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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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Historischer Theil.
lich ein Geschäft von Sklaven, die Wände nach Lust
und Laune ihrer Herrn aufs eiligste mit Bildern anzu-
füllen.

1. Aetion wird sonst in Alexanders Zeit gesetzt, aber Lukian
sagt bestimmt, daß er nicht in alten Zeiten, sondern ganz kürzlich
gelebt habe (ta teleutaia tauta Herod. 4.), also wohl in Ha-
drians u. der Antoninen Zeitalter (Lukian unter Commodus). Vgl.
sonst Imagg. 7. Hadrian selbst war Rhyparograph. Apollodor
zu Hadrian: Apelthe kai tas kolokunthas graphe. Dio
C. lxix, 4. Suidas s. v. Adrianos. Gegen 140 auch
Diognetos. Eumelos (mahlt eine Helena) um 190. Aristo-
demos aus Karien, Schüler des Eumelos (?), Gastfreund des ältern
Philostratos, auch Schriftsteller über die Geschichte der Kunst, um
210. -- Später, 370 n. Chr., ein Mahler Hilarius aus Bithy-
nien in Athen.

2. In Trimalchios Hause (Petron 29) sieht man Trimalchio
als Merkur u. seine Carriere, dann Ilias u. Odyssee, und Lae-
natis gladiatorium
(vgl. Plin. xxxv, 33.) gemahlt. Bei
Juven. ix, 145 wünscht sich Einer unter seinem Gesinde einen
curvus caelator et alter, qui multas facies pingat
cito
.
Mahlende Sklaven kommen auch in juristischen Quel-
len vor, s. Fea's Note in Winck. W. v. S. 496.


1212. Hernach ist der Verfall der Mahlerei um desto
sichtbarer; der frühere Luxus der Arabesken und architek-
tonischen Verzierungen verschwindet; plumpe Einfachheit
tritt an dessen Stelle, wie ziemlich in allen Gemälden
2aus der Zeit des Constantin. Daran schließen sich die
ältesten christlichen Bilder in den Catacomben, so wie
3die Miniaturmahlereien einiger heidnischen und christlichen
4Handschriften an. Auch gehen manche der Kirchenbilder
in der Art der Behandlung und der ganzen Weise der
5Darstellung sicher auf die Constantinische Zeit zurück. Beson-
ders wird aber jetzt bei der Verzierung der Kirchen, wie
der Palläste, regelmäßig von der Mosaik Gebrauch ge-
macht, einem früher höchst untergeordneten Kunstzweige,

Hiſtoriſcher Theil.
lich ein Geſchaͤft von Sklaven, die Waͤnde nach Luſt
und Laune ihrer Herrn aufs eiligſte mit Bildern anzu-
fuͤllen.

1. Aetion wird ſonſt in Alexanders Zeit geſetzt, aber Lukian
ſagt beſtimmt, daß er nicht in alten Zeiten, ſondern ganz kürzlich
gelebt habe (τὰ τελευταῖα ταῦτα Herod. 4.), alſo wohl in Ha-
drians u. der Antoninen Zeitalter (Lukian unter Commodus). Vgl.
ſonſt Imagg. 7. Hadrian ſelbſt war Rhyparograph. Apollodor
zu Hadrian: Ἄπελϑε καὶ τὰς κολοκύνϑας γράφε. Dio
C. lxix, 4. Suidas s. v. Ἁδριανός. Gegen 140 auch
Diognetos. Eumelos (mahlt eine Helena) um 190. Ariſto-
demos aus Karien, Schüler des Eumelos (?), Gaſtfreund des ältern
Philoſtratos, auch Schriftſteller über die Geſchichte der Kunſt, um
210. — Später, 370 n. Chr., ein Mahler Hilarius aus Bithy-
nien in Athen.

2. In Trimalchios Hauſe (Petron 29) ſieht man Trimalchio
als Merkur u. ſeine Carriere, dann Ilias u. Odyſſee, und Lae-
natis gladiatorium
(vgl. Plin. xxxv, 33.) gemahlt. Bei
Juven. ix, 145 wünſcht ſich Einer unter ſeinem Geſinde einen
curvus caelator et alter, qui multas facies pingat
cito
.
Mahlende Sklaven kommen auch in juriſtiſchen Quel-
len vor, ſ. Fea’s Note in Winck. W. v. S. 496.


