Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite



der Wahrheit der Auferstehung Jesu überzeugen. Die
Juden stellten gar keine gerichtliche Untersuchung der
Sache an, ob Sie gleich die beste Gelegenheit dazu
hatten, und ihnen viel daran gelegen war, zu zeigen,
daß nichts daran sey. Auch rechne ich die Ausbreitung
des Christenthums hieher, die ohne die Wahrheit der
Auferstehung Jesu auf die Art nicht möglich gewesen
wäre, wie sie geschehen ist, und mit der die Ausbreitung
der Lehre Mahomets in Ansehung der beyderseitigen Mit-
tel gar nicht verglichen werden kann. Jch wünschte aber
doch noch zu wissen, ob man nicht in Profanseribenten
von Christo und seiner Auferstehung Zeugnisse findet?

Jch erzählte ihm hierauf, was im Sveton, Ta-
citus, Plinius und Josephus von Christo und den ersten
Christen vorkommt. Von der bekannten Stelle des
letztern, deren Jnhalt ich ihm fast mit den da stehenden
Worten vortrug, gestund ich ihm sogleich, daß sie selbst
von christlichen Gelehrten für untergeschoben erklärt wür-
de, ich fände es selbst auch nicht glaublich, daß sie ganz,
so wie sie da stünde, von Josephus herrühren sollte.
Hier zeigte ich ihm, wie sie etwa habe verfälscht werden
können. Es sey nicht zu vermuhten, daß Josephus,
der so viele Kleinigkeiten erzählte, von einer so merkwür-
digen Person, als Jesus doch immer gewesen, gar nichts
sollte gesagt haben. Und hätte er würklich seiner nicht
Erwähnung gethan, so sey daß ein sicherer Beweis,
daß er, aus welcher Ursache es auch sey, es nicht habe
wagen wollen; und schon darin liege ein stillschweigendes
Geständniß u. s. w.

Ob ich gleich gestehen muß, fuhr er fort, daß
die Auferstehung Jesu sehr glaubwürdig ist, so ist es mir
doch bedenklich, daß Jesus nach seiner Auferstehung
sich seinen Feinden nicht gezeigt hat. Man hat diesen

Zwei-



der Wahrheit der Auferſtehung Jeſu uͤberzeugen. Die
Juden ſtellten gar keine gerichtliche Unterſuchung der
Sache an, ob Sie gleich die beſte Gelegenheit dazu
hatten, und ihnen viel daran gelegen war, zu zeigen,
daß nichts daran ſey. Auch rechne ich die Ausbreitung
des Chriſtenthums hieher, die ohne die Wahrheit der
Auferſtehung Jeſu auf die Art nicht moͤglich geweſen
waͤre, wie ſie geſchehen iſt, und mit der die Ausbreitung
der Lehre Mahomets in Anſehung der beyderſeitigen Mit-
tel gar nicht verglichen werden kann. Jch wuͤnſchte aber
doch noch zu wiſſen, ob man nicht in Profanſeribenten
von Chriſto und ſeiner Auferſtehung Zeugniſſe findet?

Jch erzaͤhlte ihm hierauf, was im Sveton, Ta-
citus, Plinius und Joſephus von Chriſto und den erſten
Chriſten vorkommt. Von der bekannten Stelle des
letztern, deren Jnhalt ich ihm faſt mit den da ſtehenden
Worten vortrug, geſtund ich ihm ſogleich, daß ſie ſelbſt
von chriſtlichen Gelehrten fuͤr untergeſchoben erklaͤrt wuͤr-
de, ich faͤnde es ſelbſt auch nicht glaublich, daß ſie ganz,
ſo wie ſie da ſtuͤnde, von Joſephus herruͤhren ſollte.
Hier zeigte ich ihm, wie ſie etwa habe verfaͤlſcht werden
koͤnnen. Es ſey nicht zu vermuhten, daß Joſephus,
der ſo viele Kleinigkeiten erzaͤhlte, von einer ſo merkwuͤr-
digen Perſon, als Jeſus doch immer geweſen, gar nichts
ſollte geſagt haben. Und haͤtte er wuͤrklich ſeiner nicht
Erwaͤhnung gethan, ſo ſey daß ein ſicherer Beweis,
daß er, aus welcher Urſache es auch ſey, es nicht habe
wagen wollen; und ſchon darin liege ein ſtillſchweigendes
Geſtaͤndniß u. ſ. w.

Ob ich gleich geſtehen muß, fuhr er fort, daß
die Auferſtehung Jeſu ſehr glaubwuͤrdig iſt, ſo iſt es mir
doch bedenklich, daß Jeſus nach ſeiner Auferſtehung
ſich ſeinen Feinden nicht gezeigt hat. Man hat dieſen

