verirrung zuruͤckgekommen ſey. Er aͤußerte die Beſorgniß, die er hatte, daß ſein Freund, der Graf Brandt, durch ſeine natuͤrliche Lebhaftigkeit noch an dem Ernſt gehindert werden moͤchte, mit wel- chem er itzt uͤber die Religion und ſeinen Zuſtand billig nachdenken muͤßte. Da der Graf Brandt immer noch mehr von der Wahrheit der Religion geglaubt als er, und auch wohl in ſeinen Unterredungen ihm das zu er- kennen gegeben haͤtte, ſo hoffe er, es ſolle demſelben nicht allein angenehm ſeyn, wenn er hoͤrte, daß er nun zur Ueberzeugung gekommen ſey, ſondern auch auf das Herz ſeines Freundes einen guten Eindruck machen. Er habe ſich zwar ſonſt nicht darauf eingelaſſen, wenn Graf Brandt mit ihm uͤber die Religion habe reden wollen: itzt hielte er es fuͤr ſeine Pflicht ihm ſeine gegenwaͤrtigen Geſinnungen daruͤber bekannt machen zu laſſen. Und das um ſo viel mehr, da er an dem Ungluͤcke deſſelben mit Schuld ſey. — Das Buch des Herrn D. Leß von der Wahrheit und
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Wege er nun von ſeiner Verirrung zuruͤckgekommen ſey.
Er aͤußerte die Beſorgniß, die er hatte, daß ſein Freund,
der Graf Brandt, durch ſeine natuͤrliche Lebhaftigkeit
noch an dem Ernſt gehindert werden moͤchte, mit wel-
chem er itzt uͤber die Religion und ſeinen Zuſtand billig
nachdenken muͤßte. Da der Graf Brandt immer noch
mehr von der Wahrheit der Religion geglaubt als er,
und auch wohl in ſeinen Unterredungen ihm das zu er-
kennen gegeben haͤtte, ſo hoffe er, es ſolle demſelben nicht
allein angenehm ſeyn, wenn er hoͤrte, daß er nun zur
Ueberzeugung gekommen ſey, ſondern auch auf das Herz
ſeines Freundes einen guten Eindruck machen. Er habe
ſich zwar ſonſt nicht darauf eingelaſſen, wenn Graf
Brandt mit ihm uͤber die Religion habe reden wollen:
itzt hielte er es fuͤr ſeine Pflicht ihm ſeine gegenwaͤrtigen
Geſinnungen daruͤber bekannt machen zu laſſen. Und
das um ſo viel mehr, da er an dem Ungluͤcke deſſelben
mit Schuld ſey. —
Das Buch des Herrn D. Leß von der Wahrheit
der chriſtlichen Religion, war in dieſen letzten Tage die
Lectuͤre des Grafen geweſen. Er hatte in demſelben den
Beweis vollendet, der aus den Weißagungen Chriſti fuͤr
die Goͤttlichkeit ſeiner Sendung gefuͤhrt wird, und laß
eben die Betrachtung uͤber die Wunder des Abts Paris.
Er konnte es nicht begreifen, warum man in Frankreich
uͤber dieſe Sache, die ſo ſehr viel Aufſehen machte,
damals keine gerichtliche Unterſuchung anſtellte, und
wuͤnſchte, daß dieß itzt noch, da vermuhtlich noch Augen-
zeugen vorhanden waͤren, geſchehen moͤchte. Jnzwiſchen
ſagte er, waͤre er ſehr geneigt, die ganze Geſchichte, ob
man gleich vieles in derſelben aus natuͤrlichen Urſachen
ſchwerlich werde zu erklaͤren wiſſen, fuͤr eine Wirkung
der Schwaͤrmerey zu halten. Das Betragen des Monge-
ron, als er die Sache unterſucht, ſey wuͤrklich enthuſiaſtiſch,
und
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