Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829.Alle meine Bemühungen, durch scharfe Unterscheidung der einander nahe liegenden Zeitmomente ihn zu einer milderen Ansicht seines Vergehens zu bringen, und ihn zu überzeugen, daß es hier nicht auf den Willen allein, sondern auf dessen unmittelbaren Causal-Zusammenhang mit der tödtlich gewordenen Handlung ankomme, waren vergebens, sei es nun, weil sein Verstand nicht geübt genug war, dergleichen Begriffe zu fassen, oder weil er den Tod mit seiner gewöhnlichen Leidenschaftlichkeit begehrte. Inzwischen gelang es mir doch bei dem förmlichem Verhöre selbst, ihn zu verhindern, daß er sich nicht einer direkten Absicht des Todtschlages anklagte. Indem ich die Fragen vorausgehen ließ, ob er, mit dem Gewehr in der Hand, seinen Bruder durch Schreck habe zwingen wollen, sich zur Herausgabe Alle meine Bemühungen, durch scharfe Unterscheidung der einander nahe liegenden Zeitmomente ihn zu einer milderen Ansicht seines Vergehens zu bringen, und ihn zu überzeugen, daß es hier nicht auf den Willen allein, sondern auf dessen unmittelbaren Causal-Zusammenhang mit der tödtlich gewordenen Handlung ankomme, waren vergebens, sei es nun, weil sein Verstand nicht geübt genug war, dergleichen Begriffe zu fassen, oder weil er den Tod mit seiner gewöhnlichen Leidenschaftlichkeit begehrte. Inzwischen gelang es mir doch bei dem förmlichem Verhöre selbst, ihn zu verhindern, daß er sich nicht einer direkten Absicht des Todtschlages anklagte. Indem ich die Fragen vorausgehen ließ, ob er, mit dem Gewehr in der Hand, seinen Bruder durch Schreck habe zwingen wollen, sich zur Herausgabe <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0145" n="125"/> <p>Alle meine Bemühungen, durch scharfe Unterscheidung der einander nahe liegenden <hi rendition="#g">Zeitmomente</hi> ihn zu einer milderen Ansicht seines Vergehens zu bringen, und ihn zu überzeugen, daß es hier nicht auf den Willen allein, sondern auf dessen unmittelbaren Causal-Zusammenhang mit der tödtlich gewordenen <hi rendition="#g">Handlung</hi> ankomme, waren vergebens, sei es nun, weil sein Verstand nicht geübt genug war, dergleichen Begriffe zu fassen, oder weil er den Tod mit seiner gewöhnlichen Leidenschaftlichkeit begehrte.</p> <p>Inzwischen gelang es mir doch bei dem förmlichem Verhöre selbst, ihn zu verhindern, daß er sich nicht einer direkten Absicht des Todtschlages anklagte. Indem ich die Fragen vorausgehen ließ, ob er, mit dem Gewehr in der Hand, seinen Bruder durch Schreck habe zwingen wollen, sich zur Herausgabe </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [125/0145]
Alle meine Bemühungen, durch scharfe Unterscheidung der einander nahe liegenden Zeitmomente ihn zu einer milderen Ansicht seines Vergehens zu bringen, und ihn zu überzeugen, daß es hier nicht auf den Willen allein, sondern auf dessen unmittelbaren Causal-Zusammenhang mit der tödtlich gewordenen Handlung ankomme, waren vergebens, sei es nun, weil sein Verstand nicht geübt genug war, dergleichen Begriffe zu fassen, oder weil er den Tod mit seiner gewöhnlichen Leidenschaftlichkeit begehrte.
Inzwischen gelang es mir doch bei dem förmlichem Verhöre selbst, ihn zu verhindern, daß er sich nicht einer direkten Absicht des Todtschlages anklagte. Indem ich die Fragen vorausgehen ließ, ob er, mit dem Gewehr in der Hand, seinen Bruder durch Schreck habe zwingen wollen, sich zur Herausgabe
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/145 |
Zitationshilfe: | Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/145>, abgerufen am 08.07.2024. |