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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

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von den Tyndariden, als den beständigen Heerführern
Sparta's 1, den Namen. Daß von Tyrtäos Gedich-
ten nur die anapästischen zum Marsche gesungen wur-
den, und Embaterien waren 2, ist jetzt allgemein an-
erkannt; die Elegieen sang man auf Feldzügen beim
Mahle nach dem Päan, und zwar nicht im Chor, son-
dern einzeln um die Wette; der Polemarch 3 entschied
den Agon und belohnte den Sieger mit einem ausge-
suchten Stücke Fleisch 4. -- Embaterien, von einem
Musiker Ibykos genannt, hatten auch die Kreter 5.

7.

Wie der Krieg dieser alten Völkerschaften ein
darstellendes Element in sich trug, und durch unmerk-
liche Uebergänge mit dem reindarstellenden Handeln der
Kunst zusammenhing, habe ich mich oben 6 nachzuwei-
sen bemüht, und geht auch aus dem eben gesagten
hervor. Einen solchen Uebergang bildet die Pyrrhi-

1 S. oben Bd. 2. S. 408. Eine dritte Meinung ist die
des Schol. zu Pyth. 2, 127., der nomos habe seinen Namen von
den Dioskuren, als Erfindern der Pyrrhiche (vgl. Platon Ges. 7,
795. Lukian vom Tanz 10.), aber in Epicharms Mosai (bei den
Schol. und Athen. 4, 184. f.) stand nur: Athena habe den Diosku-
ren die Flöte geblasen zum enoplios nomos, das heißt zur Pyrrhi-
che, und daher sei in Sp. das Flötenspiel in Kriegsgebrauch gekom-
men -- aber nichts vom Kastoreios nomos.
2 Wie aget' o
Spartas euandrou bei Dion Chrys. Or. 2. p. 31 a. R. obgleich
nach Hephästion das Lacon. metrum ein Tetrameter catal. in
syllabam
mit spondäischem Ausgang ist, nach M. Victor. a. O. ein
trimeter catal. in syll.
3 Vgl. oben S. 238, 1.
4 Diese
sehr genaue und glaubwürdige Nachricht giebt Philoch. bei Ath. 14,
630. Lykurg g. Leokr. p. 212 R. gjebt an, daß sie bei dem Zelte
des Königs vor der Schlacht gesungen seien. -- Vgl. Manso 1, 2.
S. 171. Conr. Schneider in den Studien Bd. 4. S. 18. Val.
Franck Tyrt. p. 133.
5 Hesych s. v. ibekter. Schr. ibuk-
ter. en para Kresin Ibukos embaterion poiesamenos, oper
o adon outo ekaleito.
6 S. 249.

von den Tyndariden, als den beſtaͤndigen Heerfuͤhrern
Sparta’s 1, den Namen. Daß von Tyrtaͤos Gedich-
ten nur die anapaͤſtiſchen zum Marſche geſungen wur-
den, und Embaterien waren 2, iſt jetzt allgemein an-
erkannt; die Elegieen ſang man auf Feldzuͤgen beim
Mahle nach dem Paͤan, und zwar nicht im Chor, ſon-
dern einzeln um die Wette; der Polemarch 3 entſchied
den Agon und belohnte den Sieger mit einem ausge-
ſuchten Stuͤcke Fleiſch 4. — Embaterien, von einem
Muſiker Ibykos genannt, hatten auch die Kreter 5.

7.

Wie der Krieg dieſer alten Voͤlkerſchaften ein
darſtellendes Element in ſich trug, und durch unmerk-
liche Uebergaͤnge mit dem reindarſtellenden Handeln der
Kunſt zuſammenhing, habe ich mich oben 6 nachzuwei-
ſen bemuͤht, und geht auch aus dem eben geſagten
hervor. Einen ſolchen Uebergang bildet die Pyrrhi-

