1174. Weniger wird in Etrurien der Bildschnitze- rei (thönerne Bilder ersetzten die xoana Griechenlands) 2und der Sculptur in Stein gedacht; nur wenige Steinbilder zeigen durch eine sorgfältige und strenge Be- handlung, daß sie aus der Zeit der blühenden Kunst Etruriens stammen; die gewöhnlich bemahlten, mitunter 3vergoldeten, Bas- und Hautreliefs der Aschenkisten, welche aus zusammengezogenen Steinsärgen hervorgegan- gen sind, gehören mit geringen Ausnahmen einer hand- werksmäßigen Technik späterer Zeiten, zum großen Theil wahrscheinlich der Römischen Herrschaft, an.
1. Plin. xiv, 2, xxxvi, 99. Vitruv. ii, 7. Der Mar- mor von Luna blieb für Sculptur unbenutzt. S. Quintino Mem. della R. Acc. di Torino T. xxvii. p. 211 sq.
2. S. die Reliefs von Cippen u. Säulenbasen bei Gori M. E. T. i. t. 160. iii. cl. 4. tv. 18. 20. 21. Micali t. 17. 18. Ingh. S. vi. t. A. (Mi Afiles Tites etc.) C. D. E. 1. P. 5. Z. a. Aus Stein und sehr alterthümlich auch eine Canobus- artige Urne von Clusium nach R. Rochette Cours d'Archeo- logie (Paris 1828) p. 121. Rohgearbeitete und obscöne Re- liefs an einer Felswand von Corneto, Journ. des Sav. 1829. Mars.
3. Aus Alabaster (Volaterrä), Kalktuf, Travertin, sehr oft auch aus gebrannter Erde (Clusium). Die Süjets: 1. aus der Griechischen, meist tragischen Mythologie, mit viel Beziehung auf Tod u. Unterwelt; dabei Etruskische Figuren der Mania, des Man- tus mit dem Hammer (Charun), der Furien. 2. Ehren- volle Scenen aus dem Leben, Triumphzüge, Pompen. 3. Dar- stellungen des Todes und jenseitigen Lebens; Reisen zu Roß, auf Seeungeheuern. 4. Phantastische Bilder, und bloße Verzierun- gen. Die Composition meist geschickt; die Ausführung roh. Die- selben Gruppen wiederholen sich in verschiedner Bedeutung. Die oben liegenden (accumbentes) Gestalten sind oft Porträts, daher die unverhältnißmäßigen Köpfe. Die Inschriften fast immer die Namen des Verstorbnen, in späterer Schriftart (Die Etruskische Sprache und Schrift ging nach August, vor Julianus, unter). Uhden Abhandl. der Akad. von Berlin 1816 u. 1818. Vorlesung vom 10. Mai 1827. Inghir. S. i. (treue Abbildungen). Ta- feln zu Micali (verschönerte) 16. 18. 19. 22 -- 49. Zoega Bass. i. t. 38--40.
Hiſtoriſcher Theil.
1174. Weniger wird in Etrurien der Bildſchnitze- rei (thoͤnerne Bilder erſetzten die ξόανα Griechenlands) 2und der Sculptur in Stein gedacht; nur wenige Steinbilder zeigen durch eine ſorgfaͤltige und ſtrenge Be- handlung, daß ſie aus der Zeit der bluͤhenden Kunſt Etruriens ſtammen; die gewoͤhnlich bemahlten, mitunter 3vergoldeten, Bas- und Hautreliefs der Aſchenkiſten, welche aus zuſammengezogenen Steinſaͤrgen hervorgegan- gen ſind, gehoͤren mit geringen Ausnahmen einer hand- werksmaͤßigen Technik ſpaͤterer Zeiten, zum großen Theil wahrſcheinlich der Roͤmiſchen Herrſchaft, an.
1. Plin. xiv, 2, xxxvi, 99. Vitruv. ii, 7. Der Mar- mor von Luna blieb für Sculptur unbenutzt. S. Quintino Mem. della R. Acc. di Torino T. xxvii. p. 211 sq.
2. S. die Reliefs von Cippen u. Säulenbaſen bei Gori M. E. T. i. t. 160. iii. cl. 4. tv. 18. 20. 21. Micali t. 17. 18. Ingh. S. vi. t. A. (Mi Afiles Tites etc.) C. D. E. 1. P. 5. Z. a. Aus Stein und ſehr alterthümlich auch eine Canobus- artige Urne von Cluſium nach R. Rochette Cours d’Archéo- logie (Paris 1828) p. 121. Rohgearbeitete und obſcöne Re- liefs an einer Felswand von Corneto, Journ. des Sav. 1829. Mars.
