Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Bildende Kunst. Gegenstände.
gebildet und gemahlt, besonders in Mosaik; die begünstig-
ten Kutscher der Factionen erhielten auch, ungeachtet des wi-
derstrebenden Costüms, Ehrenstatuen; und es giebt manche
Werke der Art aus dem spätesten Alterthum und im al-
lerrohesten Styl. Die Kämpfe der Gladiatoren, ob-3
gleich auch deren Costüm Griechischem Kunstsinne wenig
zusagen konnte, gaben doch wenigstens untergeordneten Künst-
lern, welche Wände bemahlten und Grabmäler verzier-
ten, zu thun; man darf argwohnen, daß solche an Grä-
bern ausgehaunen oder auf Grablampen ausgedrückten
Gladiatorkämpfe mitunter die wirklichen vertreten, und
anstatt der vollen Todten-Ehre dem Gestorbnen ein
Scheinbild derselben gewähren sollten.

1. Keletizontes M. von Kelenderis, Vasen Tischb.
i, 52. ii, 26. Der Lauf der kalpe, scheint es, i, 53.
Zweigespanne, Viergespanne auf Münzen (überaus herr-
lich) u. Vasen, besonders Preisvasen. Auf beiden sieht man be-
sonders den wichtigen Moment, wo die Meta umbogen wird, wo-
bei der den weitesten Kreis beschreibende dexioseiros, das wil-
deste Roß, schön in die Augen fällt. Die Einrichtung des ken-
tron und der mastix mit den Klapperblechen (vgl. Sophokl.
El. 727. Anth. Pal. vi, 246) sieht man bei Millg. Un. M.
1, 2; das Zeug der Pferde besonders deutlich ebd. 21. Das
Beschlagen und Striegeln der Pferde ist auf einem alten Attischen
Vasengem. abgebildet, Walpole Mem. p. 321. pl. 3. Vgl. Classi-
cal Journ. p. 206. Ancient horsemanship.
Tauro-
kathapsia
zu Pferde, Relief Marm. Oxon. ii, 58.; zu Fuß
auf M. von Larissa, Mionn. Suppl. iii, pl. 12, 2.

2. S. Montfaucon iii, 161 sqq. Die Contorniati
geben decursiones, venationes, pugilatus, scenica, mit
viel interessanten Details. Eckhel viii. p. 292 sqq. Ueber
die statuae aurigarum s. Anthol. Plan. v. Winck. vi, 1.
S. 321. 373. PCl. iii, 31. Ein siegreicher, triumphirender
Auriga in dem Relief Winck. M. I. 203. Aurigae auf Gem-
men der spätesten Kunst, Gall. di Fir. 24, 3. Die Mai'
schen Miniaturen der Ilias stellen die Wagenrenner bei Patroklos
Leichenspielen in den gegitterten Gewändern, mit den engen Mützen
u. breiten Gurten der Circusfahrer dar, tb. 55. cf. p. 23. Cir-
cusrennen in Reliefs G. Giust. ii, 94. Gall. di Fir. Stat. 99.

38*

II. Bildende Kunſt. Gegenſtaͤnde.
gebildet und gemahlt, beſonders in Moſaik; die beguͤnſtig-
ten Kutſcher der Factionen erhielten auch, ungeachtet des wi-
derſtrebenden Coſtuͤms, Ehrenſtatuen; und es giebt manche
Werke der Art aus dem ſpaͤteſten Alterthum und im al-
lerroheſten Styl. Die Kaͤmpfe der Gladiatoren, ob-3
gleich auch deren Coſtuͤm Griechiſchem Kunſtſinne wenig
zuſagen konnte, gaben doch wenigſtens untergeordneten Kuͤnſt-
lern, welche Waͤnde bemahlten und Grabmaͤler verzier-
ten, zu thun; man darf argwohnen, daß ſolche an Graͤ-
bern ausgehaunen oder auf Grablampen ausgedruͤckten
Gladiatorkaͤmpfe mitunter die wirklichen vertreten, und
anſtatt der vollen Todten-Ehre dem Geſtorbnen ein
Scheinbild derſelben gewaͤhren ſollten.

