Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

and tear und clipping and washing) trifft,
sicher zu stellen. Hätten diese beiden Zwecke je
vollständig erreicht werden können, so wäre meine
ganze gegenwärtige Idealisirung und Belebung
der Vorstellung "Geld" unmöglich; glücklicher
Weise aber ist die Erreichung jener Zwecke un-
möglich.

Die Natur hat, wie ich schon allenthalben
gezeigt habe, dem Menschen in allen Verhält-
nissen zwei Wesen im Widerstreit, im Gegensatz,
vorgelegt. Dieser Streit ist nie ganz aufzulösen:
denn sonst würde die dann erreichte wirkliche
ewige Einheit eine todte und starre seyn; dagegen
hat sie uns die Einheit nicht als eine endliche,
sondern als eine unendliche Aufgabe vorgelegt,
damit der Mensch ohne Ende etwas zu vereini-
gen und aufzulösen habe, und ein lebendiges
Streben nach Einheit, worauf allein es ankommt,
immer aufrecht erhalten werde. Könnte das wahre
Geld, die lebendige Einheit, der lebendige Maß-
stab und Werth der Dinge, welchen ich Ihnen,
wie es sich gehört, als ein vollständiges und
unendliches Gedankenbild vorgehalten habe, je
vollkommen in Zahlen oder in Metallen ausge-
drückt werden, so hätte alle National-Oekono-
mie der Erde in demselben Augenblick ihre Seele
ausgehaucht; da hingegen, weil dieses unmög-

and tear und clipping and washing) trifft,
ſicher zu ſtellen. Haͤtten dieſe beiden Zwecke je
vollſtaͤndig erreicht werden koͤnnen, ſo waͤre meine
ganze gegenwaͤrtige Idealiſirung und Belebung
der Vorſtellung „Geld” unmoͤglich; gluͤcklicher
Weiſe aber iſt die Erreichung jener Zwecke un-
moͤglich.

