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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809.

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sotiner, die Deutschen revolutionnären Schrift-
steller und das ganze Heer der Philanthropen
und Halb-Philosophen. --

Was würde Moses thun? Die lebendige Idee
des einzigen ewigen Rechtes oder Gottes wieder
herstellen: das ist das Eine, was noth ist. Und
wie wird diese Idee wieder hergestellt? Da-
durch, daß durch die Kraft eines freien und fri-
schen Gemüthes alle diese todten Rechtsbegriffe
wieder bewegt, wieder belebt werden. Formen
des Auslandes, Begriffe, Götzen sich über das
Meer kommen lassen, giebt neue Götzen für alte
Götzen, denen nun nicht einmal die Macht der
Gewohnheit zu Hülfe kommt, und welche die
Nation wieder auswirft, wenn es der Gesetzge-
ber nicht selbst thut.

Die Geschwornen-Gerichte (Jurys) sind ein
juristischer National-Gott -- in England. Wenn
in Frankreich, nach neueren Decreten, die Aus-
sprüche derselben von der Regierung sollen an-
nullirt werden dürfen, so scheint dies die Ueber-
zeugung anzudeuten, daß man jenem National-
Gotte auf dem fremden Boden nicht gleiche Ehr-
erbietung erweison könne.

So nun lautet das Gesetz Mosis, in die
Sprache unsrer Tage übersetzt: Du sollst ne-

ſotiner, die Deutſchen revolutionnaͤren Schrift-
ſteller und das ganze Heer der Philanthropen
und Halb-Philoſophen. —

Was wuͤrde Moſes thun? Die lebendige Idee
des einzigen ewigen Rechtes oder Gottes wieder
herſtellen: das iſt das Eine, was noth iſt. Und
wie wird dieſe Idee wieder hergeſtellt? Da-
durch, daß durch die Kraft eines freien und fri-
ſchen Gemuͤthes alle dieſe todten Rechtsbegriffe
wieder bewegt, wieder belebt werden. Formen
des Auslandes, Begriffe, Goͤtzen ſich uͤber das
Meer kommen laſſen, giebt neue Goͤtzen fuͤr alte
Goͤtzen, denen nun nicht einmal die Macht der
Gewohnheit zu Huͤlfe kommt, und welche die
Nation wieder auswirft, wenn es der Geſetzge-
ber nicht ſelbſt thut.

Die Geſchwornen-Gerichte (Jurys) ſind ein
juriſtiſcher National-Gott — in England. Wenn
in Frankreich, nach neueren Decreten, die Aus-
ſpruͤche derſelben von der Regierung ſollen an-
nullirt werden duͤrfen, ſo ſcheint dies die Ueber-
zeugung anzudeuten, daß man jenem National-
Gotte auf dem fremden Boden nicht gleiche Ehr-
erbietung erweiſon koͤnne.

So nun lautet das Geſetz Moſis, in die
Sprache unſrer Tage uͤberſetzt: Du ſollſt ne-

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[165/0199] ſotiner, die Deutſchen revolutionnaͤren Schrift- ſteller und das ganze Heer der Philanthropen und Halb-Philoſophen. — Was wuͤrde Moſes thun? Die lebendige Idee des einzigen ewigen Rechtes oder Gottes wieder herſtellen: das iſt das Eine, was noth iſt. Und wie wird dieſe Idee wieder hergeſtellt? Da- durch, daß durch die Kraft eines freien und fri- ſchen Gemuͤthes alle dieſe todten Rechtsbegriffe wieder bewegt, wieder belebt werden. Formen des Auslandes, Begriffe, Goͤtzen ſich uͤber das Meer kommen laſſen, giebt neue Goͤtzen fuͤr alte Goͤtzen, denen nun nicht einmal die Macht der Gewohnheit zu Huͤlfe kommt, und welche die Nation wieder auswirft, wenn es der Geſetzge- ber nicht ſelbſt thut. Die Geſchwornen-Gerichte (Jurys) ſind ein juriſtiſcher National-Gott — in England. Wenn in Frankreich, nach neueren Decreten, die Aus- ſpruͤche derſelben von der Regierung ſollen an- nullirt werden duͤrfen, ſo ſcheint dies die Ueber- zeugung anzudeuten, daß man jenem National- Gotte auf dem fremden Boden nicht gleiche Ehr- erbietung erweiſon koͤnne. So nun lautet das Geſetz Moſis, in die Sprache unſrer Tage uͤberſetzt: Du ſollſt ne-

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809/199>, abgerufen am 22.11.2024.