Person ähnlich ist, außer etwa in mercantili- schen Anstalten, Assecuranzen, wo eine gewisse bürgerliche Arithmetik, die man in den Rechen- büchern unter der Aufschrift Societäts-Rechnung findet, hinreicht, in jedem Augenblick die in ein- ander corporirten Partheien aus einander zu set- zen. --
Das strenge Privat-Eigenthum zerstört das Gefühl der Gemeinschaft. Jeder Einzelne will lieber mit einer arithmetischen Portion abgefun- den werden und Andre abfinden, als der geistige Theilnehmer eines ewigen Besitzstückes seyn. Dies Geschlecht mag sich gern in allen Stücken, wo möglich, aus einander setzen und sich gegenseitig abfinden; es ist das höchste Ziel seiner ökonomi- schen Politik, sich auf dieselbe Weise, Jahr aus, Jahr ein, mit dem Suverän-Privatmann durch eine, so viel wie möglich arithmetisch-gleichver- theilte, Zahlung abzufinden. Wie Wenige hätten etwas dagegen einzuwenden, wenn die große po- litische Gemeinheit selbst, das Staatsvermögen und Capital, wirklich Ein- für allemal in gleichen Portionen ausgetheilt, und so der Staat selbst aus einander gesetzt werden könnte! Alle die gesetz- lichen Hindernisse nun, welche sich jenem stren- gen Fixiren des Privat-Eigenthums, jenem Stre- ben das reine Einkommen zum alleinigen Lebens-
Perſon aͤhnlich iſt, außer etwa in mercantili- ſchen Anſtalten, Aſſecuranzen, wo eine gewiſſe buͤrgerliche Arithmetik, die man in den Rechen- buͤchern unter der Aufſchrift Societaͤts-Rechnung findet, hinreicht, in jedem Augenblick die in ein- ander corporirten Partheien aus einander zu ſet- zen. —
Das ſtrenge Privat-Eigenthum zerſtoͤrt das Gefuͤhl der Gemeinſchaft. Jeder Einzelne will lieber mit einer arithmetiſchen Portion abgefun- den werden und Andre abfinden, als der geiſtige Theilnehmer eines ewigen Beſitzſtuͤckes ſeyn. Dies Geſchlecht mag ſich gern in allen Stuͤcken, wo moͤglich, aus einander ſetzen und ſich gegenſeitig abfinden; es iſt das hoͤchſte Ziel ſeiner oͤkonomi- ſchen Politik, ſich auf dieſelbe Weiſe, Jahr aus, Jahr ein, mit dem Suveraͤn-Privatmann durch eine, ſo viel wie moͤglich arithmetiſch-gleichver- theilte, Zahlung abzufinden. Wie Wenige haͤtten etwas dagegen einzuwenden, wenn die große po- litiſche Gemeinheit ſelbſt, das Staatsvermoͤgen und Capital, wirklich Ein- fuͤr allemal in gleichen Portionen ausgetheilt, und ſo der Staat ſelbſt aus einander geſetzt werden koͤnnte! Alle die geſetz- lichen Hinderniſſe nun, welche ſich jenem ſtren- gen Fixiren des Privat-Eigenthums, jenem Stre- ben das reine Einkommen zum alleinigen Lebens-
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Perſon aͤhnlich iſt, außer etwa in mercantili-
ſchen Anſtalten, Aſſecuranzen, wo eine gewiſſe
buͤrgerliche Arithmetik, die man in den Rechen-
buͤchern unter der Aufſchrift Societaͤts-Rechnung
findet, hinreicht, in jedem Augenblick die in ein-
ander corporirten Partheien aus einander zu ſet-
zen. —
Das ſtrenge Privat-Eigenthum zerſtoͤrt das
Gefuͤhl der Gemeinſchaft. Jeder Einzelne will
lieber mit einer arithmetiſchen Portion abgefun-
den werden und Andre abfinden, als der geiſtige
Theilnehmer eines ewigen Beſitzſtuͤckes ſeyn. Dies
Geſchlecht mag ſich gern in allen Stuͤcken, wo
moͤglich, aus einander ſetzen und ſich gegenſeitig
abfinden; es iſt das hoͤchſte Ziel ſeiner oͤkonomi-
ſchen Politik, ſich auf dieſelbe Weiſe, Jahr aus,
Jahr ein, mit dem Suveraͤn-Privatmann durch
eine, ſo viel wie moͤglich arithmetiſch-gleichver-
theilte, Zahlung abzufinden. Wie Wenige haͤtten
etwas dagegen einzuwenden, wenn die große po-
litiſche Gemeinheit ſelbſt, das Staatsvermoͤgen
und Capital, wirklich Ein- fuͤr allemal in gleichen
Portionen ausgetheilt, und ſo der Staat ſelbſt
aus einander geſetzt werden koͤnnte! Alle die geſetz-
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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/85>, abgerufen am 23.11.2024.
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