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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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bei den unterworfenen an Ort und Stelle, theils bei
den übrigen Peloponnesiern umgehn, als sie durch die
von Epameinondas veranstaltete Wiedereinsetzung neues
Leben erhielten. Die Böoter hatten schon vor der
Leuktrischen Schlacht nach einem Orakel den Schild des
Aristomenes (auf dem ein Adler mit ausgebreiteten
Schwingen war) 1 zur Trophäe ausgeschmückt 2: und
als Epameinondas die Messenischen Flüchtlinge aus Ita-
lien, Sicilien, ja selbst Libyen zurückberufen, und
sammt vielen Heloten und zusammen gelaufenem Volke
zu einem neuen Staate verbunden hatte 3: wurde vor
der Gründung der Stadt besonders Aristomenes häufig
angerufen 4. So konnten nun die alten Volkssagen
von neuem festen Fuß fassen und sich zusammenhängend
ausbilden. Mehrere Schriftsteller ergriffen bald den
interessant gewordenen Stoff, unter denen Rhianos der
Dichter, und Myron der Prosaiker uns bekannt gewor-
den 5. Myron erzählte den ersten Krieg bis zu Aristo-
demos Tode, nach Pausanias Urtheil "unbesorgt, ob
er Lüge und Unglaubliches erzähle" wie er denn ge-
gen alle Sage auch Aristomenes, den Helden des zwei-
ten Krieges, schon im ersten hatte auftreten lassen --
und mit unverkennbarer Tendenz gegen Sparta 6.
Rhianos aber, aus Benna in Kreta, pries Aristome-
nes Thaten im zweiten Kriege von der Schlacht am

1 Vgl. dazu Antip. Sidon. 7, 161. Anthol. Palatinae.
2 Paus. 4, 16, 4. 32, 5. 9, 39, 5.
3 Lyk. gegen Leokr. 15.
S. 155. vgl. Isokr. a. O. 10.
4 4, 27, 4.
5 Auch Aeschy-
los von Alexandreia dichtete Messeniaka. Athen. 13, 599 e.
6 S. Athen. 14. S. 857 d. Diodor folgt ihm wohl, da er Kleon-
nis, aus dem ersten Kriege, und Aristomenes zusammen kämpfen
läßt. Fragm. 10. p. 637. Wessel. 15, 66. meint er ihn unter den
enioi. Boivin und Wesseling mühen sich umsonst, die Widersprü-
che wegzuschaffen.

bei den unterworfenen an Ort und Stelle, theils bei
den uͤbrigen Peloponneſiern umgehn, als ſie durch die
von Epameinondas veranſtaltete Wiedereinſetzung neues
Leben erhielten. Die Boͤoter hatten ſchon vor der
Leuktriſchen Schlacht nach einem Orakel den Schild des
Ariſtomenes (auf dem ein Adler mit ausgebreiteten
Schwingen war) 1 zur Trophaͤe ausgeſchmuͤckt 2: und
als Epameinondas die Meſſeniſchen Fluͤchtlinge aus Ita-
lien, Sicilien, ja ſelbſt Libyen zuruͤckberufen, und
ſammt vielen Heloten und zuſammen gelaufenem Volke
zu einem neuen Staate verbunden hatte 3: wurde vor
der Gruͤndung der Stadt beſonders Ariſtomenes haͤufig
angerufen 4. So konnten nun die alten Volksſagen
von neuem feſten Fuß faſſen und ſich zuſammenhaͤngend
ausbilden. Mehrere Schriftſteller ergriffen bald den
intereſſant gewordenen Stoff, unter denen Rhianos der
Dichter, und Myron der Proſaiker uns bekannt gewor-
den 5. Myron erzaͤhlte den erſten Krieg bis zu Ariſto-
demos Tode, nach Pauſanias Urtheil “unbeſorgt, ob
er Luͤge und Unglaubliches erzaͤhle” wie er denn ge-
gen alle Sage auch Ariſtomenes, den Helden des zwei-
ten Krieges, ſchon im erſten hatte auftreten laſſen —
und mit unverkennbarer Tendenz gegen Sparta 6.
Rhianos aber, aus Benna in Kreta, pries Ariſtome-
nes Thaten im zweiten Kriege von der Schlacht am

1 Vgl. dazu Antip. Sidon. 7, 161. Anthol. Palatinae.
2 Pauſ. 4, 16, 4. 32, 5. 9, 39, 5.
3 Lyk. gegen Leokr. 15.
S. 155. vgl. Iſokr. a. O. 10.
4 4, 27, 4.
5 Auch Aeſchy-
los von Alexandreia dichtete Meſſeniaka. Athen. 13, 599 e.
6 S. Athen. 14. S. 857 d. Diodor folgt ihm wohl, da er Kleon-
nis, aus dem erſten Kriege, und Ariſtomenes zuſammen kaͤmpfen
laͤßt. Fragm. 10. p. 637. Weſſel. 15, 66. meint er ihn unter den
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che wegzuſchaffen.
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[143/0173] bei den unterworfenen an Ort und Stelle, theils bei den uͤbrigen Peloponneſiern umgehn, als ſie durch die von Epameinondas veranſtaltete Wiedereinſetzung neues Leben erhielten. Die Boͤoter hatten ſchon vor der Leuktriſchen Schlacht nach einem Orakel den Schild des Ariſtomenes (auf dem ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen war) 1 zur Trophaͤe ausgeſchmuͤckt 2: und als Epameinondas die Meſſeniſchen Fluͤchtlinge aus Ita- lien, Sicilien, ja ſelbſt Libyen zuruͤckberufen, und ſammt vielen Heloten und zuſammen gelaufenem Volke zu einem neuen Staate verbunden hatte 3: wurde vor der Gruͤndung der Stadt beſonders Ariſtomenes haͤufig angerufen 4. So konnten nun die alten Volksſagen von neuem feſten Fuß faſſen und ſich zuſammenhaͤngend ausbilden. Mehrere Schriftſteller ergriffen bald den intereſſant gewordenen Stoff, unter denen Rhianos der Dichter, und Myron der Proſaiker uns bekannt gewor- den 5. Myron erzaͤhlte den erſten Krieg bis zu Ariſto- demos Tode, nach Pauſanias Urtheil “unbeſorgt, ob er Luͤge und Unglaubliches erzaͤhle” wie er denn ge- gen alle Sage auch Ariſtomenes, den Helden des zwei- ten Krieges, ſchon im erſten hatte auftreten laſſen — und mit unverkennbarer Tendenz gegen Sparta 6. Rhianos aber, aus Benna in Kreta, pries Ariſtome- nes Thaten im zweiten Kriege von der Schlacht am 1 Vgl. dazu Antip. Sidon. 7, 161. Anthol. Palatinae. 2 Pauſ. 4, 16, 4. 32, 5. 9, 39, 5. 3 Lyk. gegen Leokr. 15. S. 155. vgl. Iſokr. a. O. 10. 4 4, 27, 4. 5 Auch Aeſchy- los von Alexandreia dichtete Meſſeniaka. Athen. 13, 599 e. 6 S. Athen. 14. S. 857 d. Diodor folgt ihm wohl, da er Kleon- nis, aus dem erſten Kriege, und Ariſtomenes zuſammen kaͤmpfen laͤßt. Fragm. 10. p. 637. Weſſel. 15, 66. meint er ihn unter den ἔνιοι. Boivin und Weſſeling muͤhen ſich umſonſt, die Widerſpruͤ- che wegzuſchaffen.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/173>, abgerufen am 09.11.2024.