Wie groß die Kraft auch im Ganzen sey, so muß doch jede einzelne Function der besonderen Kraft in dem gerechten Verhältniß zum Ganzen stehen, also genügend groß seyn. Die Anzahl der Geldzeichen ist dann immer ein sicherer Werthmaaßstab; vorausgesetzt, daß das einzelne Geld- zeichen nur sich selbst gleich sey, oder der in dem Werth- maaßstab enthaltene ökonomische Größenmaaßstab zuverlä- ßig sey.
Nun aber ist weder der menschliche Körper, noch der Staatskörper zu isoliren, oder auf sich selbst zu beschränken: der Staatskörper erlangt nur vermittelst unendlicher Berüh- rungen mit der Außenwelt, mit allen anderen Staaten die oben beschriebene Fülle der inneren Organisation, und behaup- tet sich in dieser Fülle nur vermittelst jener Berührungen. Gesetzt auch, die Natur hätte den Staat mit diesem Gleich- gewichte der Kräfte ursprünglich erschaffen, wie den einzelnen Menschen -- und daß dieses wirklich der Fall ist, habe ich gezeigt -- so helfen die Kräfte, und dieses Gleichgewicht der Kräfte nichts, wenn sie nicht zum Bewußtseyn ihres Trägers kommen, dadurch, daß er sie fühlen lernt, daß er sie aner- kennt, das heißt: zum Gesetz, zum Staatsgesetze erhebt; und wie möchte er sie fühlen lernen, außer in der Berührung, wie möchte er sie erkennen lernen, außer in dem Spiegel an- derer Staaten?
Dasselbige Oppositionsverhältniß demnach, welches wir im Innern des Staates bemerkt und beschrieben haben, muß sich also auch wieder in allen seinen äußeren Verhältnissen einstellen. Oekonomisch ausgedrückt: alle ökonomischen Func-
Wie groß die Kraft auch im Ganzen ſey, ſo muß doch jede einzelne Function der beſonderen Kraft in dem gerechten Verhaͤltniß zum Ganzen ſtehen, alſo genuͤgend groß ſeyn. Die Anzahl der Geldzeichen iſt dann immer ein ſicherer Werthmaaßſtab; vorausgeſetzt, daß das einzelne Geld- zeichen nur ſich ſelbſt gleich ſey, oder der in dem Werth- maaßſtab enthaltene oͤkonomiſche Groͤßenmaaßſtab zuverlaͤ- ßig ſey.
Nun aber iſt weder der menſchliche Koͤrper, noch der Staatskoͤrper zu iſoliren, oder auf ſich ſelbſt zu beſchraͤnken: der Staatskoͤrper erlangt nur vermittelſt unendlicher Beruͤh- rungen mit der Außenwelt, mit allen anderen Staaten die oben beſchriebene Fuͤlle der inneren Organiſation, und behaup- tet ſich in dieſer Fuͤlle nur vermittelſt jener Beruͤhrungen. Geſetzt auch, die Natur haͤtte den Staat mit dieſem Gleich- gewichte der Kraͤfte urſpruͤnglich erſchaffen, wie den einzelnen Menſchen — und daß dieſes wirklich der Fall iſt, habe ich gezeigt — ſo helfen die Kraͤfte, und dieſes Gleichgewicht der Kraͤfte nichts, wenn ſie nicht zum Bewußtſeyn ihres Traͤgers kommen, dadurch, daß er ſie fuͤhlen lernt, daß er ſie aner- kennt, das heißt: zum Geſetz, zum Staatsgeſetze erhebt; und wie moͤchte er ſie fuͤhlen lernen, außer in der Beruͤhrung, wie moͤchte er ſie erkennen lernen, außer in dem Spiegel an- derer Staaten?
