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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

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Auch Korinths Charakter vereinigt in den Zei-
ten des Peloponnesischen Kriegs ziemlich widerstreben-
de Elemente. Denn einerseits ist noch viel von Dori-
scher Gesinnung zurückgeblieben, und das politische Le-
ben leiten verhältnißmäßig lange Zeit die Grundsätze
dieses Stammes; aber gegenüber steht, durch Lage und
Verkehr 1 hervorgebracht, eine große Neigung zur
Pracht und zum Luxus, die sich auch in der Korinthi-
schen Säulenordnung ausspricht, und von der Charis
verlassen, zeitig in Schwelgerei und Sittenlosigkeit aus-
artete 2.

Korkyra's Charakter haben wir oben zu zeich-
nen versucht.

Syrakus mußte sich bald von dem Charakter
der Mutterstadt bedeutend entfernen, obgleich es sich
sonst durch Pietät und Anhänglichkeit rühmlich aus-
zeichnet. Denn wenn in dem steinigen und beschränk-
ten Gebiete von Korinth die Ackerfrucht dem Boden
nur mit Mühe abgekämpft werden konnte 3: gewährte

1 Korinths Gastlichkeit (Pind. O. 13, 3.) bestätigt das Prov.
aei tis en Kudonos. Zenob 2, 42. Vat. 4, 19. Diogen. 8, 42.
Suid. 1, 86. Schott. Plut. Prov. Al. 129. Apost. 18, 66.
2 Koxinthische asotoi kommen schon Ol. 5. vor (Bd. 2. S. 116.)
und wurden durch alte Gesetze gezügelt, ebd. S. 166. und Lydus
de magistr. 1, 42. -- Zu oben S. 289, 1. vgl. die Korinthia
kore Platon Rep. 404 d. Kor. pais Eurip. Skiron bei Pollux
10, 7, 25. vgl. 9, 6, 75. u. Hemsterh. und das Sprüchwort bei
Suid. (14, 81. Schott.), Plut. Prov. Al. 92. akrokorinthia eoi-
kas khoiropolesein. -- Nach Alkiphr. Br. 60. war Korinth wohl
schön und voll trnphemata, aber die Einw. akharistoi und ane-
paphroditoi.
3 In Korinth mußte der Ackerbauer eklitholo-
gein, in Syrakus nicht. Theophr. Caus. Pl. 3, 20. Aber aman
Korinthikon (Suid. s. v. Kor.) geht doch wohl auf ta metaxu
Kor. kai Sik. Bd. 2. S. 72.

Auch Korinths Charakter vereinigt in den Zei-
ten des Peloponneſiſchen Kriegs ziemlich widerſtreben-
de Elemente. Denn einerſeits iſt noch viel von Dori-
ſcher Geſinnung zuruͤckgeblieben, und das politiſche Le-
ben leiten verhaͤltnißmaͤßig lange Zeit die Grundſaͤtze
dieſes Stammes; aber gegenuͤber ſteht, durch Lage und
Verkehr 1 hervorgebracht, eine große Neigung zur
Pracht und zum Luxus, die ſich auch in der Korinthi-
ſchen Saͤulenordnung ausſpricht, und von der Charis
verlaſſen, zeitig in Schwelgerei und Sittenloſigkeit aus-
artete 2.

Korkyra’s Charakter haben wir oben zu zeich-
nen verſucht.

Syrakus mußte ſich bald von dem Charakter
der Mutterſtadt bedeutend entfernen, obgleich es ſich
ſonſt durch Pietaͤt und Anhaͤnglichkeit ruͤhmlich aus-
zeichnet. Denn wenn in dem ſteinigen und beſchraͤnk-
ten Gebiete von Korinth die Ackerfrucht dem Boden
nur mit Muͤhe abgekaͤmpft werden konnte 3: gewaͤhrte

