Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Johann Bernhard: Leben und Gewohnheiten Der Ostiacken. Berlin, 1726.

Bild:
<< vorherige Seite

cirt gewesen. Jnsgemein zerscheitert die Strus-
sen der gewöhnliche Sturm/ und ist es sehr ge-
fährlich sich auf diese Guba zu wagen.

§. 16. An dem Flusse Pass, 4. Tage-Reisen/
bevor er in die Guba fällt/ liegt die Stadt Stara
Mangasea,
deren Einwohner Griechischer Re-
ligion,
und sich Suetolobi nennen. Jhre Le-
bens-Art ist sehr schlecht/ und wissen sie von kei-
nem Brodte/ woferne es ihnen von andern Oer-
tern mit der grösten Mühe und Gefahr nicht zu-
geführet wird. Jhre Speise sind Fische/ die
sie entweder roh weg essen, oder auch auftruck-
nen/ und trincken Fisch-Thran/ oder das Was-
ser aus der Guba.

§. 17. Diese miserable und harte Lebens-
Art/ hat den Einwohnern von Stara Manga-
sea
alle Lust benommen/ länger den elenden Ort
zu bewohnen/ wannenhero sie ihn verlassen/ und
nach der Oestlichen Seite auf dem festen Lande
ihnen eine andere Stadt erbauet, die sie Nova
Mangasea
nennen. Doch sind die Leute nicht
so gäntzlich weggegangen/ daß nicht etliche sol-
ten übrig geblieben seyn/ die noch heutiges Ta-
ges mehr erwehnten Ort bewohnen/ und das
Elend bauen. Den Winter über können sie
mit ihren Hunden oder Rennthieren überall
wo sie wollen, auch auf die Guba fahren, zu-
mahlen an dieser Seite ihnen keine Berge ver-
hindern/ ausser daß sie vor denen wilden Thie-
ren sich behutsam in acht nehmen müssen. Jm-
gleichen kan es sich auch begeben, daß sie auf

dem

cirt geweſen. Jnsgemein zerſcheitert die Struſ-
ſen der gewoͤhnliche Sturm/ und iſt es ſehr ge-
faͤhrlich ſich auf dieſe Guba zu wagen.

§. 16. An dem Fluſſe Paſſ, 4. Tage-Reiſen/
bevor er in die Guba faͤllt/ liegt die Stadt Stara
Mangaſea,
deren Einwohner Griechiſcher Re-
ligion,
und ſich Suetolobi nennen. Jhre Le-
bens-Art iſt ſehr ſchlecht/ und wiſſen ſie von kei-
nem Brodte/ woferne es ihnen von andern Oer-
tern mit der groͤſten Muͤhe und Gefahr nicht zu-
gefuͤhret wird. Jhre Speiſe ſind Fiſche/ die
ſie entweder roh weg eſſen, oder auch auftruck-
nen/ und trincken Fiſch-Thran/ oder das Waſ-
ſer aus der Guba.

§. 17. Dieſe miſerable und harte Lebens-
Art/ hat den Einwohnern von Stara Manga-
ſea
alle Luſt benommen/ laͤnger den elenden Ort
zu bewohnen/ wannenhero ſie ihn verlaſſen/ und
nach der Oeſtlichen Seite auf dem feſten Lande
ihnen eine andere Stadt erbauet, die ſie Nova
Mangaſea
nennen. Doch ſind die Leute nicht
ſo gaͤntzlich weggegangen/ daß nicht etliche ſol-
ten uͤbrig geblieben ſeyn/ die noch heutiges Ta-
ges mehr erwehnten Ort bewohnen/ und das
Elend bauen. Den Winter uͤber koͤnnen ſie
mit ihren Hunden oder Rennthieren uͤberall
wo ſie wollen, auch auf die Guba fahren, zu-
mahlen an dieſer Seite ihnen keine Berge ver-
hindern/ auſſer daß ſie vor denen wilden Thie-
ren ſich behutſam in acht nehmen muͤſſen. Jm-
gleichen kan es ſich auch begeben, daß ſie auf

