Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

Bild:
<< vorherige Seite

storeion, der, wie die andern, auf der Flöte gespielt
wurde, wenn das Heer in geordneter Reihe dem Fein-
de entgegenzog 1. Auch hatte er denselben Rhyth-
mos 2 wie die übrigen Embaterien 3, d. h. einen
anapästischen; in Takt wie Melodie lag etwas unge-
mein Anregendes und Herzstählendes 4, so daß sich
noch Alexandros, der Makedonier, immer besonders
zur Tapferkeit entflammt fühlte, wenn ihm Timotheos
der Thebäer das Kastoreion blies. Es ist nicht un-
wahrscheinlich, daß es ursprünglich in Dorischer Ton-
art gesetzt war, aber es wurde hernach auch äolisch
komponirt, zur Kithar gespielt 5, und überhaupt man-
nigfach variirt. Pindaros denkt bei dem Namen an
den Rossebändiger und Wagenlenker Kastor 6; aber
ich sehe nicht ein, welchen Bezug darauf der älteste
Gebrauch dieses Nomos als eines Marsches für Spar-
tiaten haben konnte; als solcher hat er wahrscheinlich

war das Adonion nach Hesych, dessen Glosse oper usteron para
Lesbiois onomasthe, so wie der Name selbst, noch keineswegs klar
ist. -- Enoplia mele für emb. Athen. 14, 630 f. Valckenaer ad
Adon. p. 283.
meint auch, daß der sarsiteios khoros zur Flöte ein
emb. gewesen sein (von thaRRein), aber ein embaterion ist kein
Chor.
1 Plut. Musik 26. Lyk. 22. wo aber das Kastoreion melos
der Flötenspieler von dem embaterios paian, den der König an-
stimmt, getrennt wird (dagegen Polyän 1, 10, embaterion endi-
dosin aulos); weil Kastoreion vorzugsweise die Melodie der In-
strumente, embaterion aber auch das Lied bedeutet.
2 Pollux
4, 10, 78.
3 Messeniacum metrum s. embaterium, Vic-
torin p. 2522. Putsch. vgl. Hephaestion p. 25. 46, 1. Gaisf. Schol.
Eurip. Hek. 59. und Dem. Triklin zu Soph. Ajax 134. Cic. Qu.
Tusc.
2, 16.
4 Vgl. Plut. Inst. Lac. p. 251. Val. Max.
2, 6, 2.
5 Pind. P. 2, 69. Hermann de dial. Pind. p. 19.
20.
Böckh de metr. Pind. p. 276. Expl. P. 2. p. 249.
6 Isthm. 1, 16.

ſtoreion, der, wie die andern, auf der Floͤte geſpielt
wurde, wenn das Heer in geordneter Reihe dem Fein-
de entgegenzog 1. Auch hatte er denſelben Rhyth-
mos 2 wie die uͤbrigen Embaterien 3, d. h. einen
anapaͤſtiſchen; in Takt wie Melodie lag etwas unge-
mein Anregendes und Herzſtaͤhlendes 4, ſo daß ſich
noch Alexandros, der Makedonier, immer beſonders
zur Tapferkeit entflammt fuͤhlte, wenn ihm Timotheos
der Thebaͤer das Kaſtoreion blies. Es iſt nicht un-
wahrſcheinlich, daß es urſpruͤnglich in Doriſcher Ton-
art geſetzt war, aber es wurde hernach auch aͤoliſch
komponirt, zur Kithar geſpielt 5, und uͤberhaupt man-
nigfach variirt. Pindaros denkt bei dem Namen an
den Roſſebaͤndiger und Wagenlenker Kaſtor 6; aber
ich ſehe nicht ein, welchen Bezug darauf der aͤlteſte
Gebrauch dieſes Nomos als eines Marſches fuͤr Spar-
tiaten haben konnte; als ſolcher hat er wahrſcheinlich

war das Ἀδὠνιον nach Heſych, deſſen Gloſſe ὅπεϱ ὕστεϱον παϱὰ
Λεσβίοις ὠνομάσϑη, ſo wie der Name ſelbſt, noch keineswegs klar
iſt. — Ἐνόπλια μέλη fuͤr ἐμβ. Athen. 14, 630 f. Valckenaer ad
Adon. p. 283.
meint auch, daß der σαϱσίτειος χοϱὸς zur Floͤte ein
ἐμβ. geweſen ſein (von ϑαῤῥεῖν), aber ein ἐμβατήϱιον iſt kein
Chor.
