Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

Bild:
<< vorherige Seite

hatten, und davon junge Thiere zu den Gemeinmahlen
gaben 1. Auch von den Aeckern erhielten die Besitzer
außer dem Antheil der Erndte zu gewissen Zeiten Früchte
des Jahres 2.

Im Ganzen konnte indessen nicht viel Verkehr
und Verbindung zwischen den Spartiaten als Besitzern
der Landgüter und ihren Leibeigenen auf dem Acker
statt finden. Denn wie wenig mochte sich der Spar-
tiat, welcher die Stadt selten und nur auf Tage ver-
ließ 3, um den Heloten kümmern, der vielleicht bei
Mothone wohnte. Indessen lag den Heloten nicht blos
die Bebauung des Ackers, sondern auch die Bedienung
der Herren z. B. beim Mahle ob 4, welche diese nachdem
Lakonischen Grundsatze einer gewissen Gütergemeinschaft
sich auch unter einander überließen 5. Auch zu öffent-
lichen Verrichtungen brauchte der Staat gewiß eine
große Anzahl derselben.

2.

Im Felde dienten die Heloten nur in außer-
ordentlichen Fällen als Hopliten, und hörten dann ge-
meiniglich auf es zu sein 6. Sonst zogen sie als Leicht-
bewaffnete
(psiloi) aus; in wie großer Anzahl,
sieht man aus der Schlacht bei Platää, wo 5000 Spar-

1 Athen. 4, 141 d. aus Molpis Daked. polit.
2 Sphä-
ros ebd. 141 c. Vgl. noch Myron bei Athen. 14, 657. paraaon-
tes autois ten khoran etaxan moiran en autois anoisousin
aiei, und Hesych: gabergos (i. e. GAWERGOS georgos)
ergou misthotos (zu verstehn wie in der Stelle oben S. 35, 2.)
Aakones.
3 Daß indessen zu Xenophons Zeit auch Spartia-
ten auf den klerois lebten, s. Hell. 3, 3, 5. Zu Aristoteles Zeit,
Pol. 2, 2, 11., gaben sich Einzelne schon mit Ackerbau ab; zu
Maxim. Tyr. diss. 13. p. 139. waren Spartiaten und Kreter im
Ganzen georgoi.
4 Plut. Vgl. Numa's 2. Nepos Paus. 3.
5 Xen. Laked. Staat 6, 3. Aristot. Pol. 2, 2, 5. Plut. Inst.
Lac. p.
252.
6 vgl. Thuk. 7, 19. mit 4, 30. u. 5, 34.

hatten, und davon junge Thiere zu den Gemeinmahlen
gaben 1. Auch von den Aeckern erhielten die Beſitzer
außer dem Antheil der Erndte zu gewiſſen Zeiten Fruͤchte
des Jahres 2.

Im Ganzen konnte indeſſen nicht viel Verkehr
und Verbindung zwiſchen den Spartiaten als Beſitzern
der Landguͤter und ihren Leibeigenen auf dem Acker
ſtatt finden. Denn wie wenig mochte ſich der Spar-
tiat, welcher die Stadt ſelten und nur auf Tage ver-
ließ 3, um den Heloten kuͤmmern, der vielleicht bei
Mothone wohnte. Indeſſen lag den Heloten nicht blos
die Bebauung des Ackers, ſondern auch die Bedienung
der Herren z. B. beim Mahle ob 4, welche dieſe nachdem
Lakoniſchen Grundſatze einer gewiſſen Guͤtergemeinſchaft
ſich auch unter einander uͤberließen 5. Auch zu oͤffent-
lichen Verrichtungen brauchte der Staat gewiß eine
große Anzahl derſelben.

2.

Im Felde dienten die Heloten nur in außer-
ordentlichen Faͤllen als Hopliten, und hoͤrten dann ge-
meiniglich auf es zu ſein 6. Sonſt zogen ſie als Leicht-
bewaffnete
(ψιλοὶ) aus; in wie großer Anzahl,
ſieht man aus der Schlacht bei Plataͤaͤ, wo 5000 Spar-

