flügelte Sau der Volksage von Klazomenä (Aelian H. A. xii, 38.) findet sich schon auf sehr alten Goldmünzen der Stadt, z. B. M. Br. 13, 23. Ein schöner geflügelter u. gehörnter Pan- ther, der einen Hirsch tödtet, Woburn-M. 11.
4. §. 163, 4. Lippert I, ii, 517 ff. Suppl. ii, 413 -- 428. Raponi t. 52. Tassie p. 709. Zum Theil entstehen sie durch Zusammenfügung Bacchischer Masken mit andern Gesichtern.
9. Arabeske, Landschaft.
436. So sehr sich die lebendige und geniale Auf-1 fassung der Natur, welche die alte Kunst durchdringt, für die Arabeske eignet, welche in einem freien Hinüber- spielen mathematischer Grundlinien in die Formen der or- ganischen und vegetabilischen Natur zum Behufe der Ver- zierung von Gebäuden und Geräthen besteht: so wenig war die Landschaft, im modernen Sinne, der antiken Kunstweise angemessen; wir finden sie erst in einer spätern Periode, und in geringer Ausdehnung. Die2 Griechische Kunst verlangt von ihren Gegenständen ein nahes Verhältniß, einen engen Zusammenhang des Lebens und der Form, des Geistes und der Erscheinung; Alles erhält eben dadurch in ihr einen entschiednen Charakter, eine deutliche Physionomie. Der ahndungsvolle Dämmerschein des Geistes, mit welchem die Landschaft uns anspricht, mußte den Alten nach ihrer Geistesrichtung künstlerischer Aus- bildung unfähig scheinen; ihre Landschaften waren da- her meist mehr scherzhaft als mit Ernst und Gefühl entworfen; das Ergötzende mannigfaltiger Bauten und Anlagen und zahlreicher Figuren wird in den Herculani- schen Bildern dem Ergreifenden einsamer Naturscenen überall vorgezogen. Oft beschäftigten auch ihre Na-3 turbilder durch eine landkartenähnliche Uebersicht ausge- dehnter Gegenden eine wissenschaftliche Aufmerksamkeit, und gaben eine Chorographie und Ethnographie in Bil- dern.
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II. Bildende Kunſt. Gegenſtaͤnde.
flügelte Sau der Volkſage von Klazomenä (Aelian H. A. xii, 38.) findet ſich ſchon auf ſehr alten Goldmünzen der Stadt, z. B. M. Br. 13, 23. Ein ſchöner geflügelter u. gehörnter Pan- ther, der einen Hirſch tödtet, Woburn-M. 11.
4. §. 163, 4. Lippert I, ii, 517 ff. Suppl. ii, 413 — 428. Raponi t. 52. Taſſie p. 709. Zum Theil entſtehen ſie durch Zuſammenfügung Bacchiſcher Masken mit andern Geſichtern.
9. Arabeske, Landſchaft.
436. So ſehr ſich die lebendige und geniale Auf-1 faſſung der Natur, welche die alte Kunſt durchdringt, fuͤr die Arabeske eignet, welche in einem freien Hinuͤber- ſpielen mathematiſcher Grundlinien in die Formen der or- ganiſchen und vegetabiliſchen Natur zum Behufe der Ver- zierung von Gebaͤuden und Geraͤthen beſteht: ſo wenig war die Landſchaft, im modernen Sinne, der antiken Kunſtweiſe angemeſſen; wir finden ſie erſt in einer ſpaͤtern Periode, und in geringer Ausdehnung. Die2 Griechiſche Kunſt verlangt von ihren Gegenſtaͤnden ein nahes Verhaͤltniß, einen engen Zuſammenhang des Lebens und der Form, des Geiſtes und der Erſcheinung; Alles erhaͤlt eben dadurch in ihr einen entſchiednen Charakter, eine deutliche Phyſionomie. Der ahndungsvolle Daͤmmerſchein des Geiſtes, mit welchem die Landſchaft uns anſpricht, mußte den Alten nach ihrer Geiſtesrichtung kuͤnſtleriſcher Aus- bildung unfaͤhig ſcheinen; ihre Landſchaften waren da- her meiſt mehr ſcherzhaft als mit Ernſt und Gefuͤhl entworfen; das Ergoͤtzende mannigfaltiger Bauten und Anlagen und zahlreicher Figuren wird in den Herculani- ſchen Bildern dem Ergreifenden einſamer Naturſcenen uͤberall vorgezogen. Oft beſchaͤftigten auch ihre Na-3 turbilder durch eine landkartenaͤhnliche Ueberſicht ausge- dehnter Gegenden eine wiſſenſchaftliche Aufmerkſamkeit, und gaben eine Chorographie und Ethnographie in Bil- dern.
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II. Bildende Kunſt. Gegenſtaͤnde.
flügelte Sau der Volkſage von Klazomenä (Aelian H. A. xii,
38.) findet ſich ſchon auf ſehr alten Goldmünzen der Stadt, z.
B. M. Br. 13, 23. Ein ſchöner geflügelter u. gehörnter Pan-
ther, der einen Hirſch tödtet, Woburn-M. 11.
4. §. 163, 4. Lippert I, ii, 517 ff. Suppl. ii, 413 —
428. Raponi t. 52. Taſſie p. 709. Zum Theil entſtehen ſie
durch Zuſammenfügung Bacchiſcher Masken mit andern Geſichtern.
9. Arabeske, Landſchaft.
436. So ſehr ſich die lebendige und geniale Auf-
faſſung der Natur, welche die alte Kunſt durchdringt,
fuͤr die Arabeske eignet, welche in einem freien Hinuͤber-
ſpielen mathematiſcher Grundlinien in die Formen der or-
ganiſchen und vegetabiliſchen Natur zum Behufe der Ver-
zierung von Gebaͤuden und Geraͤthen beſteht: ſo wenig
war die Landſchaft, im modernen Sinne, der antiken
Kunſtweiſe angemeſſen; wir finden ſie erſt in einer
ſpaͤtern Periode, und in geringer Ausdehnung. Die
Griechiſche Kunſt verlangt von ihren Gegenſtaͤnden ein
nahes Verhaͤltniß, einen engen Zuſammenhang des Lebens
und der Form, des Geiſtes und der Erſcheinung; Alles
erhaͤlt eben dadurch in ihr einen entſchiednen Charakter, eine
deutliche Phyſionomie. Der ahndungsvolle Daͤmmerſchein
des Geiſtes, mit welchem die Landſchaft uns anſpricht, mußte
den Alten nach ihrer Geiſtesrichtung kuͤnſtleriſcher Aus-
bildung unfaͤhig ſcheinen; ihre Landſchaften waren da-
her meiſt mehr ſcherzhaft als mit Ernſt und Gefuͤhl
entworfen; das Ergoͤtzende mannigfaltiger Bauten und
Anlagen und zahlreicher Figuren wird in den Herculani-
ſchen Bildern dem Ergreifenden einſamer Naturſcenen
uͤberall vorgezogen. Oft beſchaͤftigten auch ihre Na-
turbilder durch eine landkartenaͤhnliche Ueberſicht ausge-
dehnter Gegenden eine wiſſenſchaftliche Aufmerkſamkeit,
und gaben eine Chorographie und Ethnographie in Bil-
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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 609. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/631>, abgerufen am 24.11.2024.
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