1 Plut. Muſik 26. Lyk. 22. wo aber das Καστὀϱειον μἐλος
der Floͤtenſpieler von dem ἐμβατήϱιος παιὰν, den der Koͤnig an-
ſtimmt, getrennt wird (dagegen Polyaͤn 1, 10, ἐμβατήϱιον ἐνδί-
δωσιν αὐλός); weil Καστόϱειον vorzugsweiſe die Melodie der In-
ſtrumente, ἐμβατήϱιον aber auch das Lied bedeutet.
2 Pollux
4, 10, 78.
3 Messeniacum metrum s. embaterium, Vic-
torin p. 2522. Putſch. vgl. Hephaeſtion p. 25. 46, 1. Gaisf. Schol.
Eurip. Hek. 59. und Dem. Triklin zu Soph. Ajax 134. Cic. Qu.
Tusc.
2, 16.
4 Vgl. Plut. Inst. Lac. p. 251. Val. Max.
2, 6, 2.
5 Pind. P. 2, 69. Hermann de dial. Pind. p. 19.
20.
Boͤckh de metr. Pind. p. 276. Expl. P. 2. p. 249.
6 Iſthm. 1, 16.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0341" n="335"/><hi rendition="#g">&#x017F;toreion</hi>, der, wie die andern, auf der Flo&#x0364;te ge&#x017F;pielt<lb/>
wurde, wenn das Heer in geordneter Reihe dem Fein-<lb/>
de entgegenzog <note place="foot" n="1">Plut. Mu&#x017F;ik 26. Lyk. 22. wo aber das &#x039A;&#x03B1;&#x03C3;&#x03C4;&#x1F40;&#x03F1;&#x03B5;&#x03B9;&#x03BF;&#x03BD; &#x03BC;&#x1F10;&#x03BB;&#x03BF;&#x03C2;<lb/>
der Flo&#x0364;ten&#x017F;pieler von dem &#x1F10;&#x03BC;&#x03B2;&#x03B1;&#x03C4;&#x03AE;&#x03F1;&#x03B9;&#x03BF;&#x03C2; &#x03C0;&#x03B1;&#x03B9;&#x1F70;&#x03BD;, den der Ko&#x0364;nig an-<lb/>
&#x017F;timmt, getrennt wird (dagegen Polya&#x0364;n 1, 10, &#x1F10;&#x03BC;&#x03B2;&#x03B1;&#x03C4;&#x03AE;&#x03F1;&#x03B9;&#x03BF;&#x03BD; &#x1F10;&#x03BD;&#x03B4;&#x03AF;-<lb/>
&#x03B4;&#x03C9;&#x03C3;&#x03B9;&#x03BD; &#x03B1;&#x1F50;&#x03BB;&#x03CC;&#x03C2;); weil &#x039A;&#x03B1;&#x03C3;&#x03C4;&#x03CC;&#x03F1;&#x03B5;&#x03B9;&#x03BF;&#x03BD; vorzugswei&#x017F;e die Melodie der In-<lb/>
&#x017F;trumente, &#x1F10;&#x03BC;&#x03B2;&#x03B1;&#x03C4;&#x03AE;&#x03F1;&#x03B9;&#x03BF;&#x03BD; aber auch das Lied bedeutet.</note>. Auch hatte er den&#x017F;elben Rhyth-<lb/>
mos <note place="foot" n="2">Pollux<lb/>
4, 10, 78.</note> wie die u&#x0364;brigen Embaterien <note place="foot" n="3"><hi rendition="#aq">Messeniacum metrum s. embaterium</hi>, Vic-<lb/>
torin <hi rendition="#aq">p. 2522.</hi> Put&#x017F;ch. vgl. Hephae&#x017F;tion <hi rendition="#aq">p.</hi> 25. 46, 1. Gaisf. Schol.<lb/>
Eurip. Hek. 59. und Dem. Triklin zu Soph. Ajax 134. Cic. <hi rendition="#aq">Qu.<lb/>