1 Athen. 4, 141 d. aus Molpis Δακεδ. πολιτ.
2 Sphaͤ-
ros ebd. 141 c. Vgl. noch Myron bei Athen. 14, 657. παϱαὰόν-
τες αὐτοῖς τὴν χώϱαν ἔταξαν μοῖϱαν ἣν αὐτοῖς ἀνοίσουσιν
αἰεί, und Heſych: γαβεϱγός (i. e. ΓΑϜΕΡΓΟΣ γεωϱγὀς)
ἔϱγου μισϑωτός (zu verſtehn wie in der Stelle oben S. 35, 2.)
Αἀκωνες.
3 Daß indeſſen zu Xenophons Zeit auch Spartia-
ten auf den κλήϱοις lebten, ſ. Hell. 3, 3, 5. Zu Ariſtoteles Zeit,
Pol. 2, 2, 11., gaben ſich Einzelne ſchon mit Ackerbau ab; zu
Maxim. Tyr. diss. 13. p. 139. waren Spartiaten und Kreter im
Ganzen γεωϱγοὶ.
4 Plut. Vgl. Numa’s 2. Nepos Pauſ. 3.
5 Xen. Laked. Staat 6, 3. Ariſtot. Pol. 2, 2, 5. Plut. Inst.
Lac. p.
252.
6 vgl. Thuk. 7, 19. mit 4, 30. u. 5, 34.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0043" n="37"/>
hatten, und davon junge Thiere zu den Gemeinmahlen<lb/>
gaben <note place="foot" n="1">Athen. 4, 141 d. aus Molpis &#x0394;&#x03B1;&#x03BA;&#x03B5;&#x03B4;. &#x03C0;&#x03BF;&#x03BB;&#x03B9;&#x03C4;.</note>. Auch von den Aeckern erhielten die Be&#x017F;itzer<lb/>
außer dem Antheil der Erndte zu gewi&#x017F;&#x017F;en Zeiten Fru&#x0364;chte<lb/>
des Jahres <note place="foot" n="2">Spha&#x0364;-<lb/>
ros ebd. 141 c. Vgl. noch Myron bei Athen. 14, 657. &#x03C0;&#x03B1;&#x03F1;&#x03B1;&#x1F70;&#x03CC;&#x03BD;-<lb/>
&#x03C4;&#x03B5;&#x03C2; &#x03B1;&#x1F50;&#x03C4;&#x03BF;&#x1FD6;&#x03C2; &#x03C4;&#x1F74;&#x03BD; &#x03C7;&#x03CE;&#x03F1;&#x03B1;&#x03BD; &#x1F14;&#x03C4;&#x03B1;&#x03BE;&#x03B1;&#x03BD; <hi rendition="#g">&#x03BC;&#x03BF;&#x1FD6;&#x03F1;&#x03B1;&#x03BD;</hi> &#x1F23;&#x03BD; &#x03B1;&#x1F50;&#x03C4;&#x03BF;&#x1FD6;&#x03C2; &#x1F00;&#x03BD;&#x03BF;&#x03AF;&#x03C3;&#x03BF;&#x03C5;&#x03C3;&#x03B9;&#x03BD;<lb/>
&#x03B1;&#x1F30;&#x03B5;&#x03AF;, und He&#x017F;ych: &#x03B3;&#x03B1;&#x03B2;&#x03B5;&#x03F1;&#x03B3;&#x03CC;&#x03C2; (<hi rendition="#aq">i. e.</hi> &#x0393;&#x0391;&#x03DC;&#x0395;&#x03A1;&#x0393;&#x039F;&#x03A3; &#x03B3;&#x03B5;&#x03C9;&#x03F1;&#x03B3;&#x1F40;&#x03C2;)<lb/>
&#x1F14;&#x03F1;&#x03B3;&#x03BF;&#x03C5; &#x03BC;&#x03B9;&#x03C3;&#x03D1;&#x03C9;&#x03C4;&#x03CC;&#x03C2; (zu ver&#x017F;tehn wie in der Stelle oben S. 35, 2.)<lb/>
&#x0391;&#x1F00;&#x03BA;&#x03C9;&#x03BD;&#x03B5;&#x03C2;.</note>.</p><lb/>
            <p>Im Ganzen konnte inde&#x017F;&#x017F;en nicht viel Verkehr<lb/>
und Verbindung zwi&#x017F;chen den Spartiaten als Be&#x017F;itzern<lb/>
der Landgu&#x0364;ter und ihren Leibeigenen auf dem Acker<lb/>
&#x017F;tatt finden. Denn wie wenig mochte &#x017F;ich der Spar-<lb/>
tiat, welcher die Stadt &#x017F;elten und nur auf Tage ver-<lb/>
ließ <note place="foot" n="3">Daß inde&#x017F;&#x017F;en zu Xenophons Zeit auch Spartia-<lb/>
ten auf den &#x03BA;&#x03BB;&#x03AE;&#x03F1;&#x03BF;&#x03B9;&#x03C2; lebten, &#x017F;. Hell. 3, 3, 5. Zu Ari&#x017F;toteles Zeit,<lb/>
Pol. 2, 2, 11., gaben &#x017F;ich Einzelne &#x017F;chon mit Ackerbau ab; zu<lb/>
Maxim. Tyr. <hi rendition="#aq">diss.</hi> 13. <hi rendition="#aq">p.</hi> 139. waren Spartiaten und Kreter im<lb/>
Ganzen &#x03B3;&#x03B5;&#x03C9;&#x03F1;&#x03B3;&#x03BF;&#x1F76;.</note>, um den Heloten ku&#x0364;mmern, der vielleicht bei<lb/>
Mothone wohnte. Inde&#x017F;&#x017F;en lag den Heloten nicht blos<lb/>
