sind. Ob dieses Dritte eine bloße Sache des Gefühls ist, oder ob es durch eine körperliche Sache repräsentirt wird, die in einer unendlichen Beziehung auf alle anderen Sachen steht -- immer wird in letzter Instanz das Gesammtbedürf- niß des Menschen selbst den Tausch oder den Handel vollzie- hen. Daß es für die Gesammterhaltung des einzelnen Men- schen, und also auch der Gesellschaft, von der wieder die Erhaltung des Einzelnen an allen Stellen abhängig ist, gleich sey, ob die beyden Sachen ihre Plätze vertauschten, daß sie also aus dieser überwiegenden Rücksicht Aequivalente seyen, wird die Bedingung alles Umsatzes seyn.
Es ist also unmittelbar ein idealisches Geld im Umlauf, ein Wortgeld, wie wir es früher genannt haben: der Glaube an das Gemeinwesen, der Glaube, daß dieses Gemeinwesen unaufhörlich für das Gesammtbedürfniß sorgen werde, macht es möglich, daß eine Sache von einer Person auf die andere übertragen werden könne, und, daß sich beyde Personen über die Aequivalenz des gegebenen und des empfangenen vereini- gen können. Mit andern Worten: Werthe können nur gegen einander vertauscht werden, in wie fern es einen Maaßstab des Werthes gibt.
Wenn jeder der beyden Tauschenden nur in Anschlag brächte, was die Sache, die er veräußern will, für ihn in- dividuell werth sey, so würde der Tausch nie zu Stande kom- men: aber beyderley Sachen haben einen gesellschaftlichen Werth, sie werden vom ganzen Gemeinwesen begehrt; aus dem Standpunct des Gemeinwesens können sie verglichen, und kann ihre Aequivalenz ausgemacht werden. Das Gesammt-
ſind. Ob dieſes Dritte eine bloße Sache des Gefuͤhls iſt, oder ob es durch eine koͤrperliche Sache repraͤſentirt wird, die in einer unendlichen Beziehung auf alle anderen Sachen ſteht — immer wird in letzter Inſtanz das Geſammtbeduͤrf- niß des Menſchen ſelbſt den Tauſch oder den Handel vollzie- hen. Daß es fuͤr die Geſammterhaltung des einzelnen Men- ſchen, und alſo auch der Geſellſchaft, von der wieder die Erhaltung des Einzelnen an allen Stellen abhaͤngig iſt, gleich ſey, ob die beyden Sachen ihre Plaͤtze vertauſchten, daß ſie alſo aus dieſer uͤberwiegenden Ruͤckſicht Aequivalente ſeyen, wird die Bedingung alles Umſatzes ſeyn.
Es iſt alſo unmittelbar ein idealiſches Geld im Umlauf, ein Wortgeld, wie wir es fruͤher genannt haben: der Glaube an das Gemeinweſen, der Glaube, daß dieſes Gemeinweſen unaufhoͤrlich fuͤr das Geſammtbeduͤrfniß ſorgen werde, macht es moͤglich, daß eine Sache von einer Perſon auf die andere uͤbertragen werden koͤnne, und, daß ſich beyde Perſonen uͤber die Aequivalenz des gegebenen und des empfangenen vereini- gen koͤnnen. Mit andern Worten: Werthe koͤnnen nur gegen einander vertauſcht werden, in wie fern es einen Maaßſtab des Werthes gibt.
Wenn jeder der beyden Tauſchenden nur in Anſchlag braͤchte, was die Sache, die er veraͤußern will, fuͤr ihn in- dividuell werth ſey, ſo wuͤrde der Tauſch nie zu Stande kom- men: aber beyderley Sachen haben einen geſellſchaftlichen Werth, ſie werden vom ganzen Gemeinweſen begehrt; aus dem Standpunct des Gemeinweſens koͤnnen ſie verglichen, und kann ihre Aequivalenz ausgemacht werden. Das Geſammt-
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ſind. Ob dieſes Dritte eine bloße Sache des Gefuͤhls iſt,
oder ob es durch eine koͤrperliche Sache repraͤſentirt wird,
die in einer unendlichen Beziehung auf alle anderen Sachen
ſteht — immer wird in letzter Inſtanz das Geſammtbeduͤrf-
niß des Menſchen ſelbſt den Tauſch oder den Handel vollzie-
hen. Daß es fuͤr die Geſammterhaltung des einzelnen Men-
ſchen, und alſo auch der Geſellſchaft, von der wieder die
Erhaltung des Einzelnen an allen Stellen abhaͤngig iſt, gleich
ſey, ob die beyden Sachen ihre Plaͤtze vertauſchten, daß ſie
alſo aus dieſer uͤberwiegenden Ruͤckſicht Aequivalente ſeyen,
wird die Bedingung alles Umſatzes ſeyn.
Es iſt alſo unmittelbar ein idealiſches Geld im Umlauf,
ein Wortgeld, wie wir es fruͤher genannt haben: der Glaube
an das Gemeinweſen, der Glaube, daß dieſes Gemeinweſen
unaufhoͤrlich fuͤr das Geſammtbeduͤrfniß ſorgen werde, macht
es moͤglich, daß eine Sache von einer Perſon auf die andere
uͤbertragen werden koͤnne, und, daß ſich beyde Perſonen uͤber
die Aequivalenz des gegebenen und des empfangenen vereini-
gen koͤnnen. Mit andern Worten: Werthe koͤnnen nur gegen
einander vertauſcht werden, in wie fern es einen Maaßſtab
des Werthes gibt.
Wenn jeder der beyden Tauſchenden nur in Anſchlag
braͤchte, was die Sache, die er veraͤußern will, fuͤr ihn in-
dividuell werth ſey, ſo wuͤrde der Tauſch nie zu Stande kom-
men: aber beyderley Sachen haben einen geſellſchaftlichen
Werth, ſie werden vom ganzen Gemeinweſen begehrt; aus
dem Standpunct des Gemeinweſens koͤnnen ſie verglichen,
und kann ihre Aequivalenz ausgemacht werden. Das Geſammt-
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Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/214>, abgerufen am 16.02.2025.
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