Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

Bild:
<< vorherige Seite

die Principe ihres Verfahrens im Ganzen auf Will-
kührlichkeit beruhten.

2.

Dagegen hatten sie gute Gründe, wenn sie vier-
tens den Arkadischen Apollon Nomios absonderten,
obgleich sie dessen Namen von den Gesetzen ableitend 1
nicht den ältesten Quellen folgten. Denn die richtige,
Ansicht giebt ohne Zweifel Pindar 2, indem er den
Aristäos zugleich Zeus und heiligen Apollon, einen
Schirmer der Heerden, Jäger und der Weidungen Hort
nennt. Von Aristäos aber habe ich im ersten Bande 3
gelehrt, daß er nebst seinem Sohne Aktäon eine alte
Gottheit der Urbewohner Griechenlands war, welche,
den segnenden Kräften der Natur vorstehend, Ackerbau
und Weide begünstigt, sengender Hitze wehrt, milde
Etesien herbeibeschwört, Jagd und Bienenzucht liebt.
Seine Hauptsitze sind die Ebene am Pelion und bei
Jolkos, von wo ihn Kyrene empfing, das fruchtbare
Thal von Theben, Parrhasia in Arkadien 4 und die
Parrhasische Insel Keos, wo sein Cultus mit alten
Beobachtungen des Sirius verbunden war, aus denen
für die Temperatur des kommenden Jahrs geschlossen
wurde 5. Seine Genealogieen richten sich nach dem

1 So auch Etym. M. nomoi kithar. p. 607. Von der Mu-
sik Schol. Pind. N. 5, 42. Prokl. Chrestom. (p. 382, 13. bei
Gaisfords Hephästion).
2 P. 9, 64. Böckh Explic. p. 324.
vgl. Schol. Apoll. 2, 500. Athenag. depr. 14. wo für Khioi Keioi
zu schr.
3 S. 348.
4 Der Ap. Parrhasios am Lykäon
(Paus. 8, 38, 2.) ist ursprünglich der Nomios.
5 Cic. de div.
1, 57, 130. aus Herakl. Pont. -- Auf den Münzen von Keos u.
der St. Karthäa das. sieht man den bärtigen Kopf des Aristäos,
und ein großes Gestirn, entw. allein oder die Protome eines Hun-
des
umgebend, offenbar den Sirius. Wie kann nun aber Payne
Knight Symbol. lang. §. 124. (und mit ihm Creuzer 2. S. 134.)
hierin ein Symbol des Ap. Lykios sehn? Soll etwa Apoll zugleich
ein Sirius sein?

die Principe ihres Verfahrens im Ganzen auf Will-
kuͤhrlichkeit beruhten.

2.

Dagegen hatten ſie gute Gruͤnde, wenn ſie vier-
tens den Arkadiſchen Apollon Nomios abſonderten,
obgleich ſie deſſen Namen von den Geſetzen ableitend 1
nicht den aͤlteſten Quellen folgten. Denn die richtige,
Anſicht giebt ohne Zweifel Pindar 2, indem er den
Ariſtaͤos zugleich Zeus und heiligen Apollon, einen
Schirmer der Heerden, Jaͤger und der Weidungen Hort
nennt. Von Ariſtaͤos aber habe ich im erſten Bande 3
gelehrt, daß er nebſt ſeinem Sohne Aktaͤon eine alte
Gottheit der Urbewohner Griechenlands war, welche,
den ſegnenden Kraͤften der Natur vorſtehend, Ackerbau
und Weide beguͤnſtigt, ſengender Hitze wehrt, milde
Eteſien herbeibeſchwoͤrt, Jagd und Bienenzucht liebt.
Seine Hauptſitze ſind die Ebene am Pelion und bei
Jolkos, von wo ihn Kyrene empfing, das fruchtbare
Thal von Theben, Parrhaſia in Arkadien 4 und die
Parrhaſiſche Inſel Keos, wo ſein Cultus mit alten
Beobachtungen des Sirius verbunden war, aus denen
fuͤr die Temperatur des kommenden Jahrs geſchloſſen
wurde 5. Seine Genealogieen richten ſich nach dem