1 Korinths Gaſtlichkeit (Pind. O. 13, 3.) beſtaͤtigt das Prov.
ἀεί τις ἐν Κύδωνος. Zenob 2, 42. Vat. 4, 19. Diogen. 8, 42.
Suid. 1, 86. Schott. Plut. Prov. Al. 129. Apoſt. 18, 66.
2 Koxinthiſche ἄσωτοι kommen ſchon Ol. 5. vor (Bd. 2. S. 116.)
und wurden durch alte Geſetze gezuͤgelt, ebd. S. 166. und Lydus
de magistr. 1, 42. — Zu oben S. 289, 1. vgl. die Κοϱινϑία
κόϱη Platon Rep. 404 d. Κοϱ. παῖς Eurip. Skiron bei Pollux
10, 7, 25. vgl. 9, 6, 75. u. Hemſterh. und das Spruͤchwort bei
Suid. (14, 81. Schott.), Plut. Prov. Al. 92. ἀκϱοκοϱίνϑια ἔοι-
κας χοιϱοπολήσειν. — Nach Alkiphr. Br. 60. war Korinth wohl
ſchoͤn und voll τϱνφήματα, aber die Einw. ἀχάϱιστοι und ἀνε-
παφϱόδιτοι.
3 In Korinth mußte der Ackerbauer ἐκλιθολο-
γεῖν, in Syrakus nicht. Theophr. Caus. Pl. 3, 20. Aber ἀμᾷν
Κοϱινϑικὸν (Suid. s. v. Κοϱ.) geht doch wohl auf τὰ μεταξὺ
Κοϱ. καὶ Σικ. Bd. 2. S. 72.
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[414/0420] Auch Korinths Charakter vereinigt in den Zei- ten des Peloponneſiſchen Kriegs ziemlich widerſtreben- de Elemente. Denn einerſeits iſt noch viel von Dori- ſcher Geſinnung zuruͤckgeblieben, und das politiſche Le- ben leiten verhaͤltnißmaͤßig lange Zeit die Grundſaͤtze dieſes Stammes; aber gegenuͤber ſteht, durch Lage und Verkehr 1 hervorgebracht, eine große Neigung zur Pracht und zum Luxus, die ſich auch in der Korinthi- ſchen Saͤulenordnung ausſpricht, und von der Charis verlaſſen, zeitig in Schwelgerei und Sittenloſigkeit aus- artete 2. Korkyra’s Charakter haben wir oben zu zeich- nen verſucht. Syrakus mußte ſich bald von dem Charakter der Mutterſtadt bedeutend entfernen, obgleich es ſich ſonſt durch Pietaͤt und Anhaͤnglichkeit ruͤhmlich aus- zeichnet. Denn wenn in dem ſteinigen und beſchraͤnk- ten Gebiete von Korinth die Ackerfrucht dem Boden nur mit Muͤhe abgekaͤmpft werden konnte 3: gewaͤhrte 1 Korinths Gaſtlichkeit (Pind. O. 13, 3.) beſtaͤtigt das Prov. ἀεί τις ἐν Κύδωνος. Zenob 2, 42. Vat. 4, 19. Diogen. 8, 42. Suid. 1, 86. Schott. Plut. Prov. Al. 129. Apoſt. 18, 66. 2 Koxinthiſche ἄσωτοι kommen ſchon Ol. 5. vor (Bd. 2. S. 116.) und wurden durch alte Geſetze gezuͤgelt, ebd. S. 166. und Lydus de magistr. 1, 42. — Zu oben S. 289, 1. vgl. die Κοϱινϑία κόϱη Platon Rep. 404 d. Κοϱ. παῖς Eurip. Skiron bei Pollux 10, 7, 25. vgl. 9, 6, 75. u. Hemſterh. und das Spruͤchwort bei Suid. (14, 81. Schott.), Plut. Prov. Al. 92. ἀκϱοκοϱίνϑια ἔοι- κας χοιϱοπολήσειν. — Nach Alkiphr. Br. 60. war Korinth wohl ſchoͤn und voll τϱνφήματα, aber die Einw. ἀχάϱιστοι und ἀνε- παφϱόδιτοι. 3 In Korinth mußte der Ackerbauer ἐκλιθολο- γεῖν, in Syrakus nicht. Theophr. Caus. Pl. 3, 20. Aber ἀμᾷν Κοϱινϑικὸν (Suid. s. v. Κοϱ.) geht doch wohl auf τὰ μεταξὺ Κοϱ. καὶ Σικ. Bd. 2. S. 72.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/420>, abgerufen am 24.11.2024.