EWOS; wie aus der letztern Form der Name des Windes euros hervorgegangen ist (entsprechend dem zephuros, der ek zophou pnei), so aus der Dorischen das Wort aura, welches in dieser Mundart ganz eigentlich Morgen bedeutet, daher enauro proi Kretisch, wie abo proi Lakonisch, Hesych. In Argos findet man das Dig. in obea für oa, ova Hesych, in Hermione ein doppeltes in beudos für edos, agalma, Etym. M. 195, 52., in Syrakus in ebason für eason, das auch Lakonisch, ebd. 308, 26.
9.
Wenn man die Veränderungen der Vocale, Halbvocale und Hauche hinweg nimmt, so bleiben nur wenig andre dem Dorischen Dialekt eigenthümliche über, da mediae und tenues sehr selten vertauscht werden, und Buchstaben verschiedner Organe auch nicht häufig. Bemerkenswerth ist, daß die Dorier sowohl B als G mehrmal in D verwandeln, jenes in delton, gut, ver- glichen mit beltion (Ptolem. Hephäst. bei Phot. Bibl. p. 486. vgl. Toup ad Hes. T. 4. p. 165), in odelos (Greg. Kor. p. 235., der Megarer Arist. Ach. 796., die Delph. Inschr. Dodw. T. 2. p. 507., Epicharm bei Ath. 8, 362. b. c., odolkai Kretisch nach Hes.); dieses in da, denos, Sch. Aesch. VII, 367., diphoura für ge- phura Lakonisch, deukos für glukus Aetolisch, Schol. Nik. Ther. 625. (was aber auch noch im Lateinischen dulcis geblieben.) Ich bemerke nur noch, daß peda für meta auch strengdorisch ist, wie Alkman bei Ath. 10, 416. a., das Lakonische pedeura usteron Hesych, pedaWoikoi für metoikoi in einer Argiv. Inschr. bei Böckh, und die Korkyräische bei Mustoxidi 2. p. 70. (wie es scheint) beweisen.
Charakteristisch ist dem Dorischen Dialekte in der Zusammensetzung wie in der Flexion das Bestreben ab- zukürzen. In jener werden die Präpositionen kata, ana, poti durch Abwerfung des Schlußvocals zu Mo- nosyllaben; die erste auch noch verkürzt in kabainon Alkman Frgm. 34. kapeton Pind. O. 8, 48. vgl. He- sych kablema und kabasi. Von ambainein kommt am- bon, Aufstieg bei den Rhodiern, Erotian Lex. Hippokr. Die Aphrodite ambologera Spartas, Paus. 3, 18, 1.,
ΗϜΩΣ; wie aus der letztern Form der Name des Windes εὖϱος hervorgegangen iſt (entſprechend dem ζέφυρος, der ἐκ ζόφου πνεῖ), ſo aus der Doriſchen das Wort αὖρα, welches in dieſer Mundart ganz eigentlich Morgen bedeutet, daher ἐναύρω πρωῒ Kretiſch, wie ἀβὼ πρωῒ Lakoniſch, Heſych. In Argos findet man das Dig. in ὤβεα fuͤr ὠὰ, ova Heſych, in Hermione ein doppeltes in βεῦδος fuͤr ἕδος, ἄγαλμα, Etym. M. 195, 52., in Syrakus in ἔβασον fuͤr ἔασον, das auch Lakoniſch, ebd. 308, 26.
9.
Wenn man die Veraͤnderungen der Vocale, Halbvocale und Hauche hinweg nimmt, ſo bleiben nur wenig andre dem Doriſchen Dialekt eigenthuͤmliche uͤber, da mediae und tenues ſehr ſelten vertauſcht werden, und Buchſtaben verſchiedner Organe auch nicht haͤufig. Bemerkenswerth iſt, daß die Dorier ſowohl Β als Γ mehrmal in Δ verwandeln, jenes in δέλτον, gut, ver- glichen mit βέλτιον (Ptolem. Hephaͤſt. bei Phot. Bibl. p. 486. vgl. Toup ad Hes. T. 4. p. 165), in ὀδελὸς (Greg. Kor. p. 235., der Megarer Ariſt. Ach. 796., die Delph. Inſchr. Dodw. T. 2. p. 507., Epicharm bei Ath. 8, 362. b. c., ὀδολκαὶ Kretiſch nach Heſ.); dieſes in δᾶ, δένος, Sch. Aeſch. VII, 367., δίφουϱα fuͤr γέ- φυϱα Lakoniſch, δεῦκος fuͤr γλυκὺς Aetoliſch, Schol. Nik. Ther. 625. (was aber auch noch im Lateiniſchen dulcis geblieben.) Ich bemerke nur noch, daß πέδα fuͤr μετὰ auch ſtrengdoriſch iſt, wie Alkman bei Ath. 10, 416. a., das Lakoniſche πέδευρα ὕϛεϱον Heſych, πεδάϜοικοι fuͤr μέτοικοι in einer Argiv. Inſchr. bei Boͤckh, und die Korkyraͤiſche bei Muſtoxidi 2. p. 70. (wie es ſcheint) beweiſen.