die Bebauung des Ackers, &#x017F;ondern auch die Bedienung<lb/>
der Herren z. B. beim Mahle ob <note place="foot" n="4">Plut. Vgl. Numa&#x2019;s 2. Nepos Pau&#x017F;. 3.</note>, welche die&#x017F;e nachdem<lb/>
Lakoni&#x017F;chen Grund&#x017F;atze einer gewi&#x017F;&#x017F;en Gu&#x0364;tergemein&#x017F;chaft<lb/>
&#x017F;ich auch unter einander u&#x0364;berließen <note place="foot" n="5">Xen. Laked. Staat 6, 3. Ari&#x017F;tot. Pol. 2, 2, 5. Plut. <hi rendition="#aq">Inst.<lb/>
Lac. p.</hi> 252.</note>. Auch zu o&#x0364;ffent-<lb/>
lichen Verrichtungen brauchte der Staat gewiß eine<lb/>
große Anzahl der&#x017F;elben.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>2.</head><lb/>
            <p>Im Felde dienten die Heloten nur in außer-<lb/>
ordentlichen Fa&#x0364;llen als Hopliten, und ho&#x0364;rten dann ge-<lb/>
meiniglich auf es zu &#x017F;ein <note place="foot" n="6">vgl. Thuk. 7, 19. mit 4, 30. u. 5, 34.</note>. Son&#x017F;t zogen &#x017F;ie als <hi rendition="#g">Leicht-<lb/>
bewaffnete</hi> (&#x03C8;&#x03B9;&#x03BB;&#x03BF;&#x1F76;) aus; in wie großer Anzahl,<lb/>
&#x017F;ieht man aus der Schlacht bei Plata&#x0364;a&#x0364;, wo 5000 Spar-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[37/0043] hatten, und davon junge Thiere zu den Gemeinmahlen gaben 1. Auch von den Aeckern erhielten die Beſitzer außer dem Antheil der Erndte zu gewiſſen Zeiten Fruͤchte des Jahres 2. Im Ganzen konnte indeſſen nicht viel Verkehr und Verbindung zwiſchen den Spartiaten als Beſitzern der Landguͤter und ihren Leibeigenen auf dem Acker ſtatt finden. Denn wie wenig mochte ſich der Spar- tiat, welcher die Stadt ſelten und nur auf Tage ver- ließ 3, um den Heloten kuͤmmern, der vielleicht bei Mothone wohnte. Indeſſen lag den Heloten nicht blos die Bebauung des Ackers, ſondern auch die Bedienung der Herren z. B. beim Mahle ob 4, welche dieſe nachdem Lakoniſchen Grundſatze einer gewiſſen Guͤtergemeinſchaft ſich auch unter einander uͤberließen 5. Auch zu oͤffent- lichen Verrichtungen brauchte der Staat gewiß eine große Anzahl derſelben. 2. Im Felde dienten die Heloten nur in außer- ordentlichen Faͤllen als Hopliten, und hoͤrten dann ge- meiniglich auf es zu ſein 6. Sonſt zogen ſie als Leicht- bewaffnete (ψιλοὶ) aus; in wie großer Anzahl, ſieht man aus der Schlacht bei Plataͤaͤ, wo 5000 Spar- 1 Athen. 4, 141 d. aus Molpis Δακεδ. πολιτ. 2 Sphaͤ- ros ebd. 141 c. Vgl. noch Myron bei Athen. 14, 657. παϱαὰόν- τες αὐτοῖς τὴν χώϱαν ἔταξαν μοῖϱαν ἣν αὐτοῖς ἀνοίσουσιν αἰεί, und Heſych: γαβεϱγός (i. e. ΓΑϜΕΡΓΟΣ γεωϱγὀς) ἔϱγου μισϑωτός (zu verſtehn wie in der Stelle oben S. 35, 2.) Αἀκωνες. 3 Daß indeſſen zu Xenophons Zeit auch Spartia- ten auf den κλήϱοις lebten, ſ. Hell. 3, 3, 5. Zu Ariſtoteles Zeit, Pol. 2, 2, 11., gaben ſich Einzelne ſchon mit Ackerbau ab; zu Maxim. Tyr. diss. 13. p. 139. waren Spartiaten und Kreter im Ganzen γεωϱγοὶ. 4 Plut. Vgl. Numa’s 2. Nepos Pauſ. 3. 5 Xen. Laked. Staat 6, 3. Ariſtot. Pol. 2, 2, 5. Plut. Inst. Lac. p. 252. 6 vgl. Thuk. 7, 19. mit 4, 30. u. 5, 34.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/43
Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/43>, abgerufen am 23.11.2024.