Zwei-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0108" n="96"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
der Wahrheit der Aufer&#x017F;tehung Je&#x017F;u u&#x0364;berzeugen. Die<lb/>
Juden &#x017F;tellten gar keine gerichtliche Unter&#x017F;uchung der<lb/>
Sache an, ob Sie gleich die be&#x017F;te Gelegenheit dazu<lb/>
hatten, und ihnen viel daran gelegen war, zu zeigen,<lb/>
daß nichts daran &#x017F;ey. Auch rechne ich die Ausbreitung<lb/>
des Chri&#x017F;tenthums hieher, die ohne die Wahrheit der<lb/>
Aufer&#x017F;tehung Je&#x017F;u auf die Art nicht mo&#x0364;glich gewe&#x017F;en<lb/>
wa&#x0364;re, wie &#x017F;ie ge&#x017F;chehen i&#x017F;t, und mit der die Ausbreitung<lb/>
der Lehre Mahomets in An&#x017F;ehung der beyder&#x017F;eitigen Mit-<lb/>
tel gar nicht verglichen werden kann. Jch wu&#x0364;n&#x017F;chte aber<lb/>
doch noch zu wi&#x017F;&#x017F;en, ob man nicht in Profan&#x017F;eribenten<lb/>
von Chri&#x017F;to und &#x017F;einer Aufer&#x017F;tehung Zeugni&#x017F;&#x017F;e findet?</p><lb/>
        <p>Jch erza&#x0364;hlte ihm hierauf, was im Sveton, Ta-<lb/>
citus, Plinius und Jo&#x017F;ephus von Chri&#x017F;to und den er&#x017F;ten<lb/>
Chri&#x017F;ten vorkommt. Von der bekannten Stelle des<lb/>
letztern, deren Jnhalt ich ihm fa&#x017F;t mit den da &#x017F;tehenden<lb/>
Worten vortrug, ge&#x017F;tund ich ihm &#x017F;ogleich, daß &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
von chri&#x017F;tlichen Gelehrten fu&#x0364;r unterge&#x017F;choben erkla&#x0364;rt wu&#x0364;r-<lb/>
de, ich fa&#x0364;nde es &#x017F;elb&#x017F;t auch nicht glaublich, daß &#x017F;ie ganz,<lb/>
&#x017F;o wie &#x017F;ie da &#x017F;tu&#x0364;nde, von Jo&#x017F;ephus herru&#x0364;hren &#x017F;ollte.<lb/>
Hier zeigte ich ihm, wie &#x017F;ie etwa habe verfa&#x0364;l&#x017F;cht werden<lb/>
ko&#x0364;nnen. Es &#x017F;ey nicht zu vermuhten, daß Jo&#x017F;ephus,<lb/>
der &#x017F;o viele Kleinigkeiten erza&#x0364;hlte, von einer &#x017F;o merkwu&#x0364;r-<lb/>
digen Per&#x017F;on, als Je&#x017F;us doch immer gewe&#x017F;en, gar nichts<lb/>
&#x017F;ollte ge&#x017F;agt haben. Und ha&#x0364;tte er wu&#x0364;rklich &#x017F;einer nicht<lb/>
Erwa&#x0364;hnung gethan, &#x017F;o &#x017F;ey daß ein &#x017F;icherer Beweis,<lb/>
daß er, aus welcher Ur&#x017F;ache es auch &#x017F;ey, es nicht habe<lb/>
wagen wollen; und &#x017F;chon darin liege ein &#x017F;till&#x017F;chweigendes<lb/>
Ge&#x017F;ta&#x0364;ndniß u. &#x017F;. w.</p><lb/>
        <p>Ob ich gleich ge&#x017F;tehen muß, fuhr er fort, daß<lb/>
die Aufer&#x017F;tehung Je&#x017F;u &#x017F;ehr glaubwu&#x0364;rdig i&#x017F;t, &#x017F;o i&#x017F;t es mir<lb/>
doch bedenklich, daß Je&#x017F;us nach &#x017F;einer Aufer&#x017F;tehung<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;einen Feinden nicht gezeigt hat. Man hat die&#x017F;en<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Zwei-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[96/0108] der Wahrheit der Auferſtehung Jeſu uͤberzeugen. Die Juden ſtellten gar keine gerichtliche Unterſuchung der Sache an, ob Sie gleich die beſte Gelegenheit dazu hatten, und ihnen viel daran gelegen war, zu zeigen, daß nichts daran ſey. Auch rechne ich die Ausbreitung des Chriſtenthums hieher, die ohne die Wahrheit der Auferſtehung Jeſu auf die Art nicht moͤglich geweſen waͤre, wie ſie geſchehen iſt, und mit der die Ausbreitung der Lehre Mahomets in Anſehung der beyderſeitigen Mit- tel gar nicht verglichen werden kann. Jch wuͤnſchte aber doch noch zu wiſſen, ob man nicht in Profanſeribenten von Chriſto und ſeiner Auferſtehung Zeugniſſe findet? Jch erzaͤhlte ihm hierauf, was im Sveton, Ta- citus, Plinius und Joſephus von Chriſto und den erſten Chriſten vorkommt. Von der bekannten Stelle des letztern, deren Jnhalt ich ihm faſt mit den da ſtehenden Worten vortrug, geſtund ich ihm ſogleich, daß ſie ſelbſt von chriſtlichen Gelehrten fuͤr untergeſchoben erklaͤrt wuͤr- de, ich faͤnde es ſelbſt auch nicht glaublich, daß ſie ganz, ſo wie ſie da ſtuͤnde, von Joſephus herruͤhren ſollte. Hier zeigte ich ihm, wie ſie etwa habe verfaͤlſcht werden koͤnnen. Es ſey nicht zu vermuhten, daß Joſephus, der ſo viele Kleinigkeiten erzaͤhlte, von einer ſo merkwuͤr- digen Perſon, als Jeſus doch immer geweſen, gar nichts ſollte geſagt haben. Und haͤtte er wuͤrklich ſeiner nicht Erwaͤhnung gethan, ſo ſey daß ein ſicherer Beweis, daß er, aus welcher Urſache es auch ſey, es nicht habe wagen wollen; und ſchon darin liege ein ſtillſchweigendes Geſtaͤndniß u. ſ. w. Ob ich gleich geſtehen muß, fuhr er fort, daß die Auferſtehung Jeſu ſehr glaubwuͤrdig iſt, ſo iſt es mir doch bedenklich, daß Jeſus nach ſeiner Auferſtehung ſich ſeinen Feinden nicht gezeigt hat. Man hat dieſen Zwei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/muenter_bekehren_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/muenter_bekehren_1772/108
Zitationshilfe: Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muenter_bekehren_1772/108>, abgerufen am 22.11.2024.