durchweg t als Schlußconsonant). Ob auch das Dori- sche Poteidan die ursprüngliche Form, können wir aus Mangel einer überzeugenden Etymologie nicht angeben; es war Mundart der Spart. Xen. H. 3, 3, 2., der Korinther, daher ihre Kolonie POTEIDAIA, vgl. Thiersch Act. phil. Mon. 2, 3. p. 393. (in Poseidonia, PAISTON, mischten sich Achäer von Sybaris mit Trö- zeniern, daher die undorische Form), der Rhodier, Aristid. Rhod. T. 2. p. 346.; Poteidas sagt der Megarer bei Arist., Potidan und Potidas Epicharm und Sophron, Herodian S. 10. Dind. -- Seltsam, daß auch in einigen Fällen die Dorier ein S für ein T setzten, wie in sates für tetes Maitt. p. 349. vgl. die Inschr. von Gela bei Castelli p. 84., welchem sa- meron bei Pind. Theokr. und den Tarentinern (für nun nach Hesych) entspricht; auch das sa des Megarers für ta und dies für tina gehört hieher, Etym. M. 157, 48. 167, 37. -- Dieselbe Scheu vor S hat es be- wirkt, daß die Lakonen in den Doppelconsonanten ST, SK, SP den Zischlaut verwarfen, und den andern Consonant verdoppelten; daher Lakonisch ktittar für ktistes, ettan für es tan, ampittar für amphistas (oben S. 38, 3.), akkor für askos, Valck. ad Ad. p. 287., vgl. ad Phoen. 1671., der daraus das Gesetz gebildet: litteram s Lac. in sequentem consonantem non liquidam mutant, wovon er auch Spuren im Tarentinischen Dialekt nachweist, zu denen hinzuzufügen, daß Hekate daselbst nach Hesych aphrattos hieß, näm- lich aphrastos. Für den Lakonischen giebt es kein interessanteres Beispiel als attasi für anastethi (ent- standen aus ANTTASI), in welchem mehr als drei Lakonismen sichtbar sind. Hieran schließt sich unmit- telbar die Vertauschung von Z d. i. SD in DD, wie in den Verbis auf zo, Lakon. -- ddo, wovon die La- konen in der Lysistrate viele Beispiele geben, einige auch der Megarer in den Acharnern. Daß dies auch in Verbis geschehen sei, deren Charakter G ist, dafür ist kein Beispiel vorhanden: obgleich im Futur die Dorier durch die Analogie und Neigung zum Ks Laut verleitet die Endung -- xo auch anbrachten, wo der Charakter nicht G sondern D, (vgl. Buttmann 1. S. 382.), was
durchweg t als Schlußconſonant). Ob auch das Dori- ſche Ποτειδᾶν die urſpruͤngliche Form, koͤnnen wir aus Mangel einer uͤberzeugenden Etymologie nicht angeben; es war Mundart der Spart. Xen. H. 3, 3, 2., der Korinther, daher ihre Kolonie ΠΟΤΕΙΔΑΙΑ, vgl. Thierſch Act. phil. Mon. 2, 3. p. 393. (in Ποσειδωνία, ΠΑΙΣΤΟΝ, miſchten ſich Achaͤer von Sybaris mit Troͤ- zeniern, daher die undoriſche Form), der Rhodier, Ariſtid. Rhod. T. 2. p. 346.; Ποτείδας ſagt der Megarer bei Ariſt., Ποτιδὰν und Ποτιδὰς Epicharm und Sophron, Herodian S. 10. Dind. — Seltſam, daß auch in einigen Faͤllen die Dorier ein Σ fuͤr ein Τ ſetzten, wie in σᾶτες fuͤr τῆτες Maitt. p. 349. vgl. die Inſchr. von Gela bei Caſtelli p. 84., welchem σά- μερον bei Pind. Theokr. und den Tarentinern (fuͤr νῦν nach Heſych) entſpricht; auch das σὰ des Megarers fuͤr τὰ und dies fuͤr τίνα gehoͤrt hieher, Etym. M. 157, 48. 167, 37. — Dieſelbe Scheu vor Σ hat es be- wirkt, daß die Lakonen in den Doppelconſonanten ΣΤ, ΣΚ, ΣΠ den Ziſchlaut verwarfen, und den andern Conſonant verdoppelten; daher Lakoniſch κτίτταϱ fuͤr κτίστης, ἐττὰν fuͤr ἐς τὰν, ἀμπίτταρ fuͤr ἀμφιστὰς (oben S. 38, 3.), ἀκκὸϱ fuͤr ἀσκὸς, Valck. ad Ad. p. 287., vgl. ad Phoen. 