Dasſelbige Oppoſitionsverhaͤltniß demnach, welches wir im Innern des Staates bemerkt und beſchrieben haben, muß ſich alſo auch wieder in allen ſeinen aͤußeren Verhaͤltniſſen einſtellen. Oekonomiſch ausgedruͤckt: alle oͤkonomiſchen Func-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0297"n="283"/>
Wie groß die Kraft auch im Ganzen ſey, ſo muß doch jede<lb/>
einzelne Function der beſonderen Kraft in dem gerechten<lb/>
Verhaͤltniß zum Ganzen ſtehen, alſo genuͤgend groß ſeyn.<lb/>
Die Anzahl der Geldzeichen iſt dann immer ein ſicherer<lb/>
Werthmaaßſtab; vorausgeſetzt, daß das einzelne Geld-<lb/>
zeichen nur ſich ſelbſt gleich ſey, oder der in dem Werth-<lb/>
maaßſtab enthaltene oͤkonomiſche Groͤßenmaaßſtab zuverlaͤ-<lb/>
ßig ſey.</p><lb/><p>Nun aber iſt weder der menſchliche Koͤrper, noch der<lb/>
Staatskoͤrper zu iſoliren, oder auf ſich ſelbſt zu beſchraͤnken:<lb/>
der Staatskoͤrper erlangt nur vermittelſt unendlicher Beruͤh-<lb/>
rungen mit der Außenwelt, mit allen anderen Staaten die<lb/>
oben beſchriebene Fuͤlle der inneren Organiſation, und behaup-<lb/>
tet ſich in dieſer Fuͤlle nur vermittelſt jener Beruͤhrungen.<lb/>
Geſetzt auch, die Natur haͤtte den Staat mit dieſem Gleich-<lb/>
gewichte der Kraͤfte urſpruͤnglich erſchaffen, wie den einzelnen<lb/>
Menſchen — und daß dieſes wirklich der Fall iſt, habe ich<lb/>
gezeigt —ſo helfen die Kraͤfte, und dieſes Gleichgewicht der<lb/>
Kraͤfte nichts, wenn ſie nicht zum Bewußtſeyn ihres Traͤgers<lb/>
kommen, dadurch, daß er ſie fuͤhlen lernt, daß er ſie aner-<lb/>
kennt, das heißt: zum Geſetz, zum Staatsgeſetze erhebt;<lb/>
und wie moͤchte er ſie fuͤhlen lernen, außer in der Beruͤhrung,<lb/>
wie moͤchte er ſie erkennen lernen, außer in dem Spiegel an-<lb/>
derer Staaten?</p><lb/><p>Dasſelbige Oppoſitionsverhaͤltniß demnach, welches wir<lb/>
im Innern des Staates bemerkt und beſchrieben haben, muß<lb/>ſich alſo auch wieder in allen ſeinen aͤußeren Verhaͤltniſſen<lb/>
einſtellen. Oekonomiſch ausgedruͤckt: alle oͤkonomiſchen Func-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[283/0297]
Wie groß die Kraft auch im Ganzen ſey, ſo muß doch jede
einzelne Function der beſonderen Kraft in dem gerechten
Verhaͤltniß zum Ganzen ſtehen, alſo genuͤgend groß ſeyn.
Die Anzahl der Geldzeichen iſt dann immer ein ſicherer
Werthmaaßſtab; vorausgeſetzt, daß das einzelne Geld-
zeichen nur ſich ſelbſt gleich ſey, oder der in dem Werth-
maaßſtab enthaltene oͤkonomiſche Groͤßenmaaßſtab zuverlaͤ-
ßig ſey.
Nun aber iſt weder der menſchliche Koͤrper, noch der
Staatskoͤrper zu iſoliren, oder auf ſich ſelbſt zu beſchraͤnken:
der Staatskoͤrper erlangt nur vermittelſt unendlicher Beruͤh-
rungen mit der Außenwelt, mit allen anderen Staaten die
oben beſchriebene Fuͤlle der inneren Organiſation, und behaup-
tet ſich in dieſer Fuͤlle nur vermittelſt jener Beruͤhrungen.
Geſetzt auch, die Natur haͤtte den Staat mit dieſem Gleich-
gewichte der Kraͤfte urſpruͤnglich erſchaffen, wie den einzelnen
Menſchen — und daß dieſes wirklich der Fall iſt, habe ich
gezeigt — ſo helfen die Kraͤfte, und dieſes Gleichgewicht der
Kraͤfte nichts, wenn ſie nicht zum Bewußtſeyn ihres Traͤgers
kommen, dadurch, daß er ſie fuͤhlen lernt, daß er ſie aner-
kennt, das heißt: zum Geſetz, zum Staatsgeſetze erhebt;
und wie moͤchte er ſie fuͤhlen lernen, außer in der Beruͤhrung,
wie moͤchte er ſie erkennen lernen, außer in dem Spiegel an-
derer Staaten?
Dasſelbige Oppoſitionsverhaͤltniß demnach, welches wir
im Innern des Staates bemerkt und beſchrieben haben, muß
ſich alſo auch wieder in allen ſeinen aͤußeren Verhaͤltniſſen
einſtellen. Oekonomiſch ausgedruͤckt: alle oͤkonomiſchen Func-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/297>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.