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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

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wirkliche Aufführung und Darstellung bearbeitete. Das
gewöhnliche Versmaaß war der Jambische Trimeter,
den indeß Rhinthon ziemlich nachlässig behandelte, da
er dem Verse selbst in einem erhaltnen Bruchstücke auf
komische Weise erklärt, daß er ihn nicht sonderlich
kümmre 1; auch ist es möglich, daß er ihn zu paro-
dischem Gebrauche oder auch um des Contrastes wil-
len mit andern Versmaaßen mischte, und zum Bei-
spiel den feierlichen Hexameter an recht spaßhaften
Stellen brauchte 2. Dem Rhinthon folgten in dieser
Gattung Sopatros, Skiras 3 und Bläsos; der letzt-
genannte, ein Campaner von Capreä, dichtete noch,
wie aus dem Titel seines "Saturnus" zu schließen,

1 Bei Hephästion de metr. p. 9. Gaisf. Rh. sagt nach ei-
nem Jamben, in dessen letzter Thesis eine Sylbe steht, die nur
durch eine große Freiheit kurz ist: Geh immer, lahmer Jambe,
was kümmerts mich. Jambische Trimeter des Rh. kommen öfter
vor, zwei gut gebaute bei Herodian p. 19, 27. 30. Dind.
2 So scheint wenigstens bei Sopatros, einem andern Phlyakogr., ein
Hexameter vorzukommen, Athen 14, 656 f. wenn Osann Anal. rei
scaen. p.
73. recht emendirt, aber die andern Verse desselben sind
jambisch. Auf keinen Fall konnte Rh. ilarotragodia im Ganzen
exametrike heißen, und ich stimme bei Lydus 1, 41. Reuvens bei,
der das os exametrois egrapse komodian für einen Mißverstand des
Auktors erklärt, und 1, 40. glaube ich mit Lange Vindic. trag.
Rom. p.
51. kann exotike wohl vertheidigt werden.
3 Schon
Valcken. ad Adon. p. 294. stellt so Sklerias (den er mit Skiras
Ath. 9, 402 b. für einerlei hielt) Bläsos und Rhinthon zusam-
men; und es ist kein Zweifel, daß Reuvens p. 69. bei Lydus rich-
tig Rinthona kai SKIRAN kai Blaison corrigirt hat; der alte
Pythagoreer Arkesos würde sich zwischen den beiden Phlyaken höchst
komisch ausnehmen. Die Stelle des Lydus bleibt immer etwas
kraus, doch führt Reuvens phluakographon für puthagoron und Lan-
ge's komikon für ou mikron gewiß am besten zum Ziel. Bei He-
sych s. v, asektos mag man für para Rinthoni Tarantino phi-
losopho auch phluakographo oder TELEPhOi corrigiren.

wirkliche Auffuͤhrung und Darſtellung bearbeitete. Das
gewoͤhnliche Versmaaß war der Jambiſche Trimeter,
den indeß Rhinthon ziemlich nachlaͤſſig behandelte, da
er dem Verſe ſelbſt in einem erhaltnen Bruchſtuͤcke auf
komiſche Weiſe erklaͤrt, daß er ihn nicht ſonderlich
kuͤmmre 1; auch iſt es moͤglich, daß er ihn zu paro-
diſchem Gebrauche oder auch um des Contraſtes wil-
len mit andern Versmaaßen miſchte, und zum Bei-
ſpiel den feierlichen Hexameter an recht ſpaßhaften
Stellen brauchte 2. Dem Rhinthon folgten in dieſer
Gattung Sopatros, Skiras 3 und Blaͤſos; der letzt-
genannte, ein Campaner von Capreaͤ, dichtete noch,
wie aus dem Titel ſeines „Saturnus“ zu ſchließen,

