Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

endlich -- bei einem Verdacht gegen die Quali-
tät des Silbers, die entweder (was damals häufig
war) aus einem Irrthum der Münz-Offician-
ten, oder aus andern Ursachen herrührte --
wurde ein wirklicher, chemischer Prozeß, der so-
genannte trial by combustion, mit den Mün-
zen vorgenommen. Alle diese Unbequemlichkei-
ten mußten in dem Maße, wie die Circulation
sich erweiterte, unerträglich werden. Im acht
und zwanzigsten Regierungsjahre Edward's I
war es endlich so weit gekommen, daß sich die
Münze von dem Gewichte schied, d. h. daß sich
der Nominal-Werth, den der Suverän,
und der absolute Real-Werth, den der Han-
del
bestimmte, von einander trennten. Nun
veränderten sich auch die Nahmen der Münzen,
die bisher ausschließend nach dem Gewichte ge-
nannt worden waren; und es wurden die Kro-
nen (crowns) eingeführt.

In der ganzen modernen Münzgeschichte sind
überhaupt drei verschiedene Gattungen von Nah-
men der Münzen sichtbar: entweder sind die
Münzen nach dem Gewichte (Pfund, Mark,
Schilling u. s. w.) genannt worden; oder nach
Handels- und Prägestätten (wie die älteste
Europäische Goldmünze, die Byzantiner, wie
die Florenzer, und die Thaler,) oder von den

endlich — bei einem Verdacht gegen die Quali-
taͤt des Silbers, die entweder (was damals haͤufig
war) aus einem Irrthum der Muͤnz-Offician-
ten, oder aus andern Urſachen herruͤhrte —
wurde ein wirklicher, chemiſcher Prozeß, der ſo-
genannte trial by combustion, mit den Muͤn-
zen vorgenommen. Alle dieſe Unbequemlichkei-
ten mußten in dem Maße, wie die Circulation
ſich erweiterte, unertraͤglich werden. Im acht
und zwanzigſten Regierungsjahre Edward’s I
war es endlich ſo weit gekommen, daß ſich die
Muͤnze von dem Gewichte ſchied, d. h. daß ſich
der Nominal-Werth, den der Suveraͤn,
und der abſolute Real-Werth, den der Han-
del
beſtimmte, von einander trennten. Nun
veraͤnderten ſich auch die Nahmen der Muͤnzen,
die bisher ausſchließend nach dem Gewichte ge-
nannt worden waren; und es wurden die Kro-
nen (crowns) eingefuͤhrt.

In der ganzen modernen Muͤnzgeſchichte ſind
uͤberhaupt drei verſchiedene Gattungen von Nah-
men der Muͤnzen ſichtbar: entweder ſind die
Muͤnzen nach dem Gewichte (Pfund, Mark,
Schilling u. ſ. w.) genannt worden; oder nach
Handels- und Praͤgeſtaͤtten (wie die aͤlteſte
Europaͤiſche Goldmuͤnze, die Byzantiner, wie
die Florenzer, und die Thaler,) oder von den

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0326" n="318"/>
endlich &#x2014; bei einem Verdacht gegen die Quali-<lb/>
ta&#x0364;t des Silbers, die entweder (was damals ha&#x0364;ufig<lb/>
war) aus einem Irrthum der Mu&#x0364;nz-Offician-<lb/>
ten, oder aus andern Ur&#x017F;achen herru&#x0364;hrte &#x2014;<lb/>
wurde ein wirklicher, chemi&#x017F;cher Prozeß, der &#x017F;o-<lb/>
genannte <hi rendition="#aq">trial by combustion</hi>, mit den Mu&#x0364;n-<lb/>
zen vorgenommen. Alle die&#x017F;e Unbequemlichkei-<lb/>
ten mußten in dem Maße, wie die Circulation<lb/>
&#x017F;ich erweiterte, unertra&#x0364;glich werden. Im acht<lb/>
und zwanzig&#x017F;ten Regierungsjahre Edward&#x2019;s <hi rendition="#aq">I</hi><lb/>
war es endlich &#x017F;o weit gekommen, daß &#x017F;ich die<lb/>
Mu&#x0364;nze von dem Gewichte &#x017F;chied, d. h. daß &#x017F;ich<lb/>
der <hi rendition="#g">Nominal-Werth</hi>, den der <hi rendition="#g">Suvera&#x0364;n</hi>,<lb/>
und der ab&#x017F;olute <hi rendition="#g">Real-Werth</hi>, den der <hi rendition="#g">Han-<lb/>
del</hi> be&#x017F;timmte, von einander trennten. Nun<lb/>
vera&#x0364;nderten &#x017F;ich auch die Nahmen der Mu&#x0364;nzen,<lb/>
die bisher aus&#x017F;chließend nach dem Gewichte ge-<lb/>
nannt worden waren; und es wurden die Kro-<lb/>
nen (<hi rendition="#aq">crowns</hi>) eingefu&#x0364;hrt.</p><lb/>
            <p>In der ganzen modernen Mu&#x0364;nzge&#x017F;chichte &#x017F;ind<lb/>
u&#x0364;berhaupt drei ver&#x017F;chiedene Gattungen von Nah-<lb/>
men der Mu&#x0364;nzen &#x017F;ichtbar: entweder &#x017F;ind die<lb/>
Mu&#x0364;nzen nach dem <hi rendition="#g">Gewichte</hi> (Pfund, Mark,<lb/>
Schilling u. &#x017F;. w.) genannt worden; oder nach<lb/><hi rendition="#g">Handels-</hi> und <hi rendition="#g">Pra&#x0364;ge&#x017F;ta&#x0364;tten</hi> (wie die a&#x0364;lte&#x017F;te<lb/>
Europa&#x0364;i&#x017F;che Goldmu&#x0364;nze, die Byzantiner, wie<lb/>
die Florenzer, und die Thaler,) oder von den<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[318/0326] endlich — bei einem Verdacht gegen die Quali- taͤt des Silbers, die entweder (was damals haͤufig war) aus einem Irrthum der Muͤnz-Offician- ten, oder aus andern Urſachen herruͤhrte — wurde ein wirklicher, chemiſcher Prozeß, der ſo- genannte trial by combustion, mit den Muͤn- zen vorgenommen. Alle dieſe Unbequemlichkei- ten mußten in dem Maße, wie die Circulation ſich erweiterte, unertraͤglich werden. Im acht und zwanzigſten Regierungsjahre Edward’s I war es endlich ſo weit gekommen, daß ſich die Muͤnze von dem Gewichte ſchied, d. h. daß ſich der Nominal-Werth, den der Suveraͤn, und der abſolute Real-Werth, den der Han- del beſtimmte, von einander trennten. Nun veraͤnderten ſich auch die Nahmen der Muͤnzen, die bisher ausſchließend nach dem Gewichte ge- nannt worden waren; und es wurden die Kro- nen (crowns) eingefuͤhrt. In der ganzen modernen Muͤnzgeſchichte ſind uͤberhaupt drei verſchiedene Gattungen von Nah- men der Muͤnzen ſichtbar: entweder ſind die Muͤnzen nach dem Gewichte (Pfund, Mark, Schilling u. ſ. w.) genannt worden; oder nach Handels- und Praͤgeſtaͤtten (wie die aͤlteſte Europaͤiſche Goldmuͤnze, die Byzantiner, wie die Florenzer, und die Thaler,) oder von den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/326
Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/326>, abgerufen am 05.05.2024.