hindurchgeführt, ist also an und für sich schon voll- ständiger, als das geschlechtlose, zeitlose Gesetz.
Betrachten Sie die Regierung Ludwigs XIV, den frischen Morgen, den glänzenden Mittag und den trüben, schwermüthigen Abend dersel- ben, so werden Sie mich verstehen, wenn ich sage, daß durch die an ein strenges Erbfolgege- setz gebundene Monarchie eine Art von regelmä- ßigem Lichtwechsel über die bürgerliche Gesell- schaft komme. Jedes Alter, jedes Geschlecht mit seinen Rechten und Eigenheiten erhält für eine gewisse Periode den Vorzug, bis das Ge- stirn des Monarchen sich wechselt, bis er, den natürlichen Gesetzen seines Lebens folgend, die Schwelle eines andern Alters betritt, und nun andre Neigungen und Ansichten den bisher un- terdrückten wieder Luft machen. Jede Parthei des Lebens kommt in einer ganz natürlichen Ord- nung an die Reihe; jedes Streben erlebt eine Zeit besondrer Gunst, wo es seine Bedeutung geltend machen und den Schatz der National- Erfahrungen, oder die lebendige Gesetzgebung, mit seinem eigenthümlichen Wesen bereichern kann. --
Auf den ersten Blick scheint der Buchstabe des Gesetzes vor einem lebendigen Menschen den Vorzug der Dauer zu haben; aber es ist eben Sprödigkeit, und -- erlauben Sie mir den Aus-
hindurchgefuͤhrt, iſt alſo an und fuͤr ſich ſchon voll- ſtaͤndiger, als das geſchlechtloſe, zeitloſe Geſetz.
Betrachten Sie die Regierung Ludwigs XIV, den friſchen Morgen, den glaͤnzenden Mittag und den truͤben, ſchwermuͤthigen Abend derſel- ben, ſo werden Sie mich verſtehen, wenn ich ſage, daß durch die an ein ſtrenges Erbfolgege- ſetz gebundene Monarchie eine Art von regelmaͤ- ßigem Lichtwechſel uͤber die buͤrgerliche Geſell- ſchaft komme. Jedes Alter, jedes Geſchlecht mit ſeinen Rechten und Eigenheiten erhaͤlt fuͤr eine gewiſſe Periode den Vorzug, bis das Ge- ſtirn des Monarchen ſich wechſelt, bis er, den natuͤrlichen Geſetzen ſeines Lebens folgend, die Schwelle eines andern Alters betritt, und nun andre Neigungen und Anſichten den bisher un- terdruͤckten wieder Luft machen. Jede Parthei des Lebens kommt in einer ganz natuͤrlichen Ord- nung an die Reihe; jedes Streben erlebt eine Zeit beſondrer Gunſt, wo es ſeine Bedeutung geltend machen und den Schatz der National- Erfahrungen, oder die lebendige Geſetzgebung, mit ſeinem eigenthuͤmlichen Weſen bereichern kann. —
Auf den erſten Blick ſcheint der Buchſtabe des Geſetzes vor einem lebendigen Menſchen den Vorzug der Dauer zu haben; aber es iſt eben Sproͤdigkeit, und — erlauben Sie mir den Aus-
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hindurchgefuͤhrt, iſt alſo an und fuͤr ſich ſchon voll-
ſtaͤndiger, als das geſchlechtloſe, zeitloſe Geſetz.
Betrachten Sie die Regierung Ludwigs XIV,
den friſchen Morgen, den glaͤnzenden Mittag
und den truͤben, ſchwermuͤthigen Abend derſel-
ben, ſo werden Sie mich verſtehen, wenn ich
ſage, daß durch die an ein ſtrenges Erbfolgege-
ſetz gebundene Monarchie eine Art von regelmaͤ-
ßigem Lichtwechſel uͤber die buͤrgerliche Geſell-
ſchaft komme. Jedes Alter, jedes Geſchlecht
mit ſeinen Rechten und Eigenheiten erhaͤlt fuͤr
eine gewiſſe Periode den Vorzug, bis das Ge-
ſtirn des Monarchen ſich wechſelt, bis er, den
natuͤrlichen Geſetzen ſeines Lebens folgend, die
Schwelle eines andern Alters betritt, und nun
andre Neigungen und Anſichten den bisher un-
terdruͤckten wieder Luft machen. Jede Parthei
des Lebens kommt in einer ganz natuͤrlichen Ord-
nung an die Reihe; jedes Streben erlebt eine
Zeit beſondrer Gunſt, wo es ſeine Bedeutung
geltend machen und den Schatz der National-
Erfahrungen, oder die lebendige Geſetzgebung, mit
ſeinem eigenthuͤmlichen Weſen bereichern kann. —
Auf den erſten Blick ſcheint der Buchſtabe
des Geſetzes vor einem lebendigen Menſchen den
Vorzug der Dauer zu haben; aber es iſt eben
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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809/282>, abgerufen am 22.11.2024.
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