3. Aus Alabaſter (Volaterrä), Kalktuf, Travertin, ſehr oft auch aus gebrannter Erde (Cluſium). Die Süjets: 1. aus der Griechiſchen, meiſt tragiſchen Mythologie, mit viel Beziehung auf Tod u. Unterwelt; dabei Etruskiſche Figuren der Mania, des Man- tus mit dem Hammer (Charun), der Furien. 2. Ehren- volle Scenen aus dem Leben, Triumphzüge, Pompen. 3. Dar- ſtellungen des Todes und jenſeitigen Lebens; Reiſen zu Roß, auf Seeungeheuern. 4. Phantaſtiſche Bilder, und bloße Verzierun- gen. Die Compoſition meiſt geſchickt; die Ausführung roh. Die- ſelben Gruppen wiederholen ſich in verſchiedner Bedeutung. Die oben liegenden (accumbentes) Geſtalten ſind oft Porträts, daher die unverhältnißmäßigen Köpfe. Die Inſchriften faſt immer die Namen des Verſtorbnen, in ſpäterer Schriftart (Die Etruskiſche Sprache und Schrift ging nach Auguſt, vor Julianus, unter). Uhden Abhandl. der Akad. von Berlin 1816 u. 1818. Vorleſung vom 10. Mai 1827. Inghir. S. i. (treue Abbildungen). Ta- feln zu Micali (verſchönerte) 16. 18. 19. 22 — 49. Zoëga Bass. i. t. 38—40.
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Hiſtoriſcher Theil.
174. Weniger wird in Etrurien der Bildſchnitze-
rei (thoͤnerne Bilder erſetzten die ξόανα Griechenlands)
und der Sculptur in Stein gedacht; nur wenige
Steinbilder zeigen durch eine ſorgfaͤltige und ſtrenge Be-
handlung, daß ſie aus der Zeit der bluͤhenden Kunſt
Etruriens ſtammen; die gewoͤhnlich bemahlten, mitunter
vergoldeten, Bas- und Hautreliefs der Aſchenkiſten,
welche aus zuſammengezogenen Steinſaͤrgen hervorgegan-
gen ſind, gehoͤren mit geringen Ausnahmen einer hand-
werksmaͤßigen Technik ſpaͤterer Zeiten, zum großen Theil
wahrſcheinlich der Roͤmiſchen Herrſchaft, an.
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2. S. die Reliefs von Cippen u. Säulenbaſen bei Gori M.
E. T. i. t. 160. iii. cl. 4. tv. 18. 20. 21. Micali t. 17. 18.
Ingh. S. vi. t. A. (Mi Afiles Tites etc.) C. D. E. 1. P. 5.
Z. a. Aus Stein und ſehr alterthümlich auch eine Canobus-
artige Urne von Cluſium nach R. Rochette Cours d’Archéo-
logie (Paris 1828) p. 121. Rohgearbeitete und obſcöne Re-
liefs an einer Felswand von Corneto, Journ. des Sav. 1829.
Mars.
3. Aus Alabaſter (Volaterrä), Kalktuf, Travertin, ſehr oft
auch aus gebrannter Erde (Cluſium). Die Süjets: 1. aus der
Griechiſchen, meiſt tragiſchen Mythologie, mit viel Beziehung auf
Tod u. Unterwelt; dabei Etruskiſche Figuren der Mania, des Man-
tus mit dem Hammer (Charun), der Furien. 2. Ehren-
volle Scenen aus dem Leben, Triumphzüge, Pompen. 3. Dar-
ſtellungen des Todes und jenſeitigen Lebens; Reiſen zu Roß, auf
Seeungeheuern. 4. Phantaſtiſche Bilder, und bloße Verzierun-
gen. Die Compoſition meiſt geſchickt; die Ausführung roh. Die-
ſelben Gruppen wiederholen ſich in verſchiedner Bedeutung. Die
oben liegenden (accumbentes) Geſtalten ſind oft Porträts, daher
die unverhältnißmäßigen Köpfe. Die Inſchriften faſt immer die
Namen des Verſtorbnen, in ſpäterer Schriftart (Die Etruskiſche
Sprache und Schrift ging nach Auguſt, vor Julianus, unter).
Uhden Abhandl. der Akad. von Berlin 1816 u. 1818. Vorleſung
vom 10. Mai 1827. Inghir. S. i. (treue Abbildungen). Ta-
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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/180>, abgerufen am 23.11.2024.
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