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Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829.

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man ihn in den Wagen gebracht. An eine rechtsförmliche, besonnene Anerkennung des Ermordeten an Ort und Stelle war nicht mehr zu denken. Die Leiche desselben wurde ordnungsmäßig aufgehoben, das Nöthige von dem Actuar in die Schreibtafel verzeichnet, und der Todte nach dem Dorfe getragen, wo ich einen zweiten zu finden fürchten mußte.

Wir folgten der Bahre. Niemand sprach ein Wort. Mancherlei Gedanken gingen durch mein Gehirn. Auch der unwürdige Verdacht, daß der Zeuge des Mordes selbst der Mörder seyn könnte, tauchte aus dem Gewirr derselben auf, und wollte sich dem Verstande aufdringen, während ihn das bewegte Gemüth mit Unwillen zurückwieß. Dem Criminal-Richter wird man solch einen Gedanken zu gut halten. Dieses Geschäft gewöhnt auch den gutmüthigsten Menschen daran, Anderen die größte Bösartigkeit zuzutrauen. Doch

man ihn in den Wagen gebracht. An eine rechtsförmliche, besonnene Anerkennung des Ermordeten an Ort und Stelle war nicht mehr zu denken. Die Leiche desselben wurde ordnungsmäßig aufgehoben, das Nöthige von dem Actuar in die Schreibtafel verzeichnet, und der Todte nach dem Dorfe getragen, wo ich einen zweiten zu finden fürchten mußte.

Wir folgten der Bahre. Niemand sprach ein Wort. Mancherlei Gedanken gingen durch mein Gehirn. Auch der unwürdige Verdacht, daß der Zeuge des Mordes selbst der Mörder seyn könnte, tauchte aus dem Gewirr derselben auf, und wollte sich dem Verstande aufdringen, während ihn das bewegte Gemüth mit Unwillen zurückwieß. Dem Criminal-Richter wird man solch einen Gedanken zu gut halten. Dieses Geschäft gewöhnt auch den gutmüthigsten Menschen daran, Anderen die größte Bösartigkeit zuzutrauen. Doch

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[26/0046] man ihn in den Wagen gebracht. An eine rechtsförmliche, besonnene Anerkennung des Ermordeten an Ort und Stelle war nicht mehr zu denken. Die Leiche desselben wurde ordnungsmäßig aufgehoben, das Nöthige von dem Actuar in die Schreibtafel verzeichnet, und der Todte nach dem Dorfe getragen, wo ich einen zweiten zu finden fürchten mußte. Wir folgten der Bahre. Niemand sprach ein Wort. Mancherlei Gedanken gingen durch mein Gehirn. Auch der unwürdige Verdacht, daß der Zeuge des Mordes selbst der Mörder seyn könnte, tauchte aus dem Gewirr derselben auf, und wollte sich dem Verstande aufdringen, während ihn das bewegte Gemüth mit Unwillen zurückwieß. Dem Criminal-Richter wird man solch einen Gedanken zu gut halten. Dieses Geschäft gewöhnt auch den gutmüthigsten Menschen daran, Anderen die größte Bösartigkeit zuzutrauen. Doch

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Zitationshilfe: Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/46>, abgerufen am 28.11.2024.