Die Natur hat, wie ich ſchon allenthalben
gezeigt habe, dem Menſchen in allen Verhaͤlt-
niſſen zwei Weſen im Widerſtreit, im Gegenſatz,
vorgelegt. Dieſer Streit iſt nie ganz aufzuloͤſen:
denn ſonſt wuͤrde die dann erreichte wirkliche
ewige Einheit eine todte und ſtarre ſeyn; dagegen
hat ſie uns die Einheit nicht als eine endliche,
ſondern als eine unendliche Aufgabe vorgelegt,
damit der Menſch ohne Ende etwas zu vereini-
gen und aufzuloͤſen habe, und ein lebendiges
Streben nach Einheit, worauf allein es ankommt,
immer aufrecht erhalten werde. Koͤnnte das wahre
Geld, die lebendige Einheit, der lebendige Maß-
ſtab und Werth der Dinge, welchen ich Ihnen,
wie es ſich gehoͤrt, als ein vollſtaͤndiges und
unendliches Gedankenbild vorgehalten habe, je
vollkommen in Zahlen oder in Metallen ausge-
druͤckt werden, ſo haͤtte alle National-Oekono-
mie der Erde in demſelben Augenblick ihre Seele
ausgehaucht; da hingegen, weil dieſes unmoͤg-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><hi rendition="#aq"><pb facs="#f0290" n="282"/>
and tear</hi> und <hi rendition="#aq">clipping and washing</hi>) trifft,<lb/>
&#x017F;icher zu &#x017F;tellen. Ha&#x0364;tten die&#x017F;e beiden Zwecke <hi rendition="#g">je</hi><lb/>
voll&#x017F;ta&#x0364;ndig erreicht werden ko&#x0364;nnen, &#x017F;o wa&#x0364;re meine<lb/>
ganze gegenwa&#x0364;rtige Ideali&#x017F;irung und Belebung<lb/>
der Vor&#x017F;tellung <hi rendition="#g">&#x201E;Geld&#x201D;</hi> unmo&#x0364;glich; glu&#x0364;cklicher<lb/>
Wei&#x017F;e aber i&#x017F;t die Erreichung jener Zwecke un-<lb/>
mo&#x0364;glich.</p><lb/>
            <p>Die Natur hat, wie ich &#x017F;chon allenthalben<lb/>
gezeigt habe, dem Men&#x017F;chen in allen Verha&#x0364;lt-<lb/>
ni&#x017F;&#x017F;en zwei We&#x017F;en im Wider&#x017F;treit, im Gegen&#x017F;atz,<lb/>
vorgelegt. Die&#x017F;er Streit i&#x017F;t nie ganz aufzulo&#x0364;&#x017F;en:<lb/>
denn &#x017F;on&#x017F;t wu&#x0364;rde die dann erreichte wirkliche<lb/>
ewige Einheit eine todte und &#x017F;tarre &#x017F;eyn; dagegen<lb/>
hat &#x017F;ie uns die Einheit nicht als eine endliche,<lb/>
&#x017F;ondern als eine unendliche Aufgabe vorgelegt,<lb/>
damit der Men&#x017F;ch ohne Ende etwas zu vereini-<lb/>
gen und aufzulo&#x0364;&#x017F;en habe, und ein lebendiges<lb/>
Streben nach Einheit, worauf allein es ankommt,<lb/>
immer aufrecht erhalten werde. Ko&#x0364;nnte das wahre<lb/>
Geld, die lebendige Einheit, der lebendige Maß-<lb/>
&#x017F;tab und Werth der Dinge, welchen ich Ihnen,<lb/>
wie es &#x017F;ich geho&#x0364;rt, als ein voll&#x017F;ta&#x0364;ndiges und<lb/>
unendliches Gedankenbild vorgehalten habe, je<lb/>
vollkommen in Zahlen oder in Metallen ausge-<lb/>
dru&#x0364;ckt werden, &#x017F;o ha&#x0364;tte alle National-Oekono-<lb/>
mie der Erde in dem&#x017F;elben Augenblick ihre Seele<lb/>
ausgehaucht; da hingegen, weil die&#x017F;es unmo&#x0364;g-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[282/0290] and tear und clipping and washing) trifft, ſicher zu ſtellen. Haͤtten dieſe beiden Zwecke je vollſtaͤndig erreicht werden koͤnnen, ſo waͤre meine ganze gegenwaͤrtige Idealiſirung und Belebung der Vorſtellung „Geld” unmoͤglich; gluͤcklicher Weiſe aber iſt die Erreichung jener Zwecke un- moͤglich. Die Natur hat, wie ich ſchon allenthalben gezeigt habe, dem Menſchen in allen Verhaͤlt- niſſen zwei Weſen im Widerſtreit, im Gegenſatz, vorgelegt. Dieſer Streit iſt nie ganz aufzuloͤſen: denn ſonſt wuͤrde die dann erreichte wirkliche ewige Einheit eine todte und ſtarre ſeyn; dagegen hat ſie uns die Einheit nicht als eine endliche, ſondern als eine unendliche Aufgabe vorgelegt, damit der Menſch ohne Ende etwas zu vereini- gen und aufzuloͤſen habe, und ein lebendiges Streben nach Einheit, worauf allein es ankommt, immer aufrecht erhalten werde. Koͤnnte das wahre Geld, die lebendige Einheit, der lebendige Maß- ſtab und Werth der Dinge, welchen ich Ihnen, wie es ſich gehoͤrt, als ein vollſtaͤndiges und unendliches Gedankenbild vorgehalten habe, je vollkommen in Zahlen oder in Metallen ausge- druͤckt werden, ſo haͤtte alle National-Oekono- mie der Erde in demſelben Augenblick ihre Seele ausgehaucht; da hingegen, weil dieſes unmoͤg-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/290
Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/290>, abgerufen am 06.05.2024.