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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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schaftlicher Versuch des Vaters der Geschichte, ver-
schiedne Sagen und Ueberlieferungen aneinander zu rei-
hen und zn ordnen; auch ist nicht schwer, die dieser
Verbindung zum Grunde liegenden Schlüsse aufzufin-
den und zu prüfen. Die Dorier sind die ächten Hel-
lenen, sagt Herodot, weil sie damals als splche wirk-
lich anerkannt wurden 1. Nun ist aber Hellen Sohn
des Deukalion, welcher in Phthia herrschte, und das
alte Hellas selbst in Phthia; darum -- schließt er --
wohnten die Dorier vor alten Tagen in dieser Land-
schaft. Herodot übersah, daß die mythischen Hellenen,
ein kleiner Volkstamm in Phthia, ganz andre Helden-
sagen und Stammverbindungen haben, als die Dorier,
und im heroischen Mythus sich durchaus keine Spur
von naher Verwandtschaft beider zeigt. Dies beseitigt,
kommen wir zur zweiten Angabe, die ganz den Stem-
pel alter Tradition trägt: Doros habe am Olymp
und Ossa gewohnt
. Hier also knüpft sich die
wirkliche Erinnerung wieder an, nachdem sie uns in
sehr dunkeln Worten wie unbewußt von den Ursitzen
der Dorier an den Akrokeraunien gesprochen hatte.
Das Olymposgebirge, die Scheide der Völker, dessen
in den Himmel ragende Kuppe noch jetzt die Umwoh-
ner das himmlische Haus nennen, ist auch der Punct,
auf welchem die Dorier zuerst in Griechenland auf-
treten.



2.

Der Gebirgskessel, welcher später Thessalien
hieß, wird gegen Abend vom Pindos, gegen Mittag
vom Othrys, nach Morgen vom Pelion und Ossa, in

1 So nennt sogar Pindar Ol. 8, 30. die Myrmidonen Do-
rieus laos, wie ich glaube, nur um sie als Hellenen andern Stäm-
men entgegen zu setzen.

ſchaftlicher Verſuch des Vaters der Geſchichte, ver-
ſchiedne Sagen und Ueberlieferungen aneinander zu rei-
hen und zn ordnen; auch iſt nicht ſchwer, die dieſer
Verbindung zum Grunde liegenden Schluͤſſe aufzufin-
den und zu pruͤfen. Die Dorier ſind die aͤchten Hel-
lenen, ſagt Herodot, weil ſie damals als ſplche wirk-
lich anerkannt wurden 1. Nun iſt aber Hellen Sohn
des Deukalion, welcher in Phthia herrſchte, und das
alte Hellas ſelbſt in Phthia; darum — ſchließt er —
wohnten die Dorier vor alten Tagen in dieſer Land-
ſchaft. Herodot uͤberſah, daß die mythiſchen Hellenen,
ein kleiner Volkſtamm in Phthia, ganz andre Helden-
ſagen und Stammverbindungen haben, als die Dorier,
und im heroiſchen Mythus ſich durchaus keine Spur
von naher Verwandtſchaft beider zeigt. Dies beſeitigt,
kommen wir zur zweiten Angabe, die ganz den Stem-
pel alter Tradition traͤgt: Doros habe am Olymp
und Oſſa gewohnt
. Hier alſo knuͤpft ſich die
wirkliche Erinnerung wieder an, nachdem ſie uns in
ſehr dunkeln Worten wie unbewußt von den Urſitzen
der Dorier an den Akrokeraunien geſprochen hatte.
Das Olymposgebirge, die Scheide der Voͤlker, deſſen
in den Himmel ragende Kuppe noch jetzt die Umwoh-
ner das himmliſche Haus nennen, iſt auch der Punct,
auf welchem die Dorier zuerſt in Griechenland auf-
treten.



2.

Der Gebirgskeſſel, welcher ſpaͤter Theſſalien
hieß, wird gegen Abend vom Pindos, gegen Mittag
vom Othrys, nach Morgen vom Pelion und Oſſa, in

1 So nennt ſogar Pindar Ol. 8, 30. die Myrmidonen Δω-
ϱιεὺς λαός, wie ich glaube, nur um ſie als Hellenen andern Staͤm-
men entgegen zu ſetzen.
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[18/0048] ſchaftlicher Verſuch des Vaters der Geſchichte, ver- ſchiedne Sagen und Ueberlieferungen aneinander zu rei- hen und zn ordnen; auch iſt nicht ſchwer, die dieſer Verbindung zum Grunde liegenden Schluͤſſe aufzufin- den und zu pruͤfen. Die Dorier ſind die aͤchten Hel- lenen, ſagt Herodot, weil ſie damals als ſplche wirk- lich anerkannt wurden 1. Nun iſt aber Hellen Sohn des Deukalion, welcher in Phthia herrſchte, und das alte Hellas ſelbſt in Phthia; darum — ſchließt er — wohnten die Dorier vor alten Tagen in dieſer Land- ſchaft. Herodot uͤberſah, daß die mythiſchen Hellenen, ein kleiner Volkſtamm in Phthia, ganz andre Helden- ſagen und Stammverbindungen haben, als die Dorier, und im heroiſchen Mythus ſich durchaus keine Spur von naher Verwandtſchaft beider zeigt. Dies beſeitigt, kommen wir zur zweiten Angabe, die ganz den Stem- pel alter Tradition traͤgt: Doros habe am Olymp und Oſſa gewohnt. Hier alſo knuͤpft ſich die wirkliche Erinnerung wieder an, nachdem ſie uns in ſehr dunkeln Worten wie unbewußt von den Urſitzen der Dorier an den Akrokeraunien geſprochen hatte. Das Olymposgebirge, die Scheide der Voͤlker, deſſen in den Himmel ragende Kuppe noch jetzt die Umwoh- ner das himmliſche Haus nennen, iſt auch der Punct, auf welchem die Dorier zuerſt in Griechenland auf- treten. 2. Der Gebirgskeſſel, welcher ſpaͤter Theſſalien hieß, wird gegen Abend vom Pindos, gegen Mittag vom Othrys, nach Morgen vom Pelion und Oſſa, in 1 So nennt ſogar Pindar Ol. 8, 30. die Myrmidonen Δω- ϱιεὺς λαός, wie ich glaube, nur um ſie als Hellenen andern Staͤm- men entgegen zu ſetzen.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/48>, abgerufen am 09.11.2024.