ren zu setzen, nicht um, wie ein gemeiner Ban- quier, mit den Staatsfonds zu manövriren; sondern, um die große Kunst zu lernen, wie sich ein Staat über jenes Spiel der mercantilischen Elemente zu wahrer Selbstständigkeit erhebt, wie er die eigne, ihm angemessene Bewegung ge- winnt, wie er jene Naturgesetze sich unterwer- fen lernt, und wie der Gewalt eines geistigen nationalen Strebens alles thierische Streben der einzelnen Naturen nothwendig folgt. Die na- tionale Haltung, welche die Mode-Oekonomen unsrer Zeit bei ihren Speculationen ganz über- sehen, ist die erste Bedingung alles Reichthums. Adam Smith und seine Schule lehrt jene Na- turgesetze des Handels, und zeigt, wie alles kom- men und werden müßte, wenn alles, sich selbst überlassen, für den Gewinn, für das Product arbeitete, kurz, wenn im Menschen kein andres höheres Begehren wäre, als das Streben nach physischem Wohlseyn. Aber in früheren, besse- ren Zeiten hat ein andres, höheres Streben nach geistiger Wohlhabenheit, die gleichfalls nur in unermüdeter Wechselwirkung der Geister zu erlangen ist, die Menschheit in einzelne Grup- pen, in Staaten geordnet; jede dieser Gruppen hat sich nach eigenthümlichem Geiste und Gesetze gebildet: das physische Arbeiten und Produciren
ren zu ſetzen, nicht um, wie ein gemeiner Ban- quier, mit den Staatsfonds zu manoͤvriren; ſondern, um die große Kunſt zu lernen, wie ſich ein Staat uͤber jenes Spiel der mercantiliſchen Elemente zu wahrer Selbſtſtaͤndigkeit erhebt, wie er die eigne, ihm angemeſſene Bewegung ge- winnt, wie er jene Naturgeſetze ſich unterwer- fen lernt, und wie der Gewalt eines geiſtigen nationalen Strebens alles thieriſche Streben der einzelnen Naturen nothwendig folgt. Die na- tionale Haltung, welche die Mode-Oekonomen unſrer Zeit bei ihren Speculationen ganz uͤber- ſehen, iſt die erſte Bedingung alles Reichthums. Adam Smith und ſeine Schule lehrt jene Na- turgeſetze des Handels, und zeigt, wie alles kom- men und werden muͤßte, wenn alles, ſich ſelbſt uͤberlaſſen, fuͤr den Gewinn, fuͤr das Product arbeitete, kurz, wenn im Menſchen kein andres hoͤheres Begehren waͤre, als das Streben nach phyſiſchem Wohlſeyn. Aber in fruͤheren, beſſe- ren Zeiten hat ein andres, hoͤheres Streben nach geiſtiger Wohlhabenheit, die gleichfalls nur in unermuͤdeter Wechſelwirkung der Geiſter zu erlangen iſt, die Menſchheit in einzelne Grup- pen, in Staaten geordnet; jede dieſer Gruppen hat ſich nach eigenthuͤmlichem Geiſte und Geſetze gebildet: das phyſiſche Arbeiten und Produciren
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ren zu ſetzen, nicht um, wie ein gemeiner Ban-
quier, mit den Staatsfonds zu manoͤvriren;
ſondern, um die große Kunſt zu lernen, wie ſich
ein Staat uͤber jenes Spiel der mercantiliſchen
Elemente zu wahrer Selbſtſtaͤndigkeit erhebt, wie
er die eigne, ihm angemeſſene Bewegung ge-
winnt, wie er jene Naturgeſetze ſich unterwer-
fen lernt, und wie der Gewalt eines geiſtigen
nationalen Strebens alles thieriſche Streben der
einzelnen Naturen nothwendig folgt. Die na-
tionale Haltung, welche die Mode-Oekonomen
unſrer Zeit bei ihren Speculationen ganz uͤber-
ſehen, iſt die erſte Bedingung alles Reichthums.
Adam Smith und ſeine Schule lehrt jene Na-
turgeſetze des Handels, und zeigt, wie alles kom-
men und werden muͤßte, wenn alles, ſich ſelbſt
uͤberlaſſen, fuͤr den Gewinn, fuͤr das Product
arbeitete, kurz, wenn im Menſchen kein andres
hoͤheres Begehren waͤre, als das Streben nach
phyſiſchem Wohlſeyn. Aber in fruͤheren, beſſe-
ren Zeiten hat ein andres, hoͤheres Streben
nach geiſtiger Wohlhabenheit, die gleichfalls nur
in unermuͤdeter Wechſelwirkung der Geiſter zu
erlangen iſt, die Menſchheit in einzelne Grup-
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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/333>, abgerufen am 24.11.2024.
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