Charakteriſtiſch iſt dem Doriſchen Dialekte in der Zuſammenſetzung wie in der Flexion das Beſtreben ab- zukuͤrzen. In jener werden die Praͤpoſitionen κατὰ, ἀνὰ, ποτὶ durch Abwerfung des Schlußvocals zu Mo- noſyllaben; die erſte auch noch verkuͤrzt in καβαίνων Alkman Frgm. 34. κάπετον Pind. O. 8, 48. vgl. He- ſych κάβλημα und κάβασι. Von ἀμβαίνειν kommt ἄμ- βων, Aufſtieg bei den Rhodiern, Erotian Lex. Hippokr. Die Aphrodite ἀμβολογήρα Spartas, Pauſ. 3, 18, 1.,
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ΗϜΩΣ; wie aus der letztern Form der Name des
Windes εὖϱος hervorgegangen iſt (entſprechend dem
ζέφυρος, der ἐκ ζόφου πνεῖ), ſo aus der Doriſchen das
Wort αὖρα, welches in dieſer Mundart ganz eigentlich
Morgen bedeutet, daher ἐναύρω πρωῒ Kretiſch, wie
ἀβὼ πρωῒ Lakoniſch, Heſych. In Argos findet man
das Dig. in ὤβεα fuͤr ὠὰ, ova Heſych, in Hermione
ein doppeltes in βεῦδος fuͤr ἕδος, ἄγαλμα, Etym. M.
195, 52., in Syrakus in ἔβασον fuͤr ἔασον, das auch
Lakoniſch, ebd. 308, 26.
9.
Wenn man die Veraͤnderungen der Vocale,
Halbvocale und Hauche hinweg nimmt, ſo bleiben nur
wenig andre dem Doriſchen Dialekt eigenthuͤmliche uͤber,
da mediae und tenues ſehr ſelten vertauſcht werden,
und Buchſtaben verſchiedner Organe auch nicht haͤufig.
Bemerkenswerth iſt, daß die Dorier ſowohl Β als Γ
mehrmal in Δ verwandeln, jenes in δέλτον, gut, ver-
glichen mit βέλτιον (Ptolem. Hephaͤſt. bei Phot. Bibl.
p. 486. vgl. Toup ad Hes. T. 4. p. 165), in ὀδελὸς
(Greg. Kor. p. 235., der Megarer Ariſt. Ach. 796., die
Delph. Inſchr. Dodw. T. 2. p. 507., Epicharm bei
Ath. 8, 362. b. c., ὀδολκαὶ Kretiſch nach Heſ.); dieſes
in δᾶ, δένος, Sch. Aeſch. VII, 367., δίφουϱα fuͤr γέ-
φυϱα Lakoniſch, δεῦκος fuͤr γλυκὺς Aetoliſch, Schol.
Nik. Ther. 625. (was aber auch noch im Lateiniſchen
dulcis geblieben.) Ich bemerke nur noch, daß πέδα
fuͤr μετὰ auch ſtrengdoriſch iſt, wie Alkman bei Ath.
10, 416. a., das Lakoniſche πέδευρα ὕϛεϱον Heſych,
πεδάϜοικοι fuͤr μέτοικοι in einer Argiv. Inſchr. bei
Boͤckh, und die Korkyraͤiſche bei Muſtoxidi 2. p. 70.
(wie es ſcheint) beweiſen.
Charakteriſtiſch iſt dem Doriſchen Dialekte in der
Zuſammenſetzung wie in der Flexion das Beſtreben ab-
zukuͤrzen. In jener werden die Praͤpoſitionen κατὰ,
ἀνὰ, ποτὶ durch Abwerfung des Schlußvocals zu Mo-
noſyllaben; die erſte auch noch verkuͤrzt in καβαίνων
Alkman Frgm. 34. κάπετον Pind. O. 8, 48. vgl. He-
ſych κάβλημα und κάβασι. Von ἀμβαίνειν kommt ἄμ-
βων, Aufſtieg bei den Rhodiern, Erotian Lex. Hippokr.
Die Aphrodite ἀμβολογήρα Spartas, Pauſ. 3, 18, 1.,
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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/532>, abgerufen am 25.11.2024.
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