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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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Systematischer Theil.
de V. victrix etc. 1821. Millingen a. O. Dieselbe, eben so
gestellte und drapirte, Venus-Figur wird auch mit Ares (als des-
sen Ueberwinderin) gruppirt §. 372., 2. A. auf einen Helm
niederschauend, den sie in der R. hält, mit dem l. aufgestützten
Arm eine Palme oder eine Waffe haltend, auf Gemmen, Millin
P. gr. 23. Hirt 11. Lipp. i, 93 -- 95. ii, 80 -- 84. M.
Flor. i,
72, 4 -- 6. (statt des Helms auch ein Apfel). Viel-
leicht das glumma Aphr. enoplon des Cäsar, Dio C. xliii,
43. In ähnlicher Stellung die Venus d'Arles, im Louvre
282., von Girardon mit Spiegel u. Apfel restaurirt. Unrestaurirt
abgebildet bei Terrin La V. et l'obelisque d'Arles. Arles
1680. 12. Sonst M. Franc. i, 3. Bouill. i, 13. M. Nap.
i,
60. Meyer Tf. 7, 6. Eine Copie desselben Originals ist
die von Hamilton bei Ostia gefundne. Marbles of the Br. M.
i, 8. Specim.
41. Auch die Bouill. iii, 7, 1. Halb-
bekleidete A. Bilder von anderm Charakter u. andrer Thätigkeit,
als Porträtstatuen, oben §. 205, 4. Florentinische sog. Urania
M. Flor. iii, 30. Meyer Tf. 11 E. Vgl. die A. mit einem
sehr schönen Kopf. Aug. 104. An der kleinen zierlichen Sta-
tue, Aug. 43, ist die Draperie modern. Die Hope'sche, Ca-
vaceppi i,
22., ist sehr zweifelhaft.

1377. Weniger kräftig, von mehr Fülle und Run-
dung, sind die Formen mehrerer Aphroditen-Statuen,
welche sich nur mit einem Stücke des hinten herumliegen-
den Gewandes bedecken; eine berühmte der Art, im Al-
terthum öfter nachgebildete, war in Alexandreia Troas.
2Absichtliche Ueberweichheit und Flüssigkeit der Formen
wird bei dem Hetärenbilde der Aphrodite Kallipygos
3wahrgenommen. Dagegen fand sich die alte Kunst zu
der reinsten Maaßhaltung, zu der tadellosesten Darstel-
lung schöner Formen aufgefordert, wenn die Göttin völ-
lig enthüllt erschien; die unberührte Blüthe der jungfräu-
lichen Formen hält dann die vollkommne Mitte zwischen
den mehr frauenartigen und den etwas strengeren und
kräftigern Umrissen der Aphrodite-Siegerin; die Kunst er-
reicht hier, alle Abwege vermeidend, nach der einen Seite
4hin das höchste und letzte Ziel. Wenn auch das Bad ur-
sprünglich als die Veranlassung dieser Enthüllung gedacht
wird: so verschwindet doch hier alle Rücksicht auf Hand-

Syſtematiſcher Theil.
de V. victrix etc. 1821. Millingen a. O. Dieſelbe, eben ſo
geſtellte und drapirte, Venus-Figur wird auch mit Ares (als deſ-
ſen Ueberwinderin) gruppirt §. 372., 2. A. auf einen Helm
niederſchauend, den ſie in der R. hält, mit dem l. aufgeſtützten
Arm eine Palme oder eine Waffe haltend, auf Gemmen, Millin
P. gr. 23. Hirt 11. Lipp. i, 93 — 95. ii, 80 — 84. M.
Flor. i,
72, 4 — 6. (ſtatt des Helms auch ein Apfel). Viel-
leicht das γλύμμα Ἀφρ. ἔνοπλον des Cäſar, Dio C. xliii,
43. In ähnlicher Stellung die Vénus d’Arles, im Louvre
282., von Girardon mit Spiegel u. Apfel reſtaurirt. Unreſtaurirt
abgebildet bei Terrin La V. et l’obélisque d’Arles. Arles
1680. 12. Sonſt M. Franc. i, 3. Bouill. i, 13. M. Nap.
i,
60. Meyer Tf. 7, 6. Eine Copie deſſelben Originals iſt
die von Hamilton bei Oſtia gefundne. Marbles of the Br. M.
i, 8. Specim.
41. Auch die Bouill. iii, 7, 1. Halb-
bekleidete A. Bilder von anderm Charakter u. andrer Thätigkeit,
als Porträtſtatuen, oben §. 205, 4. Florentiniſche ſog. Urania
M. Flor. iii, 30. Meyer Tf. 11 E. Vgl. die A. mit einem
ſehr ſchönen Kopf. Aug. 104. An der kleinen zierlichen Sta-
tue, Aug. 43, iſt die Draperie modern. Die Hope’ſche, Ca-
vaceppi i,
22., iſt ſehr zweifelhaft.