1 So auch Etym. M. νόμοι κιθαϱ. p. 607. Von der Mu-
ſik Schol. Pind. N. 5, 42. Prokl. Chreſtom. (p. 382, 13. bei
Gaisfords Hephaͤſtion).
2 P. 9, 64. Boͤckh Explic. p. 324.
vgl. Schol. Apoll. 2, 500. Athenag. depr. 14. wo fuͤr Χῖοι Κεῖοι
zu ſchr.
3 S. 348.
4 Der Ap. Parrhaſios am Lykaͤon
(Pauſ. 8, 38, 2.) iſt urſpruͤnglich der Nomios.
5 Cic. de div.
1, 57, 130. aus Herakl. Pont. — Auf den Muͤnzen von Keos u.
der St. Karthaͤa daſ. ſieht man den baͤrtigen Kopf des Ariſtaͤos,
und ein großes Geſtirn, entw. allein oder die Protome eines Hun-
des
umgebend, offenbar den Sirius. Wie kann nun aber Payne
Knight Symbol. lang. §. 124. (und mit ihm Creuzer 2. S. 134.)
hierin ein Symbol des Ap. Lykios ſehn? Soll etwa Apoll zugleich
ein Sirius ſein?
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0311" n="281"/>
die Principe ihres Verfahrens im Ganzen auf Will-<lb/>
ku&#x0364;hrlichkeit beruhten.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>2.</head><lb/>
              <p>Dagegen hatten &#x017F;ie gute Gru&#x0364;nde, wenn &#x017F;ie vier-<lb/>
tens den Arkadi&#x017F;chen <hi rendition="#g">Apollon Nomios</hi> ab&#x017F;onderten,<lb/>
obgleich &#x017F;ie de&#x017F;&#x017F;en Namen von den Ge&#x017F;etzen ableitend <note place="foot" n="1">So auch Etym. M. &#x03BD;&#x03CC;&#x03BC;&#x03BF;&#x03B9; &#x03BA;&#x03B9;&#x03B8;&#x03B1;&#x03F1;. <hi rendition="#aq">p.</hi> 607. Von der Mu-<lb/>
&#x017F;ik Schol. Pind. N. 5, 42. Prokl. Chre&#x017F;tom. (<hi rendition="#aq">p.</hi> 382, 13. bei<lb/>
Gaisfords Hepha&#x0364;&#x017F;tion).</note><lb/>
nicht den a&#x0364;lte&#x017F;ten Quellen folgten. Denn die richtige,<lb/>
An&#x017F;icht giebt ohne Zweifel Pindar <note place="foot" n="2">P. 9, 64. Bo&#x0364;ckh <hi rendition="#aq">Explic. p.</hi> 324.<lb/>
vgl. Schol. Apoll. 2, 500. Athenag. <hi rendition="#aq">depr.</hi> 14. wo fu&#x0364;r &#x03A7;&#x1FD6;&#x03BF;&#x03B9; &#x039A;&#x03B5;&#x1FD6;&#x03BF;&#x03B9;<lb/>
zu &#x017F;chr.</note>, indem er den<lb/>
Ari&#x017F;ta&#x0364;os zugleich Zeus und heiligen Apollon, einen<lb/>
Schirmer der Heerden, Ja&#x0364;ger und der Weidungen Hort<lb/>
nennt. Von Ari&#x017F;ta&#x0364;os aber habe ich im er&#x017F;ten Bande <note place="foot" n="3">S. 348.</note><lb/>
gelehrt, daß er neb&#x017F;t &#x017F;einem Sohne Akta&#x0364;on eine alte<lb/>
Gottheit der Urbewohner Griechenlands war, welche,<lb/>
den &#x017F;egnenden Kra&#x0364;ften der Natur vor&#x017F;tehend, Ackerbau<lb/>
und Weide begu&#x0364;n&#x017F;tigt, &#x017F;engender Hitze wehrt, milde<lb/>
Ete&#x017F;ien herbeibe&#x017F;chwo&#x0364;rt, Jagd und Bienenzucht liebt.<lb/>
Seine Haupt&#x017F;itze &#x017F;ind die Ebene am Pelion und bei<lb/>
Jolkos, von wo ihn Kyrene empfing, das fruchtbare<lb/>
Thal von Theben, Parrha&#x017F;ia in Arkadien <note place="foot" n="4">Der Ap. Parrha&#x017F;ios am Lyka&#x0364;on<lb/>
(Pau&#x017F;. 8, 38, 2.) i&#x017F;t ur&#x017F;pru&#x0364;nglich der Nomios.</note> und die<lb/>
