Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829.einleuchten möchte, glaubte ich, den Thäter selbst davon überzeugen zu müssen, ehe ich ihn rechtsförmlich verhörte. Aber das war schlechterdings unmöglich. "Wenn ich bei dem Schlage die Absicht nicht hatte, Heinrichen zu tödten; so hatte ich doch den Willen dazu, als ich das Gewehr gegen seine Stirn hielt. Hätt' er mich nicht zurückgestoßen, hätt' er noch ein einziges Wort von seiner Absicht auf Marianen fallen lassen; so hätt' ich abgedrückt, das ist gewiß, das fühl' ich, indem ich des Zustandes von Wuth mich erinnere, in welchen der Gedanke mich versetzt hatte, daß seine Hoffnung auf Marianens Hand einen Grund in ihrem Herzen haben könnte. Ja, auch nach dem Schlage hätt' ich es gethan, wenn er den Verdacht meiner Eifersucht nicht auf der Stelle zu dämpfen vermocht hätte. Folglich hab' ich ihn mit Willen getödtet." einleuchten möchte, glaubte ich, den Thäter selbst davon überzeugen zu müssen, ehe ich ihn rechtsförmlich verhörte. Aber das war schlechterdings unmöglich. „Wenn ich bei dem Schlage die Absicht nicht hatte, Heinrichen zu tödten; so hatte ich doch den Willen dazu, als ich das Gewehr gegen seine Stirn hielt. Hätt’ er mich nicht zurückgestoßen, hätt’ er noch ein einziges Wort von seiner Absicht auf Marianen fallen lassen; so hätt’ ich abgedrückt, das ist gewiß, das fühl’ ich, indem ich des Zustandes von Wuth mich erinnere, in welchen der Gedanke mich versetzt hatte, daß seine Hoffnung auf Marianens Hand einen Grund in ihrem Herzen haben könnte. Ja, auch nach dem Schlage hätt’ ich es gethan, wenn er den Verdacht meiner Eifersucht nicht auf der Stelle zu dämpfen vermocht hätte. Folglich hab’ ich ihn mit Willen getödtet.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0144" n="124"/> einleuchten möchte, glaubte ich, den Thäter selbst davon überzeugen zu müssen, ehe ich ihn rechtsförmlich verhörte. Aber das war schlechterdings unmöglich.</p> <p>„Wenn ich bei dem <hi rendition="#g">Schlage</hi> die Absicht nicht hatte, Heinrichen zu tödten; so hatte ich doch den Willen dazu, als ich das Gewehr gegen seine Stirn hielt. Hätt’ er mich nicht zurückgestoßen, hätt’ er noch ein einziges Wort von seiner Absicht auf Marianen fallen lassen; so hätt’ ich abgedrückt, das ist gewiß, das fühl’ ich, indem ich des Zustandes von Wuth mich erinnere, in welchen der Gedanke mich versetzt hatte, daß seine <hi rendition="#g">Hoffnung</hi> auf Marianens Hand einen Grund in ihrem Herzen haben könnte. Ja, auch <hi rendition="#g">nach</hi> dem Schlage hätt’ ich es gethan, wenn er den Verdacht meiner Eifersucht nicht auf der Stelle zu dämpfen vermocht hätte. Folglich hab’ ich ihn <hi rendition="#g">mit Willen</hi> getödtet.“</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [124/0144]
einleuchten möchte, glaubte ich, den Thäter selbst davon überzeugen zu müssen, ehe ich ihn rechtsförmlich verhörte. Aber das war schlechterdings unmöglich.
„Wenn ich bei dem Schlage die Absicht nicht hatte, Heinrichen zu tödten; so hatte ich doch den Willen dazu, als ich das Gewehr gegen seine Stirn hielt. Hätt’ er mich nicht zurückgestoßen, hätt’ er noch ein einziges Wort von seiner Absicht auf Marianen fallen lassen; so hätt’ ich abgedrückt, das ist gewiß, das fühl’ ich, indem ich des Zustandes von Wuth mich erinnere, in welchen der Gedanke mich versetzt hatte, daß seine Hoffnung auf Marianens Hand einen Grund in ihrem Herzen haben könnte. Ja, auch nach dem Schlage hätt’ ich es gethan, wenn er den Verdacht meiner Eifersucht nicht auf der Stelle zu dämpfen vermocht hätte. Folglich hab’ ich ihn mit Willen getödtet.“
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Zitationshilfe: | Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/144>, abgerufen am 08.07.2024. |