lich wird Eine Production die andre überflügeln: in einem kornarmen Jahre wird der Landbau wichtiger und nationaler, als die Stadtwirth- schaft erscheinen; in einem kornreichen Jahre wieder die Stadtwirthschaft wichtiger als jene. Bei einem ausbrechenden Kriege werden die Fa- brikanten, welche Kriegesbedürfnisse fabriciren, alle andren überflügeln; auf die Dauer hingegen wird es das höchste Interesse jedes einzelnen Producenten seyn, daß er in den natürlichen, lebendigen und bürgerlichen Schranken erhalten werde, kurz, daß zwischen seiner Production und dem Begehren der Uebrigen, von einem hö- heren Producenten, dem Staatsmanne nehmlich, vermittelt werde.
Die Kraft also, welche aller Production ihre natürlichen Schranken anweis't, und die unge- heure Bewegung einer Staatswirthschaft, nur das unendliche Gewühl von Geschäften auf der Börse einer Handelsstadt an einem einzigen Posttage, ordnet -- diese Kraft ist die conditio sine qua non aller Production. Jede einzelne productive Kraft kann also nur produciren oder vermitteln, in so fern sie selbst wieder von einer höheren productiven Kraft, der bürgerlichen Ge- sellschaft oder der National-Kraft nehmlich, pro- ducirt und vermittelt wird. Hört der Staat
auf
lich wird Eine Production die andre uͤberfluͤgeln: in einem kornarmen Jahre wird der Landbau wichtiger und nationaler, als die Stadtwirth- ſchaft erſcheinen; in einem kornreichen Jahre wieder die Stadtwirthſchaft wichtiger als jene. Bei einem ausbrechenden Kriege werden die Fa- brikanten, welche Kriegesbeduͤrfniſſe fabriciren, alle andren uͤberfluͤgeln; auf die Dauer hingegen wird es das hoͤchſte Intereſſe jedes einzelnen Producenten ſeyn, daß er in den natuͤrlichen, lebendigen und buͤrgerlichen Schranken erhalten werde, kurz, daß zwiſchen ſeiner Production und dem Begehren der Uebrigen, von einem hoͤ- heren Producenten, dem Staatsmanne nehmlich, vermittelt werde.
Die Kraft alſo, welche aller Production ihre natuͤrlichen Schranken anweiſ’t, und die unge- heure Bewegung einer Staatswirthſchaft, nur das unendliche Gewuͤhl von Geſchaͤften auf der Boͤrſe einer Handelsſtadt an einem einzigen Poſttage, ordnet — dieſe Kraft iſt die conditio sine qua non aller Production. Jede einzelne productive Kraft kann alſo nur produciren oder vermitteln, in ſo fern ſie ſelbſt wieder von einer hoͤheren productiven Kraft, der buͤrgerlichen Ge- ſellſchaft oder der National-Kraft nehmlich, pro- ducirt und vermittelt wird. Hoͤrt der Staat
auf
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0264"n="256"/>
lich wird Eine Production die andre uͤberfluͤgeln:<lb/>
in einem kor<hirendition="#g">narmen</hi> Jahre wird der Landbau<lb/>
wichtiger und nationaler, als die Stadtwirth-<lb/>ſchaft erſcheinen; in einem kor<hirendition="#g">nreichen</hi> Jahre<lb/>
wieder die Stadtwirthſchaft wichtiger als jene.<lb/>
Bei einem ausbrechenden Kriege werden die Fa-<lb/>
brikanten, welche Kriegesbeduͤrfniſſe fabriciren,<lb/>
alle andren uͤberfluͤgeln; auf die Dauer hingegen<lb/>
wird es das hoͤchſte Intereſſe jedes einzelnen<lb/>
Producenten ſeyn, daß er in den natuͤrlichen,<lb/>
lebendigen und buͤrgerlichen Schranken erhalten<lb/>
werde, kurz, daß zwiſchen ſeiner Production<lb/>
und dem Begehren der Uebrigen, von einem hoͤ-<lb/>
heren Producenten, dem Staatsmanne nehmlich,<lb/>
vermittelt werde.</p><lb/><p>Die Kraft alſo, welche aller Production ihre<lb/>
natuͤrlichen Schranken anweiſ’t, und die unge-<lb/>
heure Bewegung einer Staatswirthſchaft, nur<lb/>
das unendliche Gewuͤhl von Geſchaͤften auf der<lb/>
Boͤrſe einer Handelsſtadt an einem einzigen<lb/>
Poſttage, ordnet — dieſe Kraft iſt die <hirendition="#aq">conditio<lb/>
sine qua non</hi> aller Production. Jede einzelne<lb/>
productive Kraft kann alſo nur produciren oder<lb/>
vermitteln, in ſo fern ſie ſelbſt wieder von einer<lb/>
hoͤheren productiven Kraft, der buͤrgerlichen Ge-<lb/>ſellſchaft oder der National-Kraft nehmlich, pro-<lb/>
ducirt und vermittelt <hirendition="#g">wird</hi>. Hoͤrt der Staat<lb/><fwplace="bottom"type="catch">auf</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[256/0264]
lich wird Eine Production die andre uͤberfluͤgeln:
in einem kornarmen Jahre wird der Landbau
wichtiger und nationaler, als die Stadtwirth-
ſchaft erſcheinen; in einem kornreichen Jahre
wieder die Stadtwirthſchaft wichtiger als jene.
Bei einem ausbrechenden Kriege werden die Fa-
brikanten, welche Kriegesbeduͤrfniſſe fabriciren,
alle andren uͤberfluͤgeln; auf die Dauer hingegen
wird es das hoͤchſte Intereſſe jedes einzelnen
Producenten ſeyn, daß er in den natuͤrlichen,
lebendigen und buͤrgerlichen Schranken erhalten
werde, kurz, daß zwiſchen ſeiner Production
und dem Begehren der Uebrigen, von einem hoͤ-
heren Producenten, dem Staatsmanne nehmlich,
vermittelt werde.
Die Kraft alſo, welche aller Production ihre
natuͤrlichen Schranken anweiſ’t, und die unge-
heure Bewegung einer Staatswirthſchaft, nur
das unendliche Gewuͤhl von Geſchaͤften auf der
Boͤrſe einer Handelsſtadt an einem einzigen
Poſttage, ordnet — dieſe Kraft iſt die conditio
sine qua non aller Production. Jede einzelne
productive Kraft kann alſo nur produciren oder
vermitteln, in ſo fern ſie ſelbſt wieder von einer
hoͤheren productiven Kraft, der buͤrgerlichen Ge-
ſellſchaft oder der National-Kraft nehmlich, pro-
ducirt und vermittelt wird. Hoͤrt der Staat
auf
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/264>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.