Müller, Johann Bernhard: Leben und Gewohnheiten Der Ostiacken. Berlin, 1726.hätten, sie brauchen auch selbiges Leinwand/ §. 10. Jhre Kleider nehen sie von Fischhäu- fen/
haͤtten, ſie brauchen auch ſelbiges Leinwand/ §. 10. Jhre Kleider nehen ſie von Fiſchhaͤu- fen/
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0047" n="31"/> haͤtten, ſie brauchen auch ſelbiges Leinwand/<lb/> ohngeachtet es ſehr ſteiff/ zu Hembden und<lb/> Tuͤchern auf ihren Koͤpffen. Die Hembden be-<lb/> nehen ſie laͤngſt der Bruſt mit allerhand Far-<lb/> ben/ imgleichen die Tuͤcher ſo ſie auf dem Kopff<lb/> tragen/ und iſt dieſe Ausſtaffierung bey ihnen<lb/> ſonderlich beliebt.</p><lb/> <p>§. 10. Jhre Kleider nehen ſie von Fiſchhaͤu-<lb/> ten zuſammen/ welche ſie von denen Hechten/<lb/> Quappen und andern Fiſchen abziehen, und ſo<lb/> lange zuſammen lappen/ biß ſie Rock, Hoſen/<lb/> Struͤmpffe, Wams und Socken daraus <hi rendition="#aq">for-<lb/> mir</hi>en, ſie ziehen auch die Haͤute von Schwa-<lb/> nen/ wilden Gaͤnſen/ Endten und Raub-Voͤ-<lb/> geln/ die ihnen dienlich zu ſeyn beduͤncken/ her-<lb/> unter/ und nehen davon Peltze/ ſammt anderen<lb/> benoͤthigten Bekleidungen. Wann ein <hi rendition="#aq">Oſtia-<lb/> ker</hi> einer Muͤtze bedarff/ faͤngt er ihm einen Wey-<lb/> he oder andern Raub-Vogel/ zieht ihm die<lb/> Haut ab/ ſetzet ſelbige an ſtatt der Muͤtze auf den<lb/> Kopff. Des Winters aber verhuͤllen ſie ſich<lb/> gemeiniglich in Rennthier- oder Elends-Haͤuten/<lb/> die ſie gedoppelt anziehen. Der Oberrock iſt<lb/> von einem Stuͤcke und bedeckt die Fuͤſſe, den<lb/> Leib/ den Kopff und Nacken vor der ſtrengen<lb/> Kaͤlte/ die Weiber ſind auf gleiche Art beklei-<lb/> det, auſſer daß ſie bunte ausgenehete Tuͤcher,<lb/> wie erwehnt/ auf den Haͤuptern/ laͤngſt denen<lb/> Geſichtern hangen haben/ die ſie vor einen frem-<lb/> den und Unbekannten/ damit ſie nicht in dem<lb/> Geſichte geſehen werden, nicht aufheben duͤrf-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">fen/</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [31/0047]
haͤtten, ſie brauchen auch ſelbiges Leinwand/
ohngeachtet es ſehr ſteiff/ zu Hembden und
Tuͤchern auf ihren Koͤpffen. Die Hembden be-
nehen ſie laͤngſt der Bruſt mit allerhand Far-
ben/ imgleichen die Tuͤcher ſo ſie auf dem Kopff
tragen/ und iſt dieſe Ausſtaffierung bey ihnen
ſonderlich beliebt.
§. 10. Jhre Kleider nehen ſie von Fiſchhaͤu-
ten zuſammen/ welche ſie von denen Hechten/
Quappen und andern Fiſchen abziehen, und ſo
lange zuſammen lappen/ biß ſie Rock, Hoſen/
Struͤmpffe, Wams und Socken daraus for-
miren, ſie ziehen auch die Haͤute von Schwa-
nen/ wilden Gaͤnſen/ Endten und Raub-Voͤ-
geln/ die ihnen dienlich zu ſeyn beduͤncken/ her-
unter/ und nehen davon Peltze/ ſammt anderen
benoͤthigten Bekleidungen. Wann ein Oſtia-
ker einer Muͤtze bedarff/ faͤngt er ihm einen Wey-
he oder andern Raub-Vogel/ zieht ihm die
Haut ab/ ſetzet ſelbige an ſtatt der Muͤtze auf den
Kopff. Des Winters aber verhuͤllen ſie ſich
gemeiniglich in Rennthier- oder Elends-Haͤuten/
die ſie gedoppelt anziehen. Der Oberrock iſt
von einem Stuͤcke und bedeckt die Fuͤſſe, den
Leib/ den Kopff und Nacken vor der ſtrengen
Kaͤlte/ die Weiber ſind auf gleiche Art beklei-
det, auſſer daß ſie bunte ausgenehete Tuͤcher,
wie erwehnt/ auf den Haͤuptern/ laͤngſt denen
Geſichtern hangen haben/ die ſie vor einen frem-
den und Unbekannten/ damit ſie nicht in dem
Geſichte geſehen werden, nicht aufheben duͤrf-
fen/
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