1212. Hernach iſt der Verfall der Mahlerei um deſto
ſichtbarer; der fruͤhere Luxus der Arabesken und architek-
toniſchen Verzierungen verſchwindet; plumpe Einfachheit
tritt an deſſen Stelle, wie ziemlich in allen Gemaͤlden
2aus der Zeit des Conſtantin. Daran ſchließen ſich die
aͤlteſten chriſtlichen Bilder in den Catacomben, ſo wie
3die Miniaturmahlereien einiger heidniſchen und chriſtlichen
4Handſchriften an. Auch gehen manche der Kirchenbilder
in der Art der Behandlung und der ganzen Weiſe der
5Darſtellung ſicher auf die Conſtantiniſche Zeit zuruͤck. Beſon-
ders wird aber jetzt bei der Verzierung der Kirchen, wie
der Pallaͤſte, regelmaͤßig von der Moſaik Gebrauch ge-
macht, einem fruͤher hoͤchſt untergeordneten Kunſtzweige,

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[212/0234] Hiſtoriſcher Theil. lich ein Geſchaͤft von Sklaven, die Waͤnde nach Luſt und Laune ihrer Herrn aufs eiligſte mit Bildern anzu- fuͤllen. 1. Aetion wird ſonſt in Alexanders Zeit geſetzt, aber Lukian ſagt beſtimmt, daß er nicht in alten Zeiten, ſondern ganz kürzlich gelebt habe (τὰ τελευταῖα ταῦτα Herod. 4.), alſo wohl in Ha- drians u. der Antoninen Zeitalter (Lukian unter Commodus). Vgl. ſonſt Imagg. 7. Hadrian ſelbſt war Rhyparograph. Apollodor zu Hadrian: Ἄπελϑε καὶ τὰς κολοκύνϑας γράφε. Dio C. lxix, 4. Suidas s. v. Ἁδριανός. Gegen 140 auch Diognetos. Eumelos (mahlt eine Helena) um 190. Ariſto- demos aus Karien, Schüler des Eumelos (?), Gaſtfreund des ältern Philoſtratos, auch Schriftſteller über die Geſchichte der Kunſt, um 210. — Später, 370 n. Chr., ein Mahler Hilarius aus Bithy- nien in Athen. 2. In Trimalchios Hauſe (Petron 29) ſieht man Trimalchio als Merkur u. ſeine Carriere, dann Ilias u. Odyſſee, und Lae- natis gladiatorium (vgl. Plin. xxxv, 33.) gemahlt. Bei Juven. ix, 145 wünſcht ſich Einer unter ſeinem Geſinde einen curvus caelator et alter, qui multas facies pingat cito. Mahlende Sklaven kommen auch in juriſtiſchen Quel- len vor, ſ. Fea’s Note in Winck. W. v. S. 496. 212. Hernach iſt der Verfall der Mahlerei um deſto ſichtbarer; der fruͤhere Luxus der Arabesken und architek- toniſchen Verzierungen verſchwindet; plumpe Einfachheit tritt an deſſen Stelle, wie ziemlich in allen Gemaͤlden aus der Zeit des Conſtantin. Daran ſchließen ſich die aͤlteſten chriſtlichen Bilder in den Catacomben, ſo wie die Miniaturmahlereien einiger heidniſchen und chriſtlichen Handſchriften an. Auch gehen manche der Kirchenbilder in der Art der Behandlung und der ganzen Weiſe der Darſtellung ſicher auf die Conſtantiniſche Zeit zuruͤck. Beſon- ders wird aber jetzt bei der Verzierung der Kirchen, wie der Pallaͤſte, regelmaͤßig von der Moſaik Gebrauch ge- macht, einem fruͤher hoͤchſt untergeordneten Kunſtzweige, 1 2 3 4 5

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/234>, abgerufen am 28.04.2024.