1. Κελητίζοντες M. von Kelenderis, Vaſen Tiſchb.
i, 52. ii, 26. Der Lauf der κάλπη, ſcheint es, i, 53.
Zweigeſpanne, Viergeſpanne auf Münzen (überaus herr-
lich) u. Vaſen, beſonders Preisvaſen. Auf beiden ſieht man be-
ſonders den wichtigen Moment, wo die Meta umbogen wird, wo-
bei der den weiteſten Kreis beſchreibende δεξιόσειρος, das wil-
deſte Roß, ſchön in die Augen fällt. Die Einrichtung des κέν-
τρον und der μάστιξ mit den Klapperblechen (vgl. Sophokl.
El. 727. Anth. Pal. vi, 246) ſieht man bei Millg. Un. M.
1, 2; das Zeug der Pferde beſonders deutlich ebd. 21. Das
Beſchlagen und Striegeln der Pferde iſt auf einem alten Attiſchen
Vaſengem. abgebildet, Walpole Mem. p. 321. pl. 3. Vgl. Classi-
cal Journ. p. 206. Ancient horsemanship.
Ταυρο-
καϑάψια
zu Pferde, Relief Marm. Oxon. ii, 58.; zu Fuß
auf M. von Lariſſa, Mionn. Suppl. iii, pl. 12, 2.

2. S. Montfaucon iii, 161 sqq. Die Contorniati
geben decursiones, venationes, pugilatus, scenica, mit
viel intereſſanten Details. Eckhel viii. p. 292 sqq. Ueber
die statuae aurigarum ſ. Anthol. Plan. v. Winck. vi, 1.
S. 321. 373. PCl. iii, 31. Ein ſiegreicher, triumphirender
Auriga in dem Relief Winck. M. I. 203. Aurigae auf Gem-
men der ſpäteſten Kunſt, Gall. di Fir. 24, 3. Die Mai’
ſchen Miniaturen der Ilias ſtellen die Wagenrenner bei Patroklos
Leichenſpielen in den gegitterten Gewändern, mit den engen Mützen
u. breiten Gurten der Circusfahrer dar, tb. 55. cf. p. 23. Cir-
cusrennen in Reliefs G. Giust. ii, 94. Gall. di Fir. Stat. 99.

