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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

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Nutzen, oder nach bloßer Production, sondern
völlig eben so lebhaft nach Conservation, Conso-
lidirung und Capitalisation.

Die Erde hat sich diese Erhaltung des Ge-
schlechtes besonders vorbehalten. Wenn es auf
Erhaltung ankommt, so gelten die leichten Ge-
setze des Tages, deren der Mensch bauen und
umwerfen kann, so viel er will, wenig mehr.
Der Mensch muß sich hier den ewigen Gesetzen
des Planeten unterwerfen, auf dem er lebt; die
kräftigsten Mittel der Erhaltung bereitet die
Erde auf geheimnißvolle Weise, und schickt sie
dem Menschen herauf: eins für den Krieg, das
Eisen; eins für den Frieden, das Gold und
Silber: ein Mittel der Vereinigung, um die
Menschen, wo es nöthig ist, zusammen oder aus-
einander zu reitzen; ein Mittel der Trennung,
um die Menschen zusammen und aus einander zu
zwingen. Das Verlangen der Menschen nach
schönen, seltnen und unnachahmlichen Dingen,
welches sich in dem uralten Werthe der edlen Me-
talle und der edlen Steine offenbart, enthält
verdeckt das höhere Verlangen, durch den Besitz
dieser Dinge sich ihrer Eigenschaften theilhaftig,
sich selbst zum Gegenstand des allgemeinen Be-
gehrens zu machen; ihr Verlangen nach dauer-
haften, consequenten und sich gleich-bleibenden

Nutzen, oder nach bloßer Production, ſondern
voͤllig eben ſo lebhaft nach Conſervation, Conſo-
lidirung und Capitaliſation.

Die Erde hat ſich dieſe Erhaltung des Ge-
ſchlechtes beſonders vorbehalten. Wenn es auf
Erhaltung ankommt, ſo gelten die leichten Ge-
ſetze des Tages, deren der Menſch bauen und
umwerfen kann, ſo viel er will, wenig mehr.
Der Menſch muß ſich hier den ewigen Geſetzen
des Planeten unterwerfen, auf dem er lebt; die
kraͤftigſten Mittel der Erhaltung bereitet die
Erde auf geheimnißvolle Weiſe, und ſchickt ſie
dem Menſchen herauf: eins fuͤr den Krieg, das
Eiſen; eins fuͤr den Frieden, das Gold und
Silber: ein Mittel der Vereinigung, um die
Menſchen, wo es noͤthig iſt, zuſammen oder aus-
einander zu reitzen; ein Mittel der Trennung,
um die Menſchen zuſammen und aus einander zu
zwingen. Das Verlangen der Menſchen nach
ſchoͤnen, ſeltnen und unnachahmlichen Dingen,
welches ſich in dem uralten Werthe der edlen Me-
talle und der edlen Steine offenbart, enthaͤlt
verdeckt das hoͤhere Verlangen, durch den Beſitz
dieſer Dinge ſich ihrer Eigenſchaften theilhaftig,
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gehrens zu machen; ihr Verlangen nach dauer-
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[268/0276] Nutzen, oder nach bloßer Production, ſondern voͤllig eben ſo lebhaft nach Conſervation, Conſo- lidirung und Capitaliſation. Die Erde hat ſich dieſe Erhaltung des Ge- ſchlechtes beſonders vorbehalten. Wenn es auf Erhaltung ankommt, ſo gelten die leichten Ge- ſetze des Tages, deren der Menſch bauen und umwerfen kann, ſo viel er will, wenig mehr. Der Menſch muß ſich hier den ewigen Geſetzen des Planeten unterwerfen, auf dem er lebt; die kraͤftigſten Mittel der Erhaltung bereitet die Erde auf geheimnißvolle Weiſe, und ſchickt ſie dem Menſchen herauf: eins fuͤr den Krieg, das Eiſen; eins fuͤr den Frieden, das Gold und Silber: ein Mittel der Vereinigung, um die Menſchen, wo es noͤthig iſt, zuſammen oder aus- einander zu reitzen; ein Mittel der Trennung, um die Menſchen zuſammen und aus einander zu zwingen. Das Verlangen der Menſchen nach ſchoͤnen, ſeltnen und unnachahmlichen Dingen, welches ſich in dem uralten Werthe der edlen Me- talle und der edlen Steine offenbart, enthaͤlt verdeckt das hoͤhere Verlangen, durch den Beſitz dieſer Dinge ſich ihrer Eigenſchaften theilhaftig, ſich ſelbſt zum Gegenſtand des allgemeinen Be- gehrens zu machen; ihr Verlangen nach dauer- haften, conſequenten und ſich gleich-bleibenden

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/276>, abgerufen am 06.05.2024.