Tusc.</hi> 2, 16.</note>, d. h. einen<lb/>
anapa&#x0364;&#x017F;ti&#x017F;chen; in Takt wie Melodie lag etwas unge-<lb/>
mein Anregendes und Herz&#x017F;ta&#x0364;hlendes <note place="foot" n="4">Vgl. Plut. <hi rendition="#aq">Inst. Lac. p. 251.</hi> Val. Max.<lb/>
2, 6, 2.</note>, &#x017F;o daß &#x017F;ich<lb/>
noch Alexandros, der Makedonier, immer be&#x017F;onders<lb/>
zur Tapferkeit entflammt fu&#x0364;hlte, wenn ihm Timotheos<lb/>
der Theba&#x0364;er das Ka&#x017F;toreion blies. Es i&#x017F;t nicht un-<lb/>
wahr&#x017F;cheinlich, daß es ur&#x017F;pru&#x0364;nglich in Dori&#x017F;cher Ton-<lb/>
art ge&#x017F;etzt war, aber es wurde hernach auch a&#x0364;oli&#x017F;ch<lb/>
komponirt, zur Kithar ge&#x017F;pielt <note place="foot" n="5">Pind. P. 2, 69. Hermann <hi rendition="#aq">de dial. Pind. p. 19.<lb/>
20.</hi> Bo&#x0364;ckh <hi rendition="#aq">de metr. Pind. p. 276. Expl. P. 2. p. 249.</hi></note>, und u&#x0364;berhaupt man-<lb/>
nigfach variirt. Pindaros denkt bei dem Namen an<lb/>
den Ro&#x017F;&#x017F;eba&#x0364;ndiger und Wagenlenker Ka&#x017F;tor <note place="foot" n="6">I&#x017F;thm. 1, 16.</note>; aber<lb/>
ich &#x017F;ehe nicht ein, welchen Bezug darauf der a&#x0364;lte&#x017F;te<lb/>
Gebrauch die&#x017F;es Nomos als eines Mar&#x017F;ches fu&#x0364;r Spar-<lb/>
tiaten haben konnte; als &#x017F;olcher hat er wahr&#x017F;cheinlich<lb/><note xml:id="seg2pn_44_2" prev="#seg2pn_44_1" place="foot" n="7">war das &#x1F08;&#x03B4;&#x1F60;&#x03BD;&#x03B9;&#x03BF;&#x03BD; nach He&#x017F;ych, de&#x017F;&#x017F;en Glo&#x017F;&#x017F;e &#x1F45;&#x03C0;&#x03B5;&#x03F1; &#x1F55;&#x03C3;&#x03C4;&#x03B5;&#x03F1;&#x03BF;&#x03BD; &#x03C0;&#x03B1;&#x03F1;&#x1F70;<lb/>
&#x039B;&#x03B5;&#x03C3;&#x03B2;&#x03AF;&#x03BF;&#x03B9;&#x03C2; &#x1F60;&#x03BD;&#x03BF;&#x03BC;&#x03AC;&#x03C3;&#x03D1;&#x03B7;, &#x017F;o wie der Name &#x017F;elb&#x017F;t, noch keineswegs klar<lb/>
i&#x017F;t. &#x2014; &#x1F18;&#x03BD;&#x03CC;&#x03C0;&#x03BB;&#x03B9;&#x03B1; &#x03BC;&#x03AD;&#x03BB;&#x03B7; fu&#x0364;r &#x1F10;&#x03BC;&#x03B2;. Athen. 14, 630 <hi rendition="#aq">f.</hi> Valckenaer <hi rendition="#aq">ad<lb/>
Adon. p. 283.</hi> meint auch, daß der &#x03C3;&#x03B1;&#x03F1;&#x03C3;&#x03AF;&#x03C4;&#x03B5;&#x03B9;&#x03BF;&#x03C2; &#x03C7;&#x03BF;&#x03F1;&#x1F78;&#x03C2; zur Flo&#x0364;te ein<lb/>