dem
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0031" n="15"/><hi rendition="#aq">cirt</hi> gewe&#x017F;en. Jnsgemein zer&#x017F;cheitert die Stru&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en der gewo&#x0364;hnliche Sturm/ und i&#x017F;t es &#x017F;ehr ge-<lb/>
fa&#x0364;hrlich &#x017F;ich auf die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Guba</hi> zu wagen.</p><lb/>
        <p>§. 16. An dem Flu&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Pa&#x017F;&#x017F;,</hi> 4. Tage-Rei&#x017F;en/<lb/>
bevor er in die <hi rendition="#aq">Guba</hi> fa&#x0364;llt/ liegt die Stadt <hi rendition="#aq">Stara<lb/>
Manga&#x017F;ea,</hi> deren Einwohner Griechi&#x017F;cher <hi rendition="#aq">Re-<lb/>
ligion,</hi> und &#x017F;ich <hi rendition="#aq">Suetolobi</hi> nennen. Jhre Le-<lb/>
bens-Art i&#x017F;t &#x017F;ehr &#x017F;chlecht/ und wi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie von kei-<lb/>
nem Brodte/ woferne es ihnen von andern Oer-<lb/>
tern mit der gro&#x0364;&#x017F;ten Mu&#x0364;he und Gefahr nicht zu-<lb/>
gefu&#x0364;hret wird. Jhre Spei&#x017F;e &#x017F;ind Fi&#x017F;che/ die<lb/>
&#x017F;ie entweder roh weg e&#x017F;&#x017F;en, oder auch auftruck-<lb/>
nen/ und trincken Fi&#x017F;ch-Thran/ oder das Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er aus der <hi rendition="#aq">Guba.</hi></p><lb/>
        <p>§. 17. Die&#x017F;e <hi rendition="#aq">mi&#x017F;erable</hi> und harte Lebens-<lb/>
Art/ hat den Einwohnern von <hi rendition="#aq">Stara Manga-<lb/>
&#x017F;ea</hi> alle Lu&#x017F;t benommen/ la&#x0364;nger den elenden Ort<lb/>
zu bewohnen/ wannenhero &#x017F;ie ihn verla&#x017F;&#x017F;en/ und<lb/>
nach der Oe&#x017F;tlichen Seite auf dem fe&#x017F;ten Lande<lb/>
ihnen eine andere Stadt erbauet, die &#x017F;ie <hi rendition="#aq">Nova<lb/>
Manga&#x017F;ea</hi> nennen. Doch &#x017F;ind die Leute nicht<lb/>
&#x017F;o ga&#x0364;ntzlich weggegangen/ daß nicht etliche &#x017F;ol-<lb/>
ten u&#x0364;brig geblieben &#x017F;eyn/ die noch heutiges Ta-<lb/>
ges mehr erwehnten Ort bewohnen/ und das<lb/>
Elend bauen. Den Winter u&#x0364;ber ko&#x0364;nnen &#x017F;ie<lb/>
mit ihren Hunden oder Rennthieren u&#x0364;berall<lb/>
wo &#x017F;ie wollen, auch auf die <hi rendition="#aq">Guba</hi> fahren, zu-<lb/>
mahlen an die&#x017F;er Seite ihnen keine Berge ver-<lb/>
hindern/ au&#x017F;&#x017F;er daß &#x017F;ie vor denen wilden Thie-<lb/>
ren &#x017F;ich behut&#x017F;am in acht nehmen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Jm-<lb/>
gleichen kan es &#x017F;ich auch begeben, daß &#x017F;ie auf<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dem</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[15/0031] cirt geweſen. Jnsgemein zerſcheitert die Struſ- ſen der gewoͤhnliche Sturm/ und iſt es ſehr ge- faͤhrlich ſich auf dieſe Guba zu wagen. §. 16. An dem Fluſſe Paſſ, 4. Tage-Reiſen/ bevor er in die Guba faͤllt/ liegt die Stadt Stara Mangaſea, deren Einwohner Griechiſcher Re- ligion, und ſich Suetolobi nennen. Jhre Le- bens-Art iſt ſehr ſchlecht/ und wiſſen ſie von kei- nem Brodte/ woferne es ihnen von andern Oer- tern mit der groͤſten Muͤhe und Gefahr nicht zu- gefuͤhret wird. Jhre Speiſe ſind Fiſche/ die ſie entweder roh weg eſſen, oder auch auftruck- nen/ und trincken Fiſch-Thran/ oder das Waſ- ſer aus der Guba. §. 17. Dieſe miſerable und harte Lebens- Art/ hat den Einwohnern von Stara Manga- ſea alle Luſt benommen/ laͤnger den elenden Ort zu bewohnen/ wannenhero ſie ihn verlaſſen/ und nach der Oeſtlichen Seite auf dem feſten Lande ihnen eine andere Stadt erbauet, die ſie Nova Mangaſea nennen. Doch ſind die Leute nicht ſo gaͤntzlich weggegangen/ daß nicht etliche ſol- ten uͤbrig geblieben ſeyn/ die noch heutiges Ta- ges mehr erwehnten Ort bewohnen/ und das Elend bauen. Den Winter uͤber koͤnnen ſie mit ihren Hunden oder Rennthieren uͤberall wo ſie wollen, auch auf die Guba fahren, zu- mahlen an dieſer Seite ihnen keine Berge ver- hindern/ auſſer daß ſie vor denen wilden Thie- ren ſich behutſam in acht nehmen muͤſſen. Jm- gleichen kan es ſich auch begeben, daß ſie auf dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die vorliegende Ausgabe ist die erste eigenständi… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_ostiacken_1726
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_ostiacken_1726/31
Zitationshilfe: Müller, Johann Bernhard: Leben und Gewohnheiten Der Ostiacken. Berlin, 1726, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_ostiacken_1726/31>, abgerufen am 21.11.2024.