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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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fremd und eingebracht hielt. Dessen ungeachtet ist er
ganz in die Lakonischen Mythen eingewachsen. -- Denn
es läßt sich sehr evident zeigen, daß die angebliche
Tochter Agamemnons, Iphigeneia, nichts als jene
Taurische Göttin ist; wie man diese wirklich in mehre-
ren Städten Griechenlands unter dem Namen IPhige-
neia verehrte. Als Heroine freilich ist sie statt der
nach Menschenblut dürstenden Göttin erstens die ihr
geopferte Jungfrau, zweitens die ihr opfernde
Priesterin geworden. Schon nach den Kyprischen Ge-
dichten 1, denn Homer weiß nichts von ihr, wurde
Iphigeneia der Artemis geschlachtet, aber von ihr nach
den Taurern hinübergeführt und unsterblich gemacht,
und an ihrer Stelle eine Hirschkuh (nach Phanodem
eine Bärin, nach Nikandros ein Stier) gelassen 2. Als
unsterblich fortlebend, als Hekate, stellte sie
auch schon Hesiodos dar 3. Das Opfer wurde nach
Aulis gesetzt, weil daselbst am Hafen ein Tempel der
Artemis, wahrscheinlich der Orthosischen, stand, der
beim Uebergange geopfert wurde 4. -- Nach Lakonien

1 Proklos Chrestom.
2 bei Etym. M. Tauropolon.
3 Paus. 1, 43, 1.
4 Theognis Parän. 11. Dikäarch. Anagr.
88. Plut. Ages. 6. Etym. M. p. 747. Tz. Lyk. 183. Siebelis zu
Phanod. p. 6. u. 9. -- Andere hier einschlagende Culte sind: Tem-
pel der Art. von Agam. erbaut zu Megara, P. 1, 43, 1. Dienst
der Orthosia daselbst (Inschr. im Museum Worsleyanum und
Mem. de l'Ac. d. I. 47. S. 335.), ebenda Heroon der Iphigeneia.
-- Soph. hatte in der Iphig. die Art. akroukhes, akria von Ar-
gos ermähnt, Hesych akron oros. Art. Orthia auf Lykone bei Ar-
gos p. 2, 24, 6. -- Art. Orthosia in Arkadien, Tz. Lyk. 936.
1331. Schol. Pind. O. 3, 54. Iphig. das. P. 1, 43, 1. -- Zu
Aegeira altes Bild der Iphig. im T. der Art. 7, 26, 3. Art. Or-
thosia zu Elis, Sch. Pind. a. O. zu Athen im Kerameikos, ebda.
vgl. Hesych Iphigeneia Art. Orthia Art. -- Paläphatos 32.
Identificirung der Iphig. und Upis ist blos Verwirrung, wie wenn
Alexand. Aetol. bei Macr. S. 5, 22. Upis für die Ephes. Göttin braucht.

fremd und eingebracht hielt. Deſſen ungeachtet iſt er
ganz in die Lakoniſchen Mythen eingewachſen. — Denn
es laͤßt ſich ſehr evident zeigen, daß die angebliche
Tochter Agamemnons, Iphigeneia, nichts als jene
Tauriſche Goͤttin iſt; wie man dieſe wirklich in mehre-
ren Staͤdten Griechenlands unter dem Namen ἸΦιγέ-
νεια verehrte. Als Heroine freilich iſt ſie ſtatt der
nach Menſchenblut duͤrſtenden Goͤttin erſtens die ihr
geopferte Jungfrau, zweitens die ihr opfernde
Prieſterin geworden. Schon nach den Kypriſchen Ge-
dichten 1, denn Homer weiß nichts von ihr, wurde
Iphigeneia der Artemis geſchlachtet, aber von ihr nach
den Taurern hinuͤbergefuͤhrt und unſterblich gemacht,
und an ihrer Stelle eine Hirſchkuh (nach Phanodem
eine Baͤrin, nach Nikandros ein Stier) gelaſſen 2. Als
unſterblich fortlebend, als Hekate, ſtellte ſie
auch ſchon Heſiodos dar 3. Das Opfer wurde nach
Aulis geſetzt, weil daſelbſt am Hafen ein Tempel der
Artemis, wahrſcheinlich der Orthoſiſchen, ſtand, der
beim Uebergange geopfert wurde 4. — Nach Lakonien

