Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Johann Bernhard: Leben und Gewohnheiten Der Ostiacken. Berlin, 1726.

Bild:
<< vorherige Seite

und nannte sich ersten König davon. Seine Re-
ligion
war Mahometisch. Er hatte nicht lange
dem Reiche vorgestanden, als ein Hettmann oder
Befehlshaber, Nahmens Germak Thimophe-
witz,
(welcher eine Zeitlang mit seinen Cossaken
länast der Wolga streiffete/ und von seiner Czaa-
ri
schen Majest. Jwan Wasiliovvitz in solche Enge
getrieben wurde/ daß nachdem unterschiedene
seiner Leute im Raub ertappt, und zur Justice ge-
zogen wurden, er selbst aber mit 540 Cossaken
nach Solikamski die Flucht genommen hatte, und
von dorten in Siberien sich begeben) mit seinen
Cossaken den Kutsium in unterschiedenen Hand-
Gemengen übern Hauffen warff/ und von Land
und Leuten verjagte. Weil aber dieser Germak
selbiges Königreich zu mainteniren unvermö-
gend zu seyn sich urtheilete/ auch ohnedem eine
Aussöhnung bey seiner Czaarischen Majest. ver-
langte/ übertrug er dem Rußischen Scepter ver-
mittelst seiner Gesandten dis Reich/ und erhielte
sein Propos. Das Königreich aber wurde mit
etlichen Russen besetzt/ und durch Woivvoden re-
gieret, Tumen und Tobolski in bessern Stand
gesetzt/ und diese Nahmen ihnen beygeleget.

§. 8. Das Land an sich selbsten ist reich an
Mineralien und Metallen/ insonderheit von
Kupffer und Eisen/ das Kupffer wird an vielen
Oertern in schönen Handsteinen gefunden/ so
die Natur zu Tage austreibt. Weil aber noch
keine Anstalt gemacht ist/ zu ordentlicher Be-
reit und Einrichtung der Bergwercke/ als ha-

ben
A 4

und nannte ſich erſten Koͤnig davon. Seine Re-
ligion
war Mahometiſch. Er hatte nicht lange
dem Reiche vorgeſtanden, als ein Hettmann oder
Befehlshaber, Nahmens Germak Thimophe-
witz,
(welcher eine Zeitlang mit ſeinen Coſſaken
laͤnaſt der Wolga ſtreiffete/ und von ſeiner Czaa-
ri
ſchen Majeſt. Jwan Waſiliovvitz in ſolche Enge
getrieben wurde/ daß nachdem unterſchiedene
ſeiner Leute im Raub ertappt, und zur Juſtice ge-
zogen wurden, er ſelbſt aber mit 540 Coſſaken
nach Solikamski die Flucht genommen hatte, und
von dorten in Siberien ſich begeben) mit ſeinen
Coſſaken den Kutſium in unterſchiedenen Hand-
Gemengen uͤbern Hauffen warff/ und von Land
und Leuten verjagte. Weil aber dieſer Germak
ſelbiges Koͤnigreich zu mainteniren unvermoͤ-
gend zu ſeyn ſich urtheilete/ auch ohnedem eine
Ausſoͤhnung bey ſeiner Czaariſchen Majeſt. ver-
langte/ uͤbertrug er dem Rußiſchen Scepter ver-
mittelſt ſeiner Geſandten dis Reich/ und erhielte
ſein Propos. Das Koͤnigreich aber wurde mit
etlichen Ruſſen beſetzt/ und durch Woivvoden re-
gieret, Tumen und Tobolski in beſſern Stand
geſetzt/ und dieſe Nahmen ihnen beygeleget.

§. 8. Das Land an ſich ſelbſten iſt reich an
Mineralien und Metallen/ inſonderheit von
Kupffer und Eiſen/ das Kupffer wird an vielen
Oertern in ſchoͤnen Handſteinen gefunden/ ſo
die Natur zu Tage austreibt. Weil aber noch
keine Anſtalt gemacht iſt/ zu ordentlicher Be-
reit und Einrichtung der Bergwercke/ als ha-

