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Müller, Johann Bernhard: Leben und Gewohnheiten Der Ostiacken. Berlin, 1726.

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dieß zu bedeuten/ wissen sie selbst nicht zu de-
monstrir
en; Bey ihm legten sie ihre Pantzer/
die den Sieg/ welchen er über alle Meer-Göt-
ter erhalten/ vorstellen/ und daß kein grösser
Götze auf dem Meer ohne ihn regiere. Wenn
das Eyß begunte zu brechen/ und die Ströhme
sich ergossen, kamen sie zum häuffigsten zu die-
sem Scheitan, ein jeder der sich aufmachte/ Fisch
zu fangen/ bate/ daß er ihm einen guten Fang
gewehren/ und die Fische aus dem Meer nach
seinem Willen leiten wolle. Es geschehen diese
Bitten nicht allezeit mit einer Demuth, sondern
sie erpochten auch von ihm die Gewehrung/
massen ein Klotz keinem so leicht eine Furcht ein-
jaget, zudem alle ihre Verehrungen aus purem
Interesse geschahen/ ausser welchem sie nimmer-
mehr zu den Götzen lauffen würden. Doch
war solches Pochen gleichwohl mit einem
Schein der Demuth untereinander Abwechse-
lungs Weise vermischt/ welchen die Liebe zum
Gewinst/ nach der Grösse ihres hefftigen Ver-
langens/ würckte; waren sie denn so glücklich/
daß sie eine Menge der Fische hatten beschlossen
und gefangen/ so bildeten sie ihnen ein, selbiges
wäre durch ihr Pochen und ernstliches Bitten
erstritten. Die Erstlinge/ sonderlich wenn
sie einen Fisch fiengen/ den sie Nelm nennen/
und dem Lachse gar nahe kommt, brachten sie
dem Stara Obskii zum Opffer: Sie selbsten ge-
nossen zwar der Fische/ allein mit dem Fisch-Fett
beschmierten sie ihm den Mund und die Lippen,

da-

dieß zu bedeuten/ wiſſen ſie ſelbſt nicht zu de-
monſtrir
en; Bey ihm legten ſie ihre Pantzer/
die den Sieg/ welchen er uͤber alle Meer-Goͤt-
ter erhalten/ vorſtellen/ und daß kein groͤſſer
Goͤtze auf dem Meer ohne ihn regiere. Wenn
das Eyß begunte zu brechen/ und die Stroͤhme
ſich ergoſſen, kamen ſie zum haͤuffigſten zu die-
ſem Scheitan, ein jeder der ſich aufmachte/ Fiſch
zu fangen/ bate/ daß er ihm einen guten Fang
gewehren/ und die Fiſche aus dem Meer nach
ſeinem Willen leiten wolle. Es geſchehen dieſe
Bitten nicht allezeit mit einer Demuth, ſondern
ſie erpochten auch von ihm die Gewehrung/
maſſen ein Klotz keinem ſo leicht eine Furcht ein-
jaget, zudem alle ihre Verehrungen aus purem
Intereſſe geſchahen/ auſſer welchem ſie nimmer-
mehr zu den Goͤtzen lauffen wuͤrden. Doch
war ſolches Pochen gleichwohl mit einem
Schein der Demuth untereinander Abwechſe-
lungs Weiſe vermiſcht/ welchen die Liebe zum
Gewinſt/ nach der Groͤſſe ihres hefftigen Ver-
langens/ wuͤrckte; waren ſie denn ſo gluͤcklich/
daß ſie eine Menge der Fiſche hatten beſchloſſen
und gefangen/ ſo bildeten ſie ihnen ein, ſelbiges
waͤre durch ihr Pochen und ernſtliches Bitten
erſtritten. Die Erſtlinge/ ſonderlich wenn
ſie einen Fiſch fiengen/ den ſie Nelm nennen/
und dem Lachſe gar nahe kommt, brachten ſie
dem Stara Obskii zum Opffer: Sie ſelbſten ge-
noſſen zwar der Fiſche/ allein mit dem Fiſch-Fett
beſchmierten ſie ihm den Mund und die Lippen,

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[61/0077] dieß zu bedeuten/ wiſſen ſie ſelbſt nicht zu de- monſtriren; Bey ihm legten ſie ihre Pantzer/ die den Sieg/ welchen er uͤber alle Meer-Goͤt- ter erhalten/ vorſtellen/ und daß kein groͤſſer Goͤtze auf dem Meer ohne ihn regiere. Wenn das Eyß begunte zu brechen/ und die Stroͤhme ſich ergoſſen, kamen ſie zum haͤuffigſten zu die- ſem Scheitan, ein jeder der ſich aufmachte/ Fiſch zu fangen/ bate/ daß er ihm einen guten Fang gewehren/ und die Fiſche aus dem Meer nach ſeinem Willen leiten wolle. Es geſchehen dieſe Bitten nicht allezeit mit einer Demuth, ſondern ſie erpochten auch von ihm die Gewehrung/ maſſen ein Klotz keinem ſo leicht eine Furcht ein- jaget, zudem alle ihre Verehrungen aus purem Intereſſe geſchahen/ auſſer welchem ſie nimmer- mehr zu den Goͤtzen lauffen wuͤrden. Doch war ſolches Pochen gleichwohl mit einem Schein der Demuth untereinander Abwechſe- lungs Weiſe vermiſcht/ welchen die Liebe zum Gewinſt/ nach der Groͤſſe ihres hefftigen Ver- langens/ wuͤrckte; waren ſie denn ſo gluͤcklich/ daß ſie eine Menge der Fiſche hatten beſchloſſen und gefangen/ ſo bildeten ſie ihnen ein, ſelbiges waͤre durch ihr Pochen und ernſtliches Bitten erſtritten. Die Erſtlinge/ ſonderlich wenn ſie einen Fiſch fiengen/ den ſie Nelm nennen/ und dem Lachſe gar nahe kommt, brachten ſie dem Stara Obskii zum Opffer: Sie ſelbſten ge- noſſen zwar der Fiſche/ allein mit dem Fiſch-Fett beſchmierten ſie ihm den Mund und die Lippen, da-

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Zitationshilfe: Müller, Johann Bernhard: Leben und Gewohnheiten Der Ostiacken. Berlin, 1726, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_ostiacken_1726/77>, abgerufen am 24.11.2024.