1 Proklos Chreſtom.
2 bei Etym. M. Ταυϱόπολον.
3 Pauſ. 1, 43, 1.
4 Theognis Paraͤn. 11. Dikaͤarch. Anagr.
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Phanod. p. 6. u. 9. — Andere hier einſchlagende Culte ſind: Tem-
pel der Art. von Agam. erbaut zu Megara, P. 1, 43, 1. Dienſt
der Ὀϱϑωσία daſelbſt (Inſchr. im Museum Worsleyanum und
Mem. de l’Ac. d. I. 47. S. 335.), ebenda Heroon der Iphigeneia.
— Soph. hatte in der Iphig. die Art. ἀκϱουχής, ἀκϱία von Ar-
gos ermaͤhnt, Heſych ἄκϱον ὄϱος. Art. Orthia auf Lykone bei Ar-
gos p. 2, 24, 6. — Art. Orthoſia in Arkadien, Tz. Lyk. 936.
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Aegeira altes Bild der Iphig. im T. der Art. 7, 26, 3. Art. Or-
thoſia zu Elis, Sch. Pind. a. O. zu Athen im Kerameikos, ebda.
vgl. Heſych Ἰφιγένεια Ἄϱτ. Ὀϱϑία Αϱτ. — Palaͤphatos 32.
Identificirung der Iphig. und Upis iſt blos Verwirrung, wie wenn
Alexand. Aetol. bei Macr. S. 5, 22. Upis fuͤr die Epheſ. Goͤttin braucht.
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[383/0413] fremd und eingebracht hielt. Deſſen ungeachtet iſt er ganz in die Lakoniſchen Mythen eingewachſen. — Denn es laͤßt ſich ſehr evident zeigen, daß die angebliche Tochter Agamemnons, Iphigeneia, nichts als jene Tauriſche Goͤttin iſt; wie man dieſe wirklich in mehre- ren Staͤdten Griechenlands unter dem Namen ἸΦιγέ- νεια verehrte. Als Heroine freilich iſt ſie ſtatt der nach Menſchenblut duͤrſtenden Goͤttin erſtens die ihr geopferte Jungfrau, zweitens die ihr opfernde Prieſterin geworden. Schon nach den Kypriſchen Ge- dichten 1, denn Homer weiß nichts von ihr, wurde Iphigeneia der Artemis geſchlachtet, aber von ihr nach den Taurern hinuͤbergefuͤhrt und unſterblich gemacht, und an ihrer Stelle eine Hirſchkuh (nach Phanodem eine Baͤrin, nach Nikandros ein Stier) gelaſſen 2. Als unſterblich fortlebend, als Hekate, ſtellte ſie auch ſchon Heſiodos dar 3. Das Opfer wurde nach Aulis geſetzt, weil daſelbſt am Hafen ein Tempel der Artemis, wahrſcheinlich der Orthoſiſchen, ſtand, der beim Uebergange geopfert wurde 4. — Nach Lakonien 1 Proklos Chreſtom. 2 bei Etym. M. Ταυϱόπολον. 3 Pauſ. 1, 43, 1. 4 Theognis Paraͤn. 11. Dikaͤarch. Anagr. 88. Plut. Ageſ. 6. Etym. M. p. 747. Tz. Lyk. 183. Siebelis zu Phanod. p. 6. u. 9. — Andere hier einſchlagende Culte ſind: Tem- pel der Art. von Agam. erbaut zu Megara, P. 1, 43, 1. Dienſt der Ὀϱϑωσία daſelbſt (Inſchr. im Museum Worsleyanum und Mem. de l’Ac. d. I. 47. S. 335.), ebenda Heroon der Iphigeneia. — Soph. hatte in der Iphig. die Art. ἀκϱουχής, ἀκϱία von Ar- gos ermaͤhnt, Heſych ἄκϱον ὄϱος. Art. Orthia auf Lykone bei Ar- gos p. 2, 24, 6. — Art. Orthoſia in Arkadien, Tz. Lyk. 936. 1331. Schol. Pind. O. 3, 54. Iphig. daſ. P. 1, 43, 1. — Zu Aegeira altes Bild der Iphig. im T. der Art. 7, 26, 3. Art. Or- thoſia zu Elis, Sch. Pind. a. O. zu Athen im Kerameikos, ebda. vgl. Heſych Ἰφιγένεια Ἄϱτ. Ὀϱϑία Αϱτ. — Palaͤphatos 32. Identificirung der Iphig. und Upis iſt blos Verwirrung, wie wenn Alexand. Aetol. bei Macr. S. 5, 22. Upis fuͤr die Epheſ. Goͤttin braucht.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/413>, abgerufen am 22.11.2024.