38*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <p><pb facs="#f0617" n="595"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">II.</hi> Bildende Kun&#x017F;t. Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde.</fw><lb/>
gebildet und gemahlt, be&#x017F;onders in Mo&#x017F;aik; die begu&#x0364;n&#x017F;tig-<lb/>
ten Kut&#x017F;cher der Factionen erhielten auch, ungeachtet des wi-<lb/>
der&#x017F;trebenden Co&#x017F;tu&#x0364;ms, Ehren&#x017F;tatuen; und es giebt manche<lb/>
Werke der Art aus dem &#x017F;pa&#x0364;te&#x017F;ten Alterthum und im al-<lb/>
lerrohe&#x017F;ten Styl. Die Ka&#x0364;mpfe der Gladiatoren, ob-<note place="right">3</note><lb/>
gleich auch deren Co&#x017F;tu&#x0364;m Griechi&#x017F;chem Kun&#x017F;t&#x017F;inne wenig<lb/>
zu&#x017F;agen konnte, gaben doch wenig&#x017F;tens untergeordneten Ku&#x0364;n&#x017F;t-<lb/>
lern, welche Wa&#x0364;nde bemahlten und Grabma&#x0364;ler verzier-<lb/>
ten, zu thun; man darf argwohnen, daß &#x017F;olche an Gra&#x0364;-<lb/>
bern ausgehaunen oder auf Grablampen ausgedru&#x0364;ckten<lb/>
Gladiatorka&#x0364;mpfe mitunter die wirklichen vertreten, und<lb/>
an&#x017F;tatt der vollen Todten-Ehre dem Ge&#x017F;torbnen ein<lb/>
Scheinbild der&#x017F;elben gewa&#x0364;hren &#x017F;ollten.</p><lb/>
                    <p>1. <hi rendition="#g">&#x039A;&#x03B5;&#x03BB;&#x03B7;&#x03C4;&#x03AF;&#x03B6;&#x03BF;&#x03BD;&#x03C4;&#x03B5;&#x03C2;</hi> M. von Kelenderis, Va&#x017F;en Ti&#x017F;chb.<lb/><hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">i,</hi></hi> 52. <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">ii,</hi></hi> 26. Der Lauf der <hi rendition="#g">&#x03BA;&#x03AC;&#x03BB;&#x03C0;&#x03B7;</hi>, &#x017F;cheint es, <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">i,</hi></hi> 53.<lb/><hi rendition="#g">Zweige&#x017F;panne, Vierge&#x017F;panne</hi> auf Münzen (überaus herr-<lb/>
lich) u. Va&#x017F;en, be&#x017F;onders Preisva&#x017F;en. Auf beiden &#x017F;ieht man be-<lb/>
&#x017F;onders den wichtigen Moment, wo die Meta umbogen wird, wo-<lb/>
bei der den weite&#x017F;ten Kreis be&#x017F;chreibende <hi rendition="#g">&#x03B4;&#x03B5;&#x03BE;&#x03B9;&#x03CC;&#x03C3;&#x03B5;&#x03B9;&#x03C1;&#x03BF;&#x03C2;</hi>, das wil-<lb/>
de&#x017F;te Roß, &#x017F;chön in die Augen fällt. Die Einrichtung des &#x03BA;&#x03AD;&#x03BD;-<lb/>
&#x03C4;&#x03C1;&#x03BF;&#x03BD; und der &#x03BC;&#x03AC;&#x03C3;&#x03C4;&#x03B9;&#x03BE; mit den Klapperblechen (vgl. Sophokl.<lb/>
El. 727. <hi rendition="#aq">Anth. Pal. <hi rendition="#k">vi,</hi></hi> 246) &#x017F;ieht man bei Millg. <hi rendition="#aq">Un. M.</hi><lb/>
1, 2; das Zeug der Pferde be&#x017F;onders deutlich ebd. 21. Das<lb/>
Be&#x017F;chlagen und Striegeln der Pferde i&#x017F;t auf einem alten Atti&#x017F;chen<lb/>
Va&#x017F;engem. abgebildet, Walpole <hi rendition="#aq">Mem. p. 321. pl.</hi> 3. Vgl. <hi rendition="#aq">Classi-<lb/>
cal Journ. p. 206. Ancient horsemanship.</hi> <hi rendition="#g">&#x03A4;&#x03B1;&#x03C5;&#x03C1;&#x03BF;-<lb/>
&#x03BA;&#x03B1;&#x03D1;&#x03AC;&#x03C8;&#x03B9;&#x03B1;</hi> zu Pferde, Relief <hi rendition="#aq">Marm. Oxon. <hi rendition="#k">ii,</hi></hi> 58.; zu Fuß<lb/>
auf M. von Lari&#x017F;&#x017F;a, Mionn. <hi rendition="#aq">Suppl. <hi rendition="#k">iii,</hi> pl.</hi> 12, 2.</p><lb/>
                    <p>2. S. Montfaucon <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">iii,</hi> 161 sqq.</hi> Die <hi rendition="#aq">Contorniati</hi><lb/>
geben <hi rendition="#aq">decursiones, venationes, pugilatus, scenica,</hi> mit<lb/>
