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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

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käme, beizubehalten wagen! Dieses Silbergeld
ist nehmlich nicht etwa von Hause aus schlecht,
sondern eben durch seine Güte und durch seine
außerordentliche Circulation so abgegriffen, auch
durch die Kunst vorsetzlich so abgescheuert, daß
von keinem sichtbaren Gepräge jetzt noch die Rede
ist, und daß Münzen vom halben, 2/3 , 3/4, 5/6 , 7/8
Werth alle auf gleiche Weise als voll circuliren
und ohne Widerrede angenommen werden. Die
nationale Haltung Einerseits, und ein durch un-
geheure Aufopferungen endlich gewonnenes Münz-
System andrerseits, erklären diesen Umstand,
während kaum ein Jahrhundert verflossen ist, wo
derselbe Verfall der Silbermünzen in England
Statt fand und mit den ungeheuersten Nachthei-
len für den öffentlichen Verkehr verbunden war.
Damals entschloß sich England zu einer allge-
meinen Umprägung, welches große und nationale
Unternehmen wir näher betrachten müssen; und
obgleich der unmittelbare Zweck dieses Umprä-
gens, wie Sie sehen werden, durchaus verfehlt
wurde, so gewann England dennoch durch dieses
große Opfer an innerer Handels-Consistenz, und
die Umstände fügten sich nach solchen Prüfungen
leicht und natürlich, so, daß in neueren Zeiten
derselbe Verfall der Silbermünze, ohne allen

kaͤme, beizubehalten wagen! Dieſes Silbergeld
iſt nehmlich nicht etwa von Hauſe aus ſchlecht,
ſondern eben durch ſeine Guͤte und durch ſeine
außerordentliche Circulation ſo abgegriffen, auch
durch die Kunſt vorſetzlich ſo abgeſcheuert, daß
von keinem ſichtbaren Gepraͤge jetzt noch die Rede
iſt, und daß Muͤnzen vom halben, ⅔, ¾, ⅚, ⅞
Werth alle auf gleiche Weiſe als voll circuliren
und ohne Widerrede angenommen werden. Die
nationale Haltung Einerſeits, und ein durch un-
geheure Aufopferungen endlich gewonnenes Muͤnz-
Syſtem andrerſeits, erklaͤren dieſen Umſtand,
waͤhrend kaum ein Jahrhundert verfloſſen iſt, wo
derſelbe Verfall der Silbermuͤnzen in England
Statt fand und mit den ungeheuerſten Nachthei-
len fuͤr den oͤffentlichen Verkehr verbunden war.
Damals entſchloß ſich England zu einer allge-
meinen Umpraͤgung, welches große und nationale
Unternehmen wir naͤher betrachten muͤſſen; und
obgleich der unmittelbare Zweck dieſes Umpraͤ-
gens, wie Sie ſehen werden, durchaus verfehlt
wurde, ſo gewann England dennoch durch dieſes
große Opfer an innerer Handels-Conſiſtenz, und
die Umſtaͤnde fuͤgten ſich nach ſolchen Pruͤfungen
leicht und natuͤrlich, ſo, daß in neueren Zeiten
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[330/0338] kaͤme, beizubehalten wagen! Dieſes Silbergeld iſt nehmlich nicht etwa von Hauſe aus ſchlecht, ſondern eben durch ſeine Guͤte und durch ſeine außerordentliche Circulation ſo abgegriffen, auch durch die Kunſt vorſetzlich ſo abgeſcheuert, daß von keinem ſichtbaren Gepraͤge jetzt noch die Rede iſt, und daß Muͤnzen vom halben, ⅔, ¾, ⅚, ⅞ Werth alle auf gleiche Weiſe als voll circuliren und ohne Widerrede angenommen werden. Die nationale Haltung Einerſeits, und ein durch un- geheure Aufopferungen endlich gewonnenes Muͤnz- Syſtem andrerſeits, erklaͤren dieſen Umſtand, waͤhrend kaum ein Jahrhundert verfloſſen iſt, wo derſelbe Verfall der Silbermuͤnzen in England Statt fand und mit den ungeheuerſten Nachthei- len fuͤr den oͤffentlichen Verkehr verbunden war. Damals entſchloß ſich England zu einer allge- meinen Umpraͤgung, welches große und nationale Unternehmen wir naͤher betrachten muͤſſen; und obgleich der unmittelbare Zweck dieſes Umpraͤ- gens, wie Sie ſehen werden, durchaus verfehlt wurde, ſo gewann England dennoch durch dieſes große Opfer an innerer Handels-Conſiſtenz, und die Umſtaͤnde fuͤgten ſich nach ſolchen Pruͤfungen leicht und natuͤrlich, ſo, daß in neueren Zeiten derſelbe Verfall der Silbermuͤnze, ohne allen

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/338>, abgerufen am 24.11.2024.