Parrha&#x017F;i&#x017F;che In&#x017F;el Keos, wo &#x017F;ein Cultus mit alten<lb/>
Beobachtungen des Sirius verbunden war, aus denen<lb/>
fu&#x0364;r die Temperatur des kommenden Jahrs ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en<lb/>
wurde <note place="foot" n="5">Cic. <hi rendition="#aq">de div.</hi><lb/>
1, 57, 130. aus Herakl. Pont. &#x2014; Auf den Mu&#x0364;nzen von Keos u.<lb/>
der St. Kartha&#x0364;a da&#x017F;. &#x017F;ieht man den ba&#x0364;rtigen Kopf des Ari&#x017F;ta&#x0364;os,<lb/>
und ein großes Ge&#x017F;tirn, entw. allein oder die Protome eines <hi rendition="#g">Hun-<lb/>
des</hi> umgebend, offenbar den Sirius. Wie kann nun aber Payne<lb/>
Knight <hi rendition="#aq">Symbol. lang.</hi> §. 124. (und mit ihm Creuzer 2. S. 134.)<lb/>
hierin ein Symbol des Ap. Lykios &#x017F;ehn? Soll etwa Apoll zugleich<lb/>
ein Sirius &#x017F;ein?</note>. Seine Genealogieen richten &#x017F;ich nach dem<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[281/0311] die Principe ihres Verfahrens im Ganzen auf Will- kuͤhrlichkeit beruhten. 2. Dagegen hatten ſie gute Gruͤnde, wenn ſie vier- tens den Arkadiſchen Apollon Nomios abſonderten, obgleich ſie deſſen Namen von den Geſetzen ableitend 1 nicht den aͤlteſten Quellen folgten. Denn die richtige, Anſicht giebt ohne Zweifel Pindar 2, indem er den Ariſtaͤos zugleich Zeus und heiligen Apollon, einen Schirmer der Heerden, Jaͤger und der Weidungen Hort nennt. Von Ariſtaͤos aber habe ich im erſten Bande 3 gelehrt, daß er nebſt ſeinem Sohne Aktaͤon eine alte Gottheit der Urbewohner Griechenlands war, welche, den ſegnenden Kraͤften der Natur vorſtehend, Ackerbau und Weide beguͤnſtigt, ſengender Hitze wehrt, milde Eteſien herbeibeſchwoͤrt, Jagd und Bienenzucht liebt. Seine Hauptſitze ſind die Ebene am Pelion und bei Jolkos, von wo ihn Kyrene empfing, das fruchtbare Thal von Theben, Parrhaſia in Arkadien 4 und die Parrhaſiſche Inſel Keos, wo ſein Cultus mit alten Beobachtungen des Sirius verbunden war, aus denen fuͤr die Temperatur des kommenden Jahrs geſchloſſen wurde 5. Seine Genealogieen richten ſich nach dem 1 So auch Etym. M. νόμοι κιθαϱ. p. 607. Von der Mu- ſik Schol. Pind. N. 5, 42. Prokl. Chreſtom. (p. 382, 13. bei Gaisfords Hephaͤſtion). 2 P. 9, 64. Boͤckh Explic. p. 324. vgl. Schol. Apoll. 2, 500. Athenag. depr. 14. wo fuͤr Χῖοι Κεῖοι zu ſchr. 3 S. 348. 4 Der Ap. Parrhaſios am Lykaͤon (Pauſ. 8, 38, 2.) iſt urſpruͤnglich der Nomios. 5 Cic. de div. 1, 57, 130. aus Herakl. Pont. — Auf den Muͤnzen von Keos u. der St. Karthaͤa daſ. ſieht man den baͤrtigen Kopf des Ariſtaͤos, und ein großes Geſtirn, entw. allein oder die Protome eines Hun- des umgebend, offenbar den Sirius. Wie kann nun aber Payne Knight Symbol. lang. §. 124. (und mit ihm Creuzer 2. S. 134.) hierin ein Symbol des Ap. Lykios ſehn? Soll etwa Apoll zugleich ein Sirius ſein?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/311
Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/311>, abgerufen am 21.11.2024.