viel intere&#x017F;&#x017F;anten Details. Eckhel <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">viii.</hi> p. 292 sqq.</hi> Ueber<lb/>
die <hi rendition="#aq">statuae aurigarum</hi> &#x017F;. <hi rendition="#aq">Anthol. Plan. <hi rendition="#k">v.</hi></hi> Winck. <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">vi,</hi></hi> 1.<lb/>
S. 321. 373. <hi rendition="#aq">PCl. <hi rendition="#k">iii,</hi></hi> 31. Ein &#x017F;iegreicher, triumphirender<lb/>
Auriga in dem Relief Winck. <hi rendition="#aq">M. I. 203. Aurigae</hi> auf Gem-<lb/>
men der &#x017F;päte&#x017F;ten Kun&#x017F;t, <hi rendition="#aq">Gall. di Fir.</hi> 24, 3. Die Mai&#x2019;<lb/>
&#x017F;chen Miniaturen der Ilias &#x017F;tellen die Wagenrenner bei Patroklos<lb/>
Leichen&#x017F;pielen in den gegitterten Gewändern, mit den engen Mützen<lb/>
u. breiten Gurten der Circusfahrer dar, <hi rendition="#aq">tb. 55. cf. p.</hi> 23. Cir-<lb/>
cusrennen in Reliefs <hi rendition="#aq">G. Giust. <hi rendition="#k">ii,</hi> 94. Gall. di Fir. Stat.</hi> 99.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">38*</fw><lb/></p>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[595/0617] II. Bildende Kunſt. Gegenſtaͤnde. gebildet und gemahlt, beſonders in Moſaik; die beguͤnſtig- ten Kutſcher der Factionen erhielten auch, ungeachtet des wi- derſtrebenden Coſtuͤms, Ehrenſtatuen; und es giebt manche Werke der Art aus dem ſpaͤteſten Alterthum und im al- lerroheſten Styl. Die Kaͤmpfe der Gladiatoren, ob- gleich auch deren Coſtuͤm Griechiſchem Kunſtſinne wenig zuſagen konnte, gaben doch wenigſtens untergeordneten Kuͤnſt- lern, welche Waͤnde bemahlten und Grabmaͤler verzier- ten, zu thun; man darf argwohnen, daß ſolche an Graͤ- bern ausgehaunen oder auf Grablampen ausgedruͤckten Gladiatorkaͤmpfe mitunter die wirklichen vertreten, und anſtatt der vollen Todten-Ehre dem Geſtorbnen ein Scheinbild derſelben gewaͤhren ſollten. 3 1. Κελητίζοντες M. von Kelenderis, Vaſen Tiſchb. i, 52. ii, 26. Der Lauf der κάλπη, ſcheint es, i, 53. Zweigeſpanne, Viergeſpanne auf Münzen (überaus herr- lich) u. Vaſen, beſonders Preisvaſen. Auf beiden ſieht man be- ſonders den wichtigen Moment, wo die Meta umbogen wird, wo- bei der den weiteſten Kreis beſchreibende δεξιόσειρος, das wil- deſte Roß, ſchön in die Augen fällt. Die Einrichtung des κέν- τρον und der μάστιξ mit den Klapperblechen (vgl. Sophokl. El. 727. Anth. Pal. vi, 246) ſieht man bei Millg. Un. M. 1, 2; das Zeug der Pferde beſonders deutlich ebd. 21. Das Beſchlagen und Striegeln der Pferde iſt auf einem alten Attiſchen Vaſengem. abgebildet, Walpole Mem. p. 321. pl. 3. Vgl. Classi- cal Journ. p. 206. Ancient horsemanship. Ταυρο- καϑάψια zu Pferde, Relief Marm. Oxon. ii, 58.; zu Fuß auf M. von Lariſſa, Mionn. Suppl. iii, pl. 12, 2. 2. S. Montfaucon iii, 161 sqq. Die Contorniati geben decursiones, venationes, pugilatus, scenica, mit viel intereſſanten Details. Eckhel viii. p. 292 sqq. Ueber die statuae aurigarum ſ. Anthol. Plan. v. Winck. vi, 1. S. 321. 373. PCl. iii, 31. Ein ſiegreicher, triumphirender Auriga in dem Relief Winck. M. I. 203. Aurigae auf Gem- men der ſpäteſten Kunſt, Gall. di Fir. 24, 3. Die Mai’ ſchen Miniaturen der Ilias ſtellen die Wagenrenner bei Patroklos Leichenſpielen in den gegitterten Gewändern, mit den engen Mützen u. breiten Gurten der Circusfahrer dar, tb. 55. cf. p. 23. Cir- cusrennen in Reliefs G. Giust. ii, 94. Gall. di Fir. Stat. 99. 38*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/617
Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 595. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/617>, abgerufen am 24.11.2024.