1 Bei Hephaͤſtion de metr. p. 9. Gaisf. Rh. ſagt nach ei-
nem Jamben, in deſſen letzter Theſis eine Sylbe ſteht, die nur
durch eine große Freiheit kurz iſt: Geh immer, lahmer Jambe,
was kuͤmmerts mich. Jambiſche Trimeter des Rh. kommen oͤfter
vor, zwei gut gebaute bei Herodian p. 19, 27. 30. Dind.
2 So ſcheint wenigſtens bei Sopatros, einem andern Phlyakogr., ein
Hexameter vorzukommen, Athen 14, 656 f. wenn Oſann Anal. rei
scaen. p.
73. recht emendirt, aber die andern Verſe deſſelben ſind
jambiſch. Auf keinen Fall konnte Rh. ἱλαϱοτϱαγῳδία im Ganzen
ἑξαμετϱικὴ heißen, und ich ſtimme bei Lydus 1, 41. Reuvens bei,
der das ὃς ἑξαμέτϱοις ἔγϱαψε κωμῳδίαν fuͤr einen Mißverſtand des
Auktors erklaͤrt, und 1, 40. glaube ich mit Lange Vindic. trag.
Rom. p.
51. kann ἑξωτικὴ wohl vertheidigt werden.
3 Schon
Valcken. ad Adon. p. 294. ſtellt ſo Sklerias (den er mit Skiras
Ath. 9, 402 b. fuͤr einerlei hielt) Blaͤſos und Rhinthon zuſam-
men; und es iſt kein Zweifel, daß Reuvens p. 69. bei Lydus rich-
tig Ῥίνϑωνα καὶ ΣΚΙΡΑΝ καὶ Βλαῖσον corrigirt hat; der alte
Pythagoreer Arkeſos wuͤrde ſich zwiſchen den beiden Phlyaken hoͤchſt
komiſch ausnehmen. Die Stelle des Lydus bleibt immer etwas
kraus, doch fuͤhrt Reuvens φλυακογϱάφων fuͤr πυθαγοϱων und Lan-
ge’s κωμικῶν fuͤr οὐ μικϱῶν gewiß am beſten zum Ziel. Bei He-
ſych s. v, ἄσεκτος mag man fuͤr παϱὰ Ῥίνθωνι Ταϱαντίνῳ φι-
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[365/0371] wirkliche Auffuͤhrung und Darſtellung bearbeitete. Das gewoͤhnliche Versmaaß war der Jambiſche Trimeter, den indeß Rhinthon ziemlich nachlaͤſſig behandelte, da er dem Verſe ſelbſt in einem erhaltnen Bruchſtuͤcke auf komiſche Weiſe erklaͤrt, daß er ihn nicht ſonderlich kuͤmmre 1; auch iſt es moͤglich, daß er ihn zu paro- diſchem Gebrauche oder auch um des Contraſtes wil- len mit andern Versmaaßen miſchte, und zum Bei- ſpiel den feierlichen Hexameter an recht ſpaßhaften Stellen brauchte 2. Dem Rhinthon folgten in dieſer Gattung Sopatros, Skiras 3 und Blaͤſos; der letzt- genannte, ein Campaner von Capreaͤ, dichtete noch, wie aus dem Titel ſeines „Saturnus“ zu ſchließen, 1 Bei Hephaͤſtion de metr. p. 9. Gaisf. Rh. ſagt nach ei- nem Jamben, in deſſen letzter Theſis eine Sylbe ſteht, die nur durch eine große Freiheit kurz iſt: Geh immer, lahmer Jambe, was kuͤmmerts mich. Jambiſche Trimeter des Rh. kommen oͤfter vor, zwei gut gebaute bei Herodian p. 19, 27. 30. Dind. 2 So ſcheint wenigſtens bei Sopatros, einem andern Phlyakogr., ein Hexameter vorzukommen, Athen 14, 656 f. wenn Oſann Anal. rei scaen. p. 73. recht emendirt, aber die andern Verſe deſſelben ſind jambiſch. Auf keinen Fall konnte Rh. ἱλαϱοτϱαγῳδία im Ganzen ἑξαμετϱικὴ heißen, und ich ſtimme bei Lydus 1, 41. Reuvens bei, der das ὃς ἑξαμέτϱοις ἔγϱαψε κωμῳδίαν fuͤr einen Mißverſtand des Auktors erklaͤrt, und 1, 40. glaube ich mit Lange Vindic. trag. Rom. p. 51. kann ἑξωτικὴ wohl vertheidigt werden. 3 Schon Valcken. ad Adon. p. 294. ſtellt ſo Sklerias (den er mit Skiras Ath. 9, 402 b. fuͤr einerlei hielt) Blaͤſos und Rhinthon zuſam- men; und es iſt kein Zweifel, daß Reuvens p. 69. bei Lydus rich- tig Ῥίνϑωνα καὶ ΣΚΙΡΑΝ καὶ Βλαῖσον corrigirt hat; der alte Pythagoreer Arkeſos wuͤrde ſich zwiſchen den beiden Phlyaken hoͤchſt komiſch ausnehmen. Die Stelle des Lydus bleibt immer etwas kraus, doch fuͤhrt Reuvens φλυακογϱάφων fuͤr πυθαγοϱων und Lan- ge’s κωμικῶν fuͤr οὐ μικϱῶν gewiß am beſten zum Ziel. Bei He- ſych s. v, ἄσεκτος mag man fuͤr παϱὰ Ῥίνθωνι Ταϱαντίνῳ φι- λοσόφῳ auch φλυακογϱάφῳ oder ΤΗΛΕΦΩι corrigiren.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/371>, abgerufen am 26.11.2024.