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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

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ler Individuen des Staates unter sich und mit
dem suveränen Gedanken, oder dem Suveräm.
Diese allein hat ein Recht und ein Vermögem
zu circuliren. Jede einseitige Gewalt der Masse
hat durchaus keine Beziehung auf den National-
Credit; und, Kraft ihrer, kann keinesweges
unternommen werden, was nur einem innerlich
durch Jahrhunderte in allen seinen Theilen con-
solidirten und vornehmlich durch die innigste Wech-
selwirkung der Gemüther befestigten Staate er-
laubt seyn kann.

Wir wollen indeß die Papier-Circulation
einstweilen lassen, und für jetzt nur jene unmit-
telbare Abgabe betrachten, welche der Suverän
an der Münze von dem auszuprägenden Gelde
noch über die Fabrikations-Kosten, erhebt. Bei
den Alten ist keine Spur von einem die Fabri-
kations-Kosten übersteigenden Münzschatze. Die
Römer nahmen sogar die Kosten der Fabrikation
aus dem öffentlichen Schatz: sie lieferten das
Gepräge der Münzen völlig unentgeltlich, und
mußten das auch, weil der ganze Römische Cre-
dit, vornehmlich unter den Kaisern, wie ale
übrigen Verhältnisse, durchaus von Privat- und
privativer Natur waren. Die Gegenseitigkeit
der Gemüther und die Wechselwirkung zwischen
Volk und Suverän, welche eine Münz-Revenüe

ler Individuen des Staates unter ſich und mit
dem ſuveraͤnen Gedanken, oder dem Suveraͤm.
Dieſe allein hat ein Recht und ein Vermoͤgem
zu circuliren. Jede einſeitige Gewalt der Maſſe
hat durchaus keine Beziehung auf den National-
Credit; und, Kraft ihrer, kann keinesweges
unternommen werden, was nur einem innerlich
durch Jahrhunderte in allen ſeinen Theilen con-
ſolidirten und vornehmlich durch die innigſte Wech-
ſelwirkung der Gemuͤther befeſtigten Staate er-
laubt ſeyn kann.

Wir wollen indeß die Papier-Circulation
einſtweilen laſſen, und fuͤr jetzt nur jene unmit-
telbare Abgabe betrachten, welche der Suveraͤn
an der Muͤnze von dem auszupraͤgenden Gelde
noch uͤber die Fabrikations-Koſten, erhebt. Bei
den Alten iſt keine Spur von einem die Fabri-
kations-Koſten uͤberſteigenden Muͤnzſchatze. Die
Roͤmer nahmen ſogar die Koſten der Fabrikation
aus dem oͤffentlichen Schatz: ſie lieferten das
Gepraͤge der Muͤnzen voͤllig unentgeltlich, und
mußten das auch, weil der ganze Roͤmiſche Cre-
dit, vornehmlich unter den Kaiſern, wie ale
uͤbrigen Verhaͤltniſſe, durchaus von Privat- und
privativer Natur waren. Die Gegenſeitigkeit
der Gemuͤther und die Wechſelwirkung zwiſchen
Volk und Suveraͤn, welche eine Muͤnz-Revenuͤe

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[312/0320] ler Individuen des Staates unter ſich und mit dem ſuveraͤnen Gedanken, oder dem Suveraͤm. Dieſe allein hat ein Recht und ein Vermoͤgem zu circuliren. Jede einſeitige Gewalt der Maſſe hat durchaus keine Beziehung auf den National- Credit; und, Kraft ihrer, kann keinesweges unternommen werden, was nur einem innerlich durch Jahrhunderte in allen ſeinen Theilen con- ſolidirten und vornehmlich durch die innigſte Wech- ſelwirkung der Gemuͤther befeſtigten Staate er- laubt ſeyn kann. Wir wollen indeß die Papier-Circulation einſtweilen laſſen, und fuͤr jetzt nur jene unmit- telbare Abgabe betrachten, welche der Suveraͤn an der Muͤnze von dem auszupraͤgenden Gelde noch uͤber die Fabrikations-Koſten, erhebt. Bei den Alten iſt keine Spur von einem die Fabri- kations-Koſten uͤberſteigenden Muͤnzſchatze. Die Roͤmer nahmen ſogar die Koſten der Fabrikation aus dem oͤffentlichen Schatz: ſie lieferten das Gepraͤge der Muͤnzen voͤllig unentgeltlich, und mußten das auch, weil der ganze Roͤmiſche Cre- dit, vornehmlich unter den Kaiſern, wie ale uͤbrigen Verhaͤltniſſe, durchaus von Privat- und privativer Natur waren. Die Gegenſeitigkeit der Gemuͤther und die Wechſelwirkung zwiſchen Volk und Suveraͤn, welche eine Muͤnz-Revenuͤe

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/320>, abgerufen am 24.11.2024.