gegen das Gespenst der Consumtion, und gegen den Götzen der Produktion zu erwerben, zu erobern; es liegt in ihrer sehr natürlichen Ohnmacht, das Wesen der Produktion über- haupt zu begreifen, in der Unnatur ihrer Stellung gegen die Welt wie gegen die Wissenschaften. Daß ihre Sparpfennige ihnen unter ihren Händen zerfließen, ihre Waarenlager ihnen unter ihren Schlößern und Riegeln verderben, ohne dieses idealische Wesen, kurz die gewaltige Realität dessel- ben soll in diesem Buche offenbar werden.
Wenn man, habe ich eben gesagt, alles Produkt zuerst als Gegenstand der Consumtion; dann aber auch dasselbige Produkt wieder als weiter Producirendes zu begreifen im Stande ist: dann hat man das eigentliche Wesen des Pro- dukts erkannt, eben so wie man in den Nachforschungen der Natur das Wesen des Lebendigen erkannt hat, und fortge- hend immer reiner erkannt, wenn man dasselbe Leben- dige sowohl als Lebenserscheinung, als auch als Todeser- scheinung aufzufassen -- eben so wie man ferner das Wesen der Empfindung erkannt, so bald man sie gleich ruhig als Freudens- und als Schmerzenserscheinung anzuerkennen vermag. Man hat das Wesen der Empfindung erkannt, heißt, man hat eine über Freude und Schmerz erhabene und beyde um- fassende Lust erkannt, die nun bey jedem neuen Conflict der Freude und des Schmerzens reiner und dauerhafter ausge- boren wird. Es ist die eigentliche Lust, die aus solchen wechselwirkenden Elementen entsteht, das eigentliche Leben, welches in solcher Naturforschung erkannt und erlebt wird; es ist das eigentliche Produkt, welches in solcher Wechsel-
gegen das Geſpenſt der Conſumtion, und gegen den Goͤtzen der Produktion zu erwerben, zu erobern; es liegt in ihrer ſehr natuͤrlichen Ohnmacht, das Weſen der Produktion uͤber- haupt zu begreifen, in der Unnatur ihrer Stellung gegen die Welt wie gegen die Wiſſenſchaften. Daß ihre Sparpfennige ihnen unter ihren Haͤnden zerfließen, ihre Waarenlager ihnen unter ihren Schloͤßern und Riegeln verderben, ohne dieſes idealiſche Weſen, kurz die gewaltige Realitaͤt desſel- ben ſoll in dieſem Buche offenbar werden.
Wenn man, habe ich eben geſagt, alles Produkt zuerſt als Gegenſtand der Conſumtion; dann aber auch dasſelbige Produkt wieder als weiter Producirendes zu begreifen im Stande iſt: dann hat man das eigentliche Weſen des Pro- dukts erkannt, eben ſo wie man in den Nachforſchungen der Natur das Weſen des Lebendigen erkannt hat, und fortge- hend immer reiner erkannt, wenn man dasſelbe Leben- dige ſowohl als Lebenserſcheinung, als auch als Todeser- ſcheinung aufzufaſſen — eben ſo wie man ferner das Weſen der Empfindung erkannt, ſo bald man ſie gleich ruhig als Freudens- und als Schmerzenserſcheinung anzuerkennen vermag. Man hat das Weſen der Empfindung erkannt, heißt, man hat eine uͤber Freude und Schmerz erhabene und beyde um- faſſende Luſt erkannt, die nun bey jedem neuen Conflict der Freude und des Schmerzens reiner und dauerhafter ausge- boren wird. Es iſt die eigentliche Luſt, die aus ſolchen wechſelwirkenden Elementen entſteht, das eigentliche Leben, welches in ſolcher Naturforſchung erkannt und erlebt wird; es iſt das eigentliche Produkt, welches in ſolcher Wechſel-
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gegen das Geſpenſt der Conſumtion, und gegen den Goͤtzen
der Produktion zu erwerben, zu erobern; es liegt in ihrer
ſehr natuͤrlichen Ohnmacht, das Weſen der Produktion uͤber-
haupt zu begreifen, in der Unnatur ihrer Stellung gegen die
Welt wie gegen die Wiſſenſchaften. Daß ihre Sparpfennige
ihnen unter ihren Haͤnden zerfließen, ihre Waarenlager ihnen
unter ihren Schloͤßern und Riegeln verderben, ohne dieſes
idealiſche Weſen, kurz die gewaltige Realitaͤt desſel-
ben ſoll in dieſem Buche offenbar werden.
Wenn man, habe ich eben geſagt, alles Produkt zuerſt
als Gegenſtand der Conſumtion; dann aber auch dasſelbige
Produkt wieder als weiter Producirendes zu begreifen im
Stande iſt: dann hat man das eigentliche Weſen des Pro-
dukts erkannt, eben ſo wie man in den Nachforſchungen der
Natur das Weſen des Lebendigen erkannt hat, und fortge-
hend immer reiner erkannt, wenn man dasſelbe Leben-
dige ſowohl als Lebenserſcheinung, als auch als Todeser-
ſcheinung aufzufaſſen — eben ſo wie man ferner das Weſen
der Empfindung erkannt, ſo bald man ſie gleich ruhig als
Freudens- und als Schmerzenserſcheinung anzuerkennen vermag.
Man hat das Weſen der Empfindung erkannt, heißt, man
hat eine uͤber Freude und Schmerz erhabene und beyde um-
faſſende Luſt erkannt, die nun bey jedem neuen Conflict der
Freude und des Schmerzens reiner und dauerhafter ausge-
boren wird. Es iſt die eigentliche Luſt, die aus ſolchen
wechſelwirkenden Elementen entſteht, das eigentliche Leben,
welches in ſolcher Naturforſchung erkannt und erlebt wird;
es iſt das eigentliche Produkt, welches in ſolcher Wechſel-
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Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/94>, abgerufen am 25.11.2024.
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