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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

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und diese als unveräußerlich galten. Sie hatten hier
ihre eigenen Wohnungen, und ihre Dienste und Leistun-
gen waren festgesetzt 1. Sie zinsten ein bestimmtes
Maaß von Getraide, aber nicht wie die Periöken an
den Staat, sondern an ihre Herren. Weil jenes
Maaß seit alter Zeit ein für allemal festgesetzt war,
denn den Zins zu erhöhen, war mit schweren Verwün-
schungen belegt 2, es betrug aber von jedem Kleros
jährlich 82 Medimnen Gerste 3 und eine entsprechende
Quantität Oel und Wein: so kam ihnen eben so wohl
der größere Gewinn bei guter, als der Verlust bei
schlechter Erndte zu, wodurch, wie Lakedämons Acker-
kultur beweist 4, ein lebhafter Antheil am Ackerbau
und ein fleißiger Betrieb erhalten wurde. Theils durch
einen reichlichen Ertrag des Landes, theils im Kriege 5
sammelten sie mitunter ein nicht unbedeutendes Ver-
mögen 6, wozu dem Spartiaten fast jeder Weg ver-
schlossen war. Man möchte fragen, wie viel den He-
lotenfamilien ungefähr blieb, wenn sie 82 Medimnen
von einem Kleros abgegeben hatten. Tyrtäos scheint
einige Auskunft zu geben, wo er das Schicksal der
Messenischen Leibeigenen schildert 7:

Gleich Packeseln von schwer lastender Bürde gedrückt
Zinseten ihren Gebietern von jeglicher Frucht sie die Hälfte,
Welche dem Land' entsprießt, weichend der traurigen Noth.
1 Epheros a. O. Ilotae sunt jam inde antiquitus ca-
stellani, agreste genus.
Liv. 34, 27.
2 Plut. Instit. Lac.
p.
255., wo misthosai ungenau gesagt ist.
3 Plut. Lyk. 8.
70 an den Mann, 12 an die Hausfrau. vgl. K. 24.
4 S.
Bd. 2. S. 69. vgl. des. Polyb. 5, 19. -- Hesiod Poet der Helo-
ten nach dem Apophthegma des Spartiaten.
5 Herod. 9, 80.
6 Plut. Kleomenes 23. Manso 1. S. 134.
7 Frgm. p. 168.
Franck. Die Stelle giebt in Prosa wieder Aelian V. G. 6, 1.
3 *

und dieſe als unveraͤußerlich galten. Sie hatten hier
ihre eigenen Wohnungen, und ihre Dienſte und Leiſtun-
gen waren feſtgeſetzt 1. Sie zinsten ein beſtimmtes
Maaß von Getraide, aber nicht wie die Perioͤken an
den Staat, ſondern an ihre Herren. Weil jenes
Maaß ſeit alter Zeit ein fuͤr allemal feſtgeſetzt war,
denn den Zins zu erhoͤhen, war mit ſchweren Verwuͤn-
ſchungen belegt 2, es betrug aber von jedem Kleros
jaͤhrlich 82 Medimnen Gerſte 3 und eine entſprechende
Quantitaͤt Oel und Wein: ſo kam ihnen eben ſo wohl
der groͤßere Gewinn bei guter, als der Verluſt bei
ſchlechter Erndte zu, wodurch, wie Lakedaͤmons Acker-
kultur beweist 4, ein lebhafter Antheil am Ackerbau
und ein fleißiger Betrieb erhalten wurde. Theils durch
einen reichlichen Ertrag des Landes, theils im Kriege 5
ſammelten ſie mitunter ein nicht unbedeutendes Ver-
moͤgen 6, wozu dem Spartiaten faſt jeder Weg ver-
ſchloſſen war. Man moͤchte fragen, wie viel den He-
lotenfamilien ungefaͤhr blieb, wenn ſie 82 Medimnen
von einem Kleros abgegeben hatten. Tyrtaͤos ſcheint
einige Auskunft zu geben, wo er das Schickſal der
Meſſeniſchen Leibeigenen ſchildert 7:

Gleich Packeſeln von ſchwer laſtender Buͤrde gedruͤckt
Zinſeten ihren Gebietern von jeglicher Frucht ſie die Haͤlfte,
Welche dem Land’ entſprießt, weichend der traurigen Noth.
1 Epheros a. O. Ilotae sunt jam inde antiquitus ca-
stellani, agreste genus.
Liv. 34, 27.
2 Plut. Instit. Lac.
p.
255., wo μισϑῶσαι ungenau geſagt iſt.
3 Plut. Lyk. 8.
70 an den Mann, 12 an die Hausfrau. vgl. K. 24.
4 S.
Bd. 2. S. 69. vgl. deſ. Polyb. 5, 19. — Heſiod Poet der Helo-
ten nach dem Apophthegma des Spartiaten.
5 Herod. 9, 80.
6 Plut. Kleomenes 23. Manſo 1. S. 134.
7 Frgm. p. 168.
Franck. Die Stelle giebt in Proſa wieder Aelian V. G. 6, 1.
3 *
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[35/0041] und dieſe als unveraͤußerlich galten. Sie hatten hier ihre eigenen Wohnungen, und ihre Dienſte und Leiſtun- gen waren feſtgeſetzt 1. Sie zinsten ein beſtimmtes Maaß von Getraide, aber nicht wie die Perioͤken an den Staat, ſondern an ihre Herren. Weil jenes Maaß ſeit alter Zeit ein fuͤr allemal feſtgeſetzt war, denn den Zins zu erhoͤhen, war mit ſchweren Verwuͤn- ſchungen belegt 2, es betrug aber von jedem Kleros jaͤhrlich 82 Medimnen Gerſte 3 und eine entſprechende Quantitaͤt Oel und Wein: ſo kam ihnen eben ſo wohl der groͤßere Gewinn bei guter, als der Verluſt bei ſchlechter Erndte zu, wodurch, wie Lakedaͤmons Acker- kultur beweist 4, ein lebhafter Antheil am Ackerbau und ein fleißiger Betrieb erhalten wurde. Theils durch einen reichlichen Ertrag des Landes, theils im Kriege 5 ſammelten ſie mitunter ein nicht unbedeutendes Ver- moͤgen 6, wozu dem Spartiaten faſt jeder Weg ver- ſchloſſen war. Man moͤchte fragen, wie viel den He- lotenfamilien ungefaͤhr blieb, wenn ſie 82 Medimnen von einem Kleros abgegeben hatten. Tyrtaͤos ſcheint einige Auskunft zu geben, wo er das Schickſal der Meſſeniſchen Leibeigenen ſchildert 7: Gleich Packeſeln von ſchwer laſtender Buͤrde gedruͤckt Zinſeten ihren Gebietern von jeglicher Frucht ſie die Haͤlfte, Welche dem Land’ entſprießt, weichend der traurigen Noth. 1 Epheros a. O. Ilotae sunt jam inde antiquitus ca- stellani, agreste genus. Liv. 34, 27. 2 Plut. Instit. Lac. p. 255., wo μισϑῶσαι ungenau geſagt iſt. 3 Plut. Lyk. 8. 70 an den Mann, 12 an die Hausfrau. vgl. K. 24. 4 S. Bd. 2. S. 69. vgl. deſ. Polyb. 5, 19. — Heſiod Poet der Helo- ten nach dem Apophthegma des Spartiaten. 5 Herod. 9, 80. 6 Plut. Kleomenes 23. Manſo 1. S. 134. 7 Frgm. p. 168. Franck. Die Stelle giebt in Proſa wieder Aelian V. G. 6, 1. 3 *

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/41>, abgerufen am 24.11.2024.