&#x1F10;&#x03BC;&#x03B2;. gewe&#x017F;en &#x017F;ein (von &#x03D1;&#x03B1;&#x1FE4;&#x1FE5;&#x03B5;&#x1FD6;&#x03BD;), aber ein &#x1F10;&#x03BC;&#x03B2;&#x03B1;&#x03C4;&#x03AE;&#x03F1;&#x03B9;&#x03BF;&#x03BD; i&#x017F;t kein<lb/>
Chor.</note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[335/0341] ſtoreion, der, wie die andern, auf der Floͤte geſpielt wurde, wenn das Heer in geordneter Reihe dem Fein- de entgegenzog 1. Auch hatte er denſelben Rhyth- mos 2 wie die uͤbrigen Embaterien 3, d. h. einen anapaͤſtiſchen; in Takt wie Melodie lag etwas unge- mein Anregendes und Herzſtaͤhlendes 4, ſo daß ſich noch Alexandros, der Makedonier, immer beſonders zur Tapferkeit entflammt fuͤhlte, wenn ihm Timotheos der Thebaͤer das Kaſtoreion blies. Es iſt nicht un- wahrſcheinlich, daß es urſpruͤnglich in Doriſcher Ton- art geſetzt war, aber es wurde hernach auch aͤoliſch komponirt, zur Kithar geſpielt 5, und uͤberhaupt man- nigfach variirt. Pindaros denkt bei dem Namen an den Roſſebaͤndiger und Wagenlenker Kaſtor 6; aber ich ſehe nicht ein, welchen Bezug darauf der aͤlteſte Gebrauch dieſes Nomos als eines Marſches fuͤr Spar- tiaten haben konnte; als ſolcher hat er wahrſcheinlich 7 1 Plut. Muſik 26. Lyk. 22. wo aber das Καστὀϱειον μἐλος der Floͤtenſpieler von dem ἐμβατήϱιος παιὰν, den der Koͤnig an- ſtimmt, getrennt wird (dagegen Polyaͤn 1, 10, ἐμβατήϱιον ἐνδί- δωσιν αὐλός); weil Καστόϱειον vorzugsweiſe die Melodie der In- ſtrumente, ἐμβατήϱιον aber auch das Lied bedeutet. 2 Pollux 4, 10, 78. 3 Messeniacum metrum s. embaterium, Vic- torin p. 2522. Putſch. vgl. Hephaeſtion p. 25. 46, 1. Gaisf. Schol. Eurip. Hek. 59. und Dem. Triklin zu Soph. Ajax 134. Cic. Qu. Tusc. 2, 16. 4 Vgl. Plut. Inst. Lac. p. 251. Val. Max. 2, 6, 2. 5 Pind. P. 2, 69. Hermann de dial. Pind. p. 19. 20. Boͤckh de metr. Pind. p. 276. Expl. P. 2. p. 249. 6 Iſthm. 1, 16. 7 war das Ἀδὠνιον nach Heſych, deſſen Gloſſe ὅπεϱ ὕστεϱον παϱὰ Λεσβίοις ὠνομάσϑη, ſo wie der Name ſelbſt, noch keineswegs klar iſt. — Ἐνόπλια μέλη fuͤr ἐμβ. Athen. 14, 630 f. Valckenaer ad Adon. p. 283. meint auch, daß der σαϱσίτειος χοϱὸς zur Floͤte ein ἐμβ. geweſen ſein (von ϑαῤῥεῖν), aber ein ἐμβατήϱιον iſt kein Chor.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/341
Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/341>, abgerufen am 18.05.2024.