ben
A 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0023" n="7"/>
und nannte &#x017F;ich er&#x017F;ten Ko&#x0364;nig davon. Seine <hi rendition="#aq">Re-<lb/>
ligion</hi> war <hi rendition="#aq">Mahometi</hi>&#x017F;ch. Er hatte nicht lange<lb/>
dem Reiche vorge&#x017F;tanden, als ein <hi rendition="#aq">Hettmann</hi> oder<lb/>
Befehlshaber, Nahmens <hi rendition="#aq">Germak Thimophe-<lb/>
witz,</hi> (welcher eine Zeitlang mit &#x017F;einen <hi rendition="#aq">Co&#x017F;&#x017F;aken</hi><lb/>
la&#x0364;na&#x017F;t der <hi rendition="#aq">Wolga</hi> &#x017F;treiffete/ und von &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Czaa-<lb/>
ri</hi>&#x017F;chen Maje&#x017F;t. <hi rendition="#aq">Jwan Wa&#x017F;iliovvitz</hi> in &#x017F;olche Enge<lb/>
getrieben wurde/ daß nachdem unter&#x017F;chiedene<lb/>
&#x017F;einer Leute im Raub ertappt, und zur <hi rendition="#aq">Ju&#x017F;tice</hi> ge-<lb/>
zogen wurden, er &#x017F;elb&#x017F;t aber mit 540 <hi rendition="#aq">Co&#x017F;&#x017F;aken</hi><lb/>
nach <hi rendition="#aq">Solikamski</hi> die Flucht genommen hatte, und<lb/>
von dorten in <hi rendition="#aq">Siberien</hi> &#x017F;ich begeben) mit &#x017F;einen<lb/><hi rendition="#aq">Co&#x017F;&#x017F;aken</hi> den <hi rendition="#aq">Kut&#x017F;ium</hi> in unter&#x017F;chiedenen Hand-<lb/>
Gemengen u&#x0364;bern Hauffen warff/ und von Land<lb/>
und Leuten verjagte. Weil aber die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Germak</hi><lb/>
&#x017F;elbiges Ko&#x0364;nigreich zu <hi rendition="#aq">maintenir</hi>en unvermo&#x0364;-<lb/>
gend zu &#x017F;eyn &#x017F;ich urtheilete/ auch ohnedem eine<lb/>
Aus&#x017F;o&#x0364;hnung bey &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Czaari</hi>&#x017F;chen Maje&#x017F;t. ver-<lb/>
langte/ u&#x0364;bertrug er dem Rußi&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Scept</hi>er ver-<lb/>
mittel&#x017F;t &#x017F;einer Ge&#x017F;andten dis Reich/ und erhielte<lb/>
&#x017F;ein <hi rendition="#aq">Propos.</hi> Das Ko&#x0364;nigreich aber wurde mit<lb/>
etlichen Ru&#x017F;&#x017F;en be&#x017F;etzt/ und durch <hi rendition="#aq">Woivvoden</hi> re-<lb/>
gieret, <hi rendition="#aq">Tumen</hi> und <hi rendition="#aq">Tobolski</hi> in be&#x017F;&#x017F;ern Stand<lb/>
ge&#x017F;etzt/ und die&#x017F;e Nahmen ihnen beygeleget.</p><lb/>
        <p>§. 8. Das Land an &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;ten i&#x017F;t reich an<lb/><hi rendition="#aq">Minerali</hi>en und <hi rendition="#aq">Metall</hi>en/ in&#x017F;onderheit von<lb/>
Kupffer und Ei&#x017F;en/ das Kupffer wird an vielen<lb/>
Oertern in &#x017F;cho&#x0364;nen Hand&#x017F;teinen gefunden/ &#x017F;o<lb/>
die Natur zu Tage austreibt. Weil aber noch<lb/>
keine An&#x017F;talt gemacht i&#x017F;t/ zu ordentlicher Be-<lb/>
reit und Einrichtung der Bergwercke/ als ha-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A 4</fw><fw place="bottom" type="catch">ben</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[7/0023] und nannte ſich erſten Koͤnig davon. Seine Re- ligion war Mahometiſch. Er hatte nicht lange dem Reiche vorgeſtanden, als ein Hettmann oder Befehlshaber, Nahmens Germak Thimophe- witz, (welcher eine Zeitlang mit ſeinen Coſſaken laͤnaſt der Wolga ſtreiffete/ und von ſeiner Czaa- riſchen Majeſt. Jwan Waſiliovvitz in ſolche Enge getrieben wurde/ daß nachdem unterſchiedene ſeiner Leute im Raub ertappt, und zur Juſtice ge- zogen wurden, er ſelbſt aber mit 540 Coſſaken nach Solikamski die Flucht genommen hatte, und von dorten in Siberien ſich begeben) mit ſeinen Coſſaken den Kutſium in unterſchiedenen Hand- Gemengen uͤbern Hauffen warff/ und von Land und Leuten verjagte. Weil aber dieſer Germak ſelbiges Koͤnigreich zu mainteniren unvermoͤ- gend zu ſeyn ſich urtheilete/ auch ohnedem eine Ausſoͤhnung bey ſeiner Czaariſchen Majeſt. ver- langte/ uͤbertrug er dem Rußiſchen Scepter ver- mittelſt ſeiner Geſandten dis Reich/ und erhielte ſein Propos. Das Koͤnigreich aber wurde mit etlichen Ruſſen beſetzt/ und durch Woivvoden re- gieret, Tumen und Tobolski in beſſern Stand geſetzt/ und dieſe Nahmen ihnen beygeleget. §. 8. Das Land an ſich ſelbſten iſt reich an Mineralien und Metallen/ inſonderheit von Kupffer und Eiſen/ das Kupffer wird an vielen Oertern in ſchoͤnen Handſteinen gefunden/ ſo die Natur zu Tage austreibt. Weil aber noch keine Anſtalt gemacht iſt/ zu ordentlicher Be- reit und Einrichtung der Bergwercke/ als ha- ben A 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die vorliegende Ausgabe ist die erste eigenständi… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_ostiacken_1726
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_ostiacken_1726/23
Zitationshilfe: Müller, Johann Bernhard: Leben und Gewohnheiten Der Ostiacken. Berlin, 1726, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_ostiacken_1726/23>, abgerufen am 21.11.2024.