dieses Landes, der Poseidonischen Helike, wird selbst dem Tisamenos beigeschrieben; und daß wirklich Helike Sitz der angesehensten Geschlechter des Achaeischen Volkes wurde, zeigt die Tradition, nach welcher der Aetoler Oxy- los auf Befehl des Orakels die Herrschaft mit einem Pelo- piden Agorios theilte, der von Penthilos Orestes Sohne stammte u. zu Helike wohnte 1. Die chronologische Schwie- rigkeit, daß Oxylos Zeitgenoß eines Enkels von Penthilos heißt, bedeutet nicht viel. Auch hatte man zu Helike das Grab des Tisamenos, dessen vorgebliche Asche die Sparta- ner, ohne Zweifel in der kindlichen Idee, dadurch das Un- recht der Vertreibung gut zu machen, nachmals nach ihrer Stadt brachten, wie sie dasselbe mit dem Leich- name des Orestes zu Tegea thaten 2. Aber außerdem folgt eine Reihe Auswanderungen nach der spätern Aeo- lis in Asien, bei denen Achäer den Hauptstamm bildeten. Wenn Orestes als Führer der ersten genannt wird 3, so steht er wohl nur für seine Nachkommen; auch Penthilos kann schwerlich selbst gezogen sein, da er sonst nicht Nach- kommen in der Heimat hinterlassen haben würde, Pen- thiliden aber gab es auf Lesbos, so wie Nachkommen eines Lakonischen Achäers Peisandros auf Tenedos.
1 5, 4, 2. Ein Achäer aus Helike kommt als Herakles Zeitgenoß in Theokr. 25, 165. vor: ein größerer Verstoß gegen die angenommene Zeitordnung als sich sonst Dichter erlauben.
2 Paus 7, 1.
3 Orchom. S. 398. 477.
II. 5
dieſes Landes, der Poſeidoniſchen Helike, wird ſelbſt dem Tiſamenos beigeſchrieben; und daß wirklich Helike Sitz der angeſehenſten Geſchlechter des Achaeiſchen Volkes wurde, zeigt die Tradition, nach welcher der Aetoler Oxy- los auf Befehl des Orakels die Herrſchaft mit einem Pelo- piden Agorios theilte, der von Penthilos Oreſtes Sohne ſtammte u. zu Helike wohnte 1. Die chronologiſche Schwie- rigkeit, daß Oxylos Zeitgenoß eines Enkels von Penthilos heißt, bedeutet nicht viel. Auch hatte man zu Helike das Grab des Tiſamenos, deſſen vorgebliche Aſche die Sparta- ner, ohne Zweifel in der kindlichen Idee, dadurch das Un- recht der Vertreibung gut zu machen, nachmals nach ihrer Stadt brachten, wie ſie daſſelbe mit dem Leich- name des Oreſtes zu Tegea thaten 2. Aber außerdem folgt eine Reihe Auswanderungen nach der ſpaͤtern Aeo- lis in Aſien, bei denen Achaͤer den Hauptſtamm bildeten. Wenn Oreſtes als Fuͤhrer der erſten genannt wird 3, ſo ſteht er wohl nur fuͤr ſeine Nachkommen; auch Penthilos kann ſchwerlich ſelbſt gezogen ſein, da er ſonſt nicht Nach- kommen in der Heimat hinterlaſſen haben wuͤrde, Pen- thiliden aber gab es auf Lesbos, ſo wie Nachkommen eines Lakoniſchen Achaͤers Peiſandros auf Tenedos.
1 5, 4, 2. Ein Achaͤer aus Helike kommt als Herakles Zeitgenoß in Theokr. 25, 165. vor: ein groͤßerer Verſtoß gegen die angenommene Zeitordnung als ſich ſonſt Dichter erlauben.
