Winkel oder um das Verhältniß der Art und Richtung zweyer Linien zu messen, müssen wir die Schenkel oder die beyden convergirenden Linien gleich setzen, wir müssen diese Linien als Radien betrachten. Es ist also nur die Idee des Kreises oder der Kugel, womit wir diese Verhältnisse der Richtung oder der Art zu bestimmen im Stande sind, wie dieß alle Winkel-Messungsinstrumente, Transporteur, Astrolabium, Boussole etc. durch ihre kreisförmige Gestalt andeuten: nie- mandem aber wird es beyfallen, mit diesen Maaßstäben direkt Längen und Größen messen zu wollen, weil sie überhaupt nur messen können, so lange auf die Größe keine Rücksicht ge- nommen, oder selbige als gleich gesetzt wird.
Es ist also an jeder gedenkbaren Linie zweyerley zu mes- sen, zuerst die Länge derselben, und dann mit einem ganz verschiedenen Maaßstabe, mit der Idee der Kugel ihre Rich- tung. Wie nun also die gerade Linie, wiewohl sie lang ist, deßhalb nicht aufhört, eine bestimmte Richtung zu haben, wie sie also keinesweges bloß lang ist, wenn auch alle mathematischen Lehrbücher der Welt nichts anderes von ihr auszusagen wissen sollten -- so würde auch eine bestimmte ökonomische Thätigkeit oder Arbeit, wenn auch Adam Smith nichts weiter von ihr auszusagen wüßte, als wie lang oder wie groß sie sey, nicht aufhören, in einem bestimmten Ver- hältnisse zu den übrigen ökonomischen Thätigkeiten zu stehen; denn zuerst ist jede ökonomische Thätigkeit, wie schon früher erwiesen, selbst nur anzuschauen als Wechselwirkung zweyer ökonomischen Thätigkeiten, einer Person und einer Sache,
Winkel oder um das Verhaͤltniß der Art und Richtung zweyer Linien zu meſſen, muͤſſen wir die Schenkel oder die beyden convergirenden Linien gleich ſetzen, wir muͤſſen dieſe Linien als Radien betrachten. Es iſt alſo nur die Idee des Kreiſes oder der Kugel, womit wir dieſe Verhaͤltniſſe der Richtung oder der Art zu beſtimmen im Stande ſind, wie dieß alle Winkel-Meſſungsinſtrumente, Transporteur, Aſtrolabium, Bouſſole ꝛc. durch ihre kreisfoͤrmige Geſtalt andeuten: nie- mandem aber wird es beyfallen, mit dieſen Maaßſtaͤben direkt Laͤngen und Groͤßen meſſen zu wollen, weil ſie uͤberhaupt nur meſſen koͤnnen, ſo lange auf die Groͤße keine Ruͤckſicht ge- nommen, oder ſelbige als gleich geſetzt wird.
Es iſt alſo an jeder gedenkbaren Linie zweyerley zu meſ- ſen, zuerſt die Laͤnge derſelben, und dann mit einem ganz verſchiedenen Maaßſtabe, mit der Idee der Kugel ihre Rich- tung. Wie nun alſo die gerade Linie, wiewohl ſie lang iſt, deßhalb nicht aufhoͤrt, eine beſtimmte Richtung zu haben, wie ſie alſo keinesweges bloß lang iſt, wenn auch alle mathematiſchen Lehrbuͤcher der Welt nichts anderes von ihr auszuſagen wiſſen ſollten — ſo wuͤrde auch eine beſtimmte oͤkonomiſche Thaͤtigkeit oder Arbeit, wenn auch Adam Smith nichts weiter von ihr auszuſagen wuͤßte, als wie lang oder wie groß ſie ſey, nicht aufhoͤren, in einem beſtimmten Ver- haͤltniſſe zu den uͤbrigen oͤkonomiſchen Thaͤtigkeiten zu ſtehen; denn zuerſt iſt jede oͤkonomiſche Thaͤtigkeit, wie ſchon fruͤher erwieſen, ſelbſt nur anzuſchauen als Wechſelwirkung zweyer oͤkonomiſchen Thaͤtigkeiten, einer Perſon und einer Sache,
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Winkel oder um das Verhaͤltniß der Art und Richtung zweyer
Linien zu meſſen, muͤſſen wir die Schenkel oder die beyden
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als Radien betrachten. Es iſt alſo nur die Idee des Kreiſes
oder der Kugel, womit wir dieſe Verhaͤltniſſe der Richtung
oder der Art zu beſtimmen im Stande ſind, wie dieß alle
Winkel-Meſſungsinſtrumente, Transporteur, Aſtrolabium,
Bouſſole ꝛc. durch ihre kreisfoͤrmige Geſtalt andeuten: nie-
mandem aber wird es beyfallen, mit dieſen Maaßſtaͤben direkt
Laͤngen und Groͤßen meſſen zu wollen, weil ſie uͤberhaupt nur
meſſen koͤnnen, ſo lange auf die Groͤße keine Ruͤckſicht ge-
nommen, oder ſelbige als gleich geſetzt wird.
Es iſt alſo an jeder gedenkbaren Linie zweyerley zu meſ-
ſen, zuerſt die Laͤnge derſelben, und dann mit einem ganz
verſchiedenen Maaßſtabe, mit der Idee der Kugel ihre Rich-
tung. Wie nun alſo die gerade Linie, wiewohl ſie lang iſt,
deßhalb nicht aufhoͤrt, eine beſtimmte Richtung zu haben,
wie ſie alſo keinesweges bloß lang iſt, wenn auch alle
mathematiſchen Lehrbuͤcher der Welt nichts anderes von ihr
auszuſagen wiſſen ſollten — ſo wuͤrde auch eine beſtimmte
oͤkonomiſche Thaͤtigkeit oder Arbeit, wenn auch Adam Smith
nichts weiter von ihr auszuſagen wuͤßte, als wie lang oder
wie groß ſie ſey, nicht aufhoͤren, in einem beſtimmten Ver-
haͤltniſſe zu den uͤbrigen oͤkonomiſchen Thaͤtigkeiten zu ſtehen;
denn zuerſt iſt jede oͤkonomiſche Thaͤtigkeit, wie ſchon fruͤher
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Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/245>, abgerufen am 08.07.2024.
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