1377. Weniger kraͤftig, von mehr Fuͤlle und Run-
dung, ſind die Formen mehrerer Aphroditen-Statuen,
welche ſich nur mit einem Stuͤcke des hinten herumliegen-
den Gewandes bedecken; eine beruͤhmte der Art, im Al-
terthum oͤfter nachgebildete, war in Alexandreia Troas.
2Abſichtliche Ueberweichheit und Fluͤſſigkeit der Formen
wird bei dem Hetaͤrenbilde der Aphrodite Kallipygos
3wahrgenommen. Dagegen fand ſich die alte Kunſt zu
der reinſten Maaßhaltung, zu der tadelloſeſten Darſtel-
lung ſchoͤner Formen aufgefordert, wenn die Goͤttin voͤl-
lig enthuͤllt erſchien; die unberuͤhrte Bluͤthe der jungfraͤu-
lichen Formen haͤlt dann die vollkommne Mitte zwiſchen
den mehr frauenartigen und den etwas ſtrengeren und
kraͤftigern Umriſſen der Aphrodite-Siegerin; die Kunſt er-
reicht hier, alle Abwege vermeidend, nach der einen Seite
4hin das hoͤchſte und letzte Ziel. Wenn auch das Bad ur-
ſpruͤnglich als die Veranlaſſung dieſer Enthuͤllung gedacht
wird: ſo verſchwindet doch hier alle Ruͤckſicht auf Hand-

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[498/0520] Syſtematiſcher Theil. de V. victrix etc. 1821. Millingen a. O. Dieſelbe, eben ſo geſtellte und drapirte, Venus-Figur wird auch mit Ares (als deſ- ſen Ueberwinderin) gruppirt §. 372., 2. A. auf einen Helm niederſchauend, den ſie in der R. hält, mit dem l. aufgeſtützten Arm eine Palme oder eine Waffe haltend, auf Gemmen, Millin P. gr. 23. Hirt 11. Lipp. i, 93 — 95. ii, 80 — 84. M. Flor. i, 72, 4 — 6. (ſtatt des Helms auch ein Apfel). Viel- leicht das γλύμμα Ἀφρ. ἔνοπλον des Cäſar, Dio C. xliii, 43. In ähnlicher Stellung die Vénus d’Arles, im Louvre 282., von Girardon mit Spiegel u. Apfel reſtaurirt. Unreſtaurirt abgebildet bei Terrin La V. et l’obélisque d’Arles. Arles 1680. 12. Sonſt M. Franc. i, 3. Bouill. i, 13. M. Nap. i, 60. Meyer Tf. 7, 6. Eine Copie deſſelben Originals iſt die von Hamilton bei Oſtia gefundne. Marbles of the Br. M. i, 8. Specim. 41. Auch die Bouill. iii, 7, 1. Halb- bekleidete A. Bilder von anderm Charakter u. andrer Thätigkeit, als Porträtſtatuen, oben §. 205, 4. Florentiniſche ſog. Urania M. Flor. iii, 30. Meyer Tf. 11 E. Vgl. die A. mit einem ſehr ſchönen Kopf. Aug. 104. An der kleinen zierlichen Sta- tue, Aug. 43, iſt die Draperie modern. Die Hope’ſche, Ca- vaceppi i, 22., iſt ſehr zweifelhaft. 377. Weniger kraͤftig, von mehr Fuͤlle und Run- dung, ſind die Formen mehrerer Aphroditen-Statuen, welche ſich nur mit einem Stuͤcke des hinten herumliegen- den Gewandes bedecken; eine beruͤhmte der Art, im Al- terthum oͤfter nachgebildete, war in Alexandreia Troas. Abſichtliche Ueberweichheit und Fluͤſſigkeit der Formen wird bei dem Hetaͤrenbilde der Aphrodite Kallipygos wahrgenommen. Dagegen fand ſich die alte Kunſt zu der reinſten Maaßhaltung, zu der tadelloſeſten Darſtel- lung ſchoͤner Formen aufgefordert, wenn die Goͤttin voͤl- lig enthuͤllt erſchien; die unberuͤhrte Bluͤthe der jungfraͤu- lichen Formen haͤlt dann die vollkommne Mitte zwiſchen den mehr frauenartigen und den etwas ſtrengeren und kraͤftigern Umriſſen der Aphrodite-Siegerin; die Kunſt er- reicht hier, alle Abwege vermeidend, nach der einen Seite hin das hoͤchſte und letzte Ziel. Wenn auch das Bad ur- ſpruͤnglich als die Veranlaſſung dieſer Enthuͤllung gedacht wird: ſo verſchwindet doch hier alle Ruͤckſicht auf Hand- 1 2 3 4

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 498. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/520>, abgerufen am 23.11.2024.