2 Pauſ 7, 1.
3 Orchom. S. 398. 477.
II. 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0095"n="65"/>
dieſes Landes, der Poſeidoniſchen Helike, wird ſelbſt dem<lb/>
Tiſamenos beigeſchrieben; und daß wirklich Helike Sitz<lb/>
der angeſehenſten Geſchlechter des Achaeiſchen Volkes<lb/>
wurde, zeigt die Tradition, nach welcher der Aetoler Oxy-<lb/>
los auf Befehl des Orakels die Herrſchaft mit einem Pelo-<lb/>
piden Agorios theilte, der von Penthilos Oreſtes Sohne<lb/>ſtammte u. zu Helike wohnte <noteplace="foot"n="1">5, 4, 2. Ein <hirendition="#g">Achaͤer</hi> aus Helike kommt als Herakles<lb/>
Zeitgenoß in Theokr. 25, 165. vor: ein groͤßerer Verſtoß gegen die<lb/>
angenommene Zeitordnung als ſich ſonſt Dichter erlauben.</note>. Die chronologiſche Schwie-<lb/>
rigkeit, daß Oxylos Zeitgenoß eines Enkels von Penthilos<lb/>
heißt, bedeutet nicht viel. Auch hatte man zu Helike das<lb/>
Grab des Tiſamenos, deſſen vorgebliche Aſche die Sparta-<lb/>
ner, ohne Zweifel in der kindlichen Idee, dadurch das Un-<lb/>
recht der Vertreibung gut zu machen, nachmals nach<lb/>
ihrer Stadt brachten, wie ſie daſſelbe mit dem Leich-<lb/>
name des Oreſtes zu Tegea thaten <noteplace="foot"n="2">Pauſ<lb/>
7, 1.</note>. Aber außerdem<lb/>
folgt eine Reihe Auswanderungen nach der ſpaͤtern Aeo-<lb/>
lis in Aſien, bei denen Achaͤer den Hauptſtamm bildeten.<lb/>
Wenn Oreſtes als Fuͤhrer der erſten genannt wird <noteplace="foot"n="3">Orchom. S. 398. 477.</note>, ſo<lb/>ſteht er wohl nur fuͤr ſeine Nachkommen; auch Penthilos<lb/>
kann ſchwerlich ſelbſt gezogen ſein, da er ſonſt nicht Nach-<lb/>
kommen in der Heimat hinterlaſſen haben wuͤrde, Pen-<lb/>
thiliden aber gab es auf Lesbos, ſo wie Nachkommen<lb/>
eines Lakoniſchen Achaͤers Peiſandros auf Tenedos.</p></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#aq">II.</hi> 5</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[65/0095]
dieſes Landes, der Poſeidoniſchen Helike, wird ſelbſt dem
Tiſamenos beigeſchrieben; und daß wirklich Helike Sitz
der angeſehenſten Geſchlechter des Achaeiſchen Volkes
wurde, zeigt die Tradition, nach welcher der Aetoler Oxy-
los auf Befehl des Orakels die Herrſchaft mit einem Pelo-
piden Agorios theilte, der von Penthilos Oreſtes Sohne
ſtammte u. zu Helike wohnte 1. Die chronologiſche Schwie-
rigkeit, daß Oxylos Zeitgenoß eines Enkels von Penthilos
heißt, bedeutet nicht viel. Auch hatte man zu Helike das
Grab des Tiſamenos, deſſen vorgebliche Aſche die Sparta-
ner, ohne Zweifel in der kindlichen Idee, dadurch das Un-
recht der Vertreibung gut zu machen, nachmals nach
ihrer Stadt brachten, wie ſie daſſelbe mit dem Leich-
name des Oreſtes zu Tegea thaten 2. Aber außerdem
folgt eine Reihe Auswanderungen nach der ſpaͤtern Aeo-
lis in Aſien, bei denen Achaͤer den Hauptſtamm bildeten.
Wenn Oreſtes als Fuͤhrer der erſten genannt wird 3, ſo
ſteht er wohl nur fuͤr ſeine Nachkommen; auch Penthilos
kann ſchwerlich ſelbſt gezogen ſein, da er ſonſt nicht Nach-
kommen in der Heimat hinterlaſſen haben wuͤrde, Pen-
thiliden aber gab es auf Lesbos, ſo wie Nachkommen
eines Lakoniſchen Achaͤers Peiſandros auf Tenedos.
1 5, 4, 2. Ein Achaͤer aus Helike kommt als Herakles
Zeitgenoß in Theokr. 25, 165. vor: ein groͤßerer Verſtoß gegen die
angenommene Zeitordnung als ſich ſonſt Dichter erlauben.
2 Pauſ
7, 1.
3 Orchom. S. 398. 477.
II. 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/95>, abgerufen am 09.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.