1 S. oben Bd. 2. S. 408. Eine dritte Meinung iſt die
des Schol. zu Pyth. 2, 127., der νόμος habe ſeinen Namen von
den Dioſkuren, als Erfindern der Pyrrhiche (vgl. Platon Geſ. 7,
795. Lukian vom Tanz 10.), aber in Epicharms Μῶσαι (bei den
Schol. und Athen. 4, 184. f.) ſtand nur: Athena habe den Dioſku-
ren die Floͤte geblaſen zum ἐνόπλιος νόμος, das heißt zur Pyrrhi-
che, und daher ſei in Sp. das Floͤtenſpiel in Kriegsgebrauch gekom-
men — aber nichts vom Καστόϱειος νόμος.
2 Wie ἄγετ᾽ ὦ
Σπάϱτας εὐάνδϱου bei Dion Chryſ. Or. 2. p. 31 a. R. obgleich
nach Hephaͤſtion das Lacon. metrum ein Tetrameter catal. in
syllabam
mit ſpondaͤiſchem Ausgang iſt, nach M. Victor. a. O. ein
trimeter catal. in syll.
3 Vgl. oben S. 238, 1.
4 Dieſe
ſehr genaue und glaubwuͤrdige Nachricht giebt Philoch. bei Ath. 14,
630. Lykurg g. Leokr. p. 212 R. gjebt an, daß ſie bei dem Zelte
des Koͤnigs vor der Schlacht geſungen ſeien. — Vgl. Manſo 1, 2.
S. 171. Conr. Schneider in den Studien Bd. 4. S. 18. Val.
Franck Tyrt. p. 133.
5 Heſych s. v. ἰβηκτήϱ. Schr. ἰβυϰ-
τήϱ. ἦν παϱὰ Κϱησὶν Ἴβυκος ἐμβατήϱιον ποιησάμενος, ὅπεϱ
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[336/0342] von den Tyndariden, als den beſtaͤndigen Heerfuͤhrern Sparta’s 1, den Namen. Daß von Tyrtaͤos Gedich- ten nur die anapaͤſtiſchen zum Marſche geſungen wur- den, und Embaterien waren 2, iſt jetzt allgemein an- erkannt; die Elegieen ſang man auf Feldzuͤgen beim Mahle nach dem Paͤan, und zwar nicht im Chor, ſon- dern einzeln um die Wette; der Polemarch 3 entſchied den Agon und belohnte den Sieger mit einem ausge- ſuchten Stuͤcke Fleiſch 4. — Embaterien, von einem Muſiker Ibykos genannt, hatten auch die Kreter 5. 7. Wie der Krieg dieſer alten Voͤlkerſchaften ein darſtellendes Element in ſich trug, und durch unmerk- liche Uebergaͤnge mit dem reindarſtellenden Handeln der Kunſt zuſammenhing, habe ich mich oben 6 nachzuwei- ſen bemuͤht, und geht auch aus dem eben geſagten hervor. Einen ſolchen Uebergang bildet die Pyrrhi- 1 S. oben Bd. 2. S. 408. Eine dritte Meinung iſt die des Schol. zu Pyth. 2, 127., der νόμος habe ſeinen Namen von den Dioſkuren, als Erfindern der Pyrrhiche (vgl. Platon Geſ. 7, 795. Lukian vom Tanz 10.), aber in Epicharms Μῶσαι (bei den Schol. und Athen. 4, 184. f.) ſtand nur: Athena habe den Dioſku- ren die Floͤte geblaſen zum ἐνόπλιος νόμος, das heißt zur Pyrrhi- che, und daher ſei in Sp. das Floͤtenſpiel in Kriegsgebrauch gekom- men — aber nichts vom Καστόϱειος νόμος. 2 Wie ἄγετ᾽ ὦ Σπάϱτας εὐάνδϱου bei Dion Chryſ. Or. 2. p. 31 a. R. obgleich nach Hephaͤſtion das Lacon. metrum ein Tetrameter catal. in syllabam mit ſpondaͤiſchem Ausgang iſt, nach M. Victor. a. O. ein trimeter catal. in syll. 3 Vgl. oben S. 238, 1. 4 Dieſe ſehr genaue und glaubwuͤrdige Nachricht giebt Philoch. bei Ath. 14, 630. Lykurg g. Leokr. p. 212 R. gjebt an, daß ſie bei dem Zelte des Koͤnigs vor der Schlacht geſungen ſeien. — Vgl. Manſo 1, 2. S. 171. Conr. Schneider in den Studien Bd. 4. S. 18. Val. Franck Tyrt. p. 133. 5 Heſych s. v. ἰβηκτήϱ. Schr. ἰβυϰ- τήϱ. ἦν παϱὰ Κϱησὶν Ἴβυκος ἐμβατήϱιον ποιησάμενος, ὅπεϱ ὁ ᾄδων οὕτω ἐκαλεῖτο. 6 S. 249.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/342>, abgerufen am 22.05.2024.