1671., der daraus das Geſetz gebildet: litteram ς Lac. in sequentem consonantem non liquidam mutant, wovon er auch Spuren im Tarentiniſchen Dialekt nachweiſt, zu denen hinzuzufuͤgen, daß Hekate daſelbſt nach Heſych ἂφραττος hieß, naͤm- lich ἂφραστος. Fuͤr den Lakoniſchen giebt es kein intereſſanteres Beiſpiel als ἂττασι fuͤr ἀνάστηϑι (ent- ſtanden aus ΑΝΤΤΑΣΙ), in welchem mehr als drei Lakonismen ſichtbar ſind. Hieran ſchließt ſich unmit- telbar die Vertauſchung von Ζ d. i. ΣΔ in ΔΔ, wie in den Verbis auf ζω, Lakon. — δδω, wovon die La- konen in der Lyſiſtrate viele Beiſpiele geben, einige auch der Megarer in den Acharnern. Daß dies auch in Verbis geſchehen ſei, deren Charakter Γ iſt, dafuͤr iſt kein Beiſpiel vorhanden: obgleich im Futur die Dorier durch die Analogie und Neigung zum Ξ Laut verleitet die Endung — ξω auch anbrachten, wo der Charakter nicht Γ ſondern Δ, (vgl. Buttmann 1. S. 382.), was
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Mangel einer uͤberzeugenden Etymologie nicht angeben;
es war Mundart der Spart. Xen. H. 3, 3, 2., der
Korinther, daher ihre Kolonie ΠΟΤΕΙΔΑΙΑ, vgl.
Thierſch Act. phil. Mon. 2, 3. p. 393. (in Ποσειδωνία,
ΠΑΙΣΤΟΝ, miſchten ſich Achaͤer von Sybaris mit Troͤ-
zeniern, daher die undoriſche Form), der Rhodier,
Ariſtid. Rhod. T. 2. p. 346.; Ποτείδας ſagt der
Megarer bei Ariſt., Ποτιδὰν und Ποτιδὰς Epicharm
und Sophron, Herodian S. 10. Dind. — Seltſam,
daß auch in einigen Faͤllen die Dorier ein Σ fuͤr ein
Τ ſetzten, wie in σᾶτες fuͤr τῆτες Maitt. p. 349. vgl.
die Inſchr. von Gela bei Caſtelli p. 84., welchem σά-
μερον bei Pind. Theokr. und den Tarentinern (fuͤr νῦν
nach Heſych) entſpricht; auch das σὰ des Megarers
fuͤr τὰ und dies fuͤr τίνα gehoͤrt hieher, Etym. M.
157, 48. 167, 37. — Dieſelbe Scheu vor Σ hat es be-
wirkt, daß die Lakonen in den Doppelconſonanten ΣΤ,
ΣΚ, ΣΠ den Ziſchlaut verwarfen, und den andern
Conſonant verdoppelten; daher Lakoniſch κτίτταϱ fuͤr
κτίστης, ἐττὰν fuͤr ἐς τὰν, ἀμπίτταρ fuͤr ἀμφιστὰς
(oben S. 38, 3.), ἀκκὸϱ fuͤr ἀσκὸς, Valck. ad Ad. p.
287., vgl. ad Phoen. 1671., der daraus das Geſetz
gebildet: litteram ς Lac. in sequentem consonantem
non liquidam mutant, wovon er auch Spuren im
Tarentiniſchen Dialekt nachweiſt, zu denen hinzuzufuͤgen,
daß Hekate daſelbſt nach Heſych ἂφραττος hieß, naͤm-
lich ἂφραστος. Fuͤr den Lakoniſchen giebt es kein
intereſſanteres Beiſpiel als ἂττασι fuͤr ἀνάστηϑι (ent-
ſtanden aus ΑΝΤΤΑΣΙ), in welchem mehr als drei
Lakonismen ſichtbar ſind. Hieran ſchließt ſich unmit-
telbar die Vertauſchung von Ζ d. i. ΣΔ in ΔΔ, wie
in den Verbis auf ζω, Lakon. — δδω, wovon die La-
konen in der Lyſiſtrate viele Beiſpiele geben, einige auch
der Megarer in den Acharnern. Daß dies auch in
Verbis geſchehen ſei, deren Charakter Γ iſt, dafuͤr iſt
kein Beiſpiel vorhanden: obgleich im Futur die Dorier
durch die Analogie und Neigung zum Ξ Laut verleitet
die Endung — ξω auch anbrachten, wo der Charakter
nicht Γ ſondern Δ, (vgl. Buttmann 1. S. 382.), was
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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 520. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/526>, abgerufen am 22.11.2024.
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