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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

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daß sie mindere Freiheit und Macht besäßen, als die
einzelnen Demen Attika's, aber mit diesen können sie
überhaupt nicht wohl verglichen werden. Ihre unmit-
telbaren Obrigkeiten mochten sie indeß wohl durch Wahl
besetzen; doch wurde nach Kythera ein Spartiat als
Oberrichter (Kutherodikes) gesandt 1. So war es
wohl auch im Felde. Wir finden das Amt eines Be-
fehlshabers zur See einem Periöken übertragen 2, ohne
Zweifel, weil die Spartiaten dies minder achteten,
und der Bewohner der Küstenstädte im Seewesen ge-
übter und erfahrener sein mochte, als der binnenlän-
dische Dorier. -- Ueber den Tribut der Periökenstädte
fehlen uns alle genauern Angaben.

4.

Wenn auch im Ganzen die frühern Einwoh-
ner durch die Dorische Eroberung auf das Land ge-
drängt waren, so gab es doch Geschlechter derselben,
welche mit den Spartiaten die Stadt bewohnten, und
den Doriern gleich standen, wie auch in Athen manche
Geschlechter der Ureinwohner die Ehre der Eupatriden
genossen zu haben scheinen. So die Talthybiaden.
Das Heroldsamt war in Sparta, wie in der mythi-
schen Zeit, erblich, und wurde nicht wie sonst in Grie-
chenland durch Wetteifer errungen 3. Die angeblichen
Nachkommen des Mykenäischen Herolds Talthybios, der
auch bei den Achäern zu Aegion besondere Verehrung
genoß 4, welche doch, abgesehen von der Richtigkeit ih-
res Stammbaums, wahrscheinlich zum Achäischen
Stamme gehörten, hatten alle Botschaften außerhalb

1 Thuk. 4, 53. 54. Hes. Kutherod.
2 Th. 8, 22.
Manso Sp. 2. S. 576.
3 Herod. 6, 60. ou kata lampro-
phonien (in den agones kerukon, vgl. Faber Agonist. 2, 15. Böckh
Staatshaush. 2. S. 359.) epitithemenoi alloi spheas parakleiouoi
alla kata ta patria epiteleonsi.
4 Pauf. 3, 12, 6. 7,
23, 7.

daß ſie mindere Freiheit und Macht beſaͤßen, als die
einzelnen Demen Attika’s, aber mit dieſen koͤnnen ſie
uͤberhaupt nicht wohl verglichen werden. Ihre unmit-
telbaren Obrigkeiten mochten ſie indeß wohl durch Wahl
beſetzen; doch wurde nach Kythera ein Spartiat als
Oberrichter (Κυϑηροδίκης) geſandt 1. So war es
wohl auch im Felde. Wir finden das Amt eines Be-
fehlshabers zur See einem Perioͤken uͤbertragen 2, ohne
Zweifel, weil die Spartiaten dies minder achteten,
und der Bewohner der Kuͤſtenſtaͤdte im Seeweſen ge-
uͤbter und erfahrener ſein mochte, als der binnenlaͤn-
diſche Dorier. — Ueber den Tribut der Perioͤkenſtaͤdte
fehlen uns alle genauern Angaben.

4.

Wenn auch im Ganzen die fruͤhern Einwoh-
ner durch die Doriſche Eroberung auf das Land ge-
draͤngt waren, ſo gab es doch Geſchlechter derſelben,
welche mit den Spartiaten die Stadt bewohnten, und
den Doriern gleich ſtanden, wie auch in Athen manche
Geſchlechter der Ureinwohner die Ehre der Eupatriden
genoſſen zu haben ſcheinen. So die Talthybiaden.
Das Heroldsamt war in Sparta, wie in der mythi-
ſchen Zeit, erblich, und wurde nicht wie ſonſt in Grie-
chenland durch Wetteifer errungen 3. Die angeblichen
Nachkommen des Mykenaͤiſchen Herolds Talthybios, der
auch bei den Achaͤern zu Aegion beſondere Verehrung
genoß 4, welche doch, abgeſehen von der Richtigkeit ih-
res Stammbaums, wahrſcheinlich zum Achaͤiſchen
Stamme gehoͤrten, hatten alle Botſchaften außerhalb

1 Thuk. 4, 53. 54. Heſ. Κυϑηϱοδ.
2 Th. 8, 22.
Manſo Sp. 2. S. 576.
3 Herod. 6, 60. οὐ κατὰ λαμπϱο-
φωνὶην (in den ἀγῶνες κηϱὑκων, vgl. Faber Agoniſt. 2, 15. Boͤckh
Staatshaush. 2. S. 359.) ἐπιτιϑέμενοι ἄλλοι σφέας παϱακληΐουοι
ἀλλὰ κατὰ τὰ πάτϱια ἐπιτελέονσι.
4 Pauf. 3, 12, 6. 7,
23, 7.
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[30/0036] daß ſie mindere Freiheit und Macht beſaͤßen, als die einzelnen Demen Attika’s, aber mit dieſen koͤnnen ſie uͤberhaupt nicht wohl verglichen werden. Ihre unmit- telbaren Obrigkeiten mochten ſie indeß wohl durch Wahl beſetzen; doch wurde nach Kythera ein Spartiat als Oberrichter (Κυϑηροδίκης) geſandt 1. So war es wohl auch im Felde. Wir finden das Amt eines Be- fehlshabers zur See einem Perioͤken uͤbertragen 2, ohne Zweifel, weil die Spartiaten dies minder achteten, und der Bewohner der Kuͤſtenſtaͤdte im Seeweſen ge- uͤbter und erfahrener ſein mochte, als der binnenlaͤn- diſche Dorier. — Ueber den Tribut der Perioͤkenſtaͤdte fehlen uns alle genauern Angaben. 4. Wenn auch im Ganzen die fruͤhern Einwoh- ner durch die Doriſche Eroberung auf das Land ge- draͤngt waren, ſo gab es doch Geſchlechter derſelben, welche mit den Spartiaten die Stadt bewohnten, und den Doriern gleich ſtanden, wie auch in Athen manche Geſchlechter der Ureinwohner die Ehre der Eupatriden genoſſen zu haben ſcheinen. So die Talthybiaden. Das Heroldsamt war in Sparta, wie in der mythi- ſchen Zeit, erblich, und wurde nicht wie ſonſt in Grie- chenland durch Wetteifer errungen 3. Die angeblichen Nachkommen des Mykenaͤiſchen Herolds Talthybios, der auch bei den Achaͤern zu Aegion beſondere Verehrung genoß 4, welche doch, abgeſehen von der Richtigkeit ih- res Stammbaums, wahrſcheinlich zum Achaͤiſchen Stamme gehoͤrten, hatten alle Botſchaften außerhalb 1 Thuk. 4, 53. 54. Heſ. Κυϑηϱοδ. 2 Th. 8, 22. Manſo Sp. 2. S. 576. 3 Herod. 6, 60. οὐ κατὰ λαμπϱο- φωνὶην (in den ἀγῶνες κηϱὑκων, vgl. Faber Agoniſt. 2, 15. Boͤckh Staatshaush. 2. S. 359.) ἐπιτιϑέμενοι ἄλλοι σφέας παϱακληΐουοι ἀλλὰ κατὰ τὰ πάτϱια ἐπιτελέονσι. 4 Pauf. 3, 12, 6. 7, 23, 7.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/36>, abgerufen am 28.11.2024.