der Axe, des Diameters par excellence der Sphäre der gesammten menschlichen Angelegenheiten denken.
Bey Erfindung des neuen französischen Maaßstabes hat man den Durchmesser der Erde, oder einen aliquoten Theil desselben zum Grunde gelegt, und die gesammten Maaß- stabe der einzelnen Länder, welche durch Tradition und uner- funden auf uns herab gekommen sind, sind nichts anders als Durchmesser der Sphären, welche die gesammten menschli- chen Angelegenheiten jedes respectiven Lokals mit einander bilden, oder aliquote Theile dieser Durchmesser. Da nun aber die körperliche Größe des Menschen und das Maaß seiner körperlichen Kräfte, schon von Natur in der Mitte aller Größen und Maaße steht, und es durch sie bestimmt wird, mit welchen Größen und mit welchen Kleinheiten sich der Mensch überhaupt befassen kann, so folgt daraus, daß diese körperliche Größe allenthalben in einem sehr bestimm- ten Verhältniß zu dem Durchmesser jener Sphäre, die sich auf die oben beschriebene Weise aus allen einzelnen mensch- lichen Maaßstäben bildet, stehen müsse, und daß alle gedenk- baren Maaßstäbe zu den einfachen, von den menschlichen Gliedern hergenommenen Maaßstäben wieder zurückstreben müssen.
Dieses ist die Geschichte des Längenmaaßstabes; wer sich von den abstrakten und vorgeblich mathematischen Vorstel- lungen des Maaßstabes, nicht zu dieser lebendigen und sphärischen Anschauung desselben erheben kann, der wird das Wesen der staatswirthschaftlichen Maaßstäbe nie ergrün- den lernen.
der Axe, des Diameters par excellence der Sphaͤre der geſammten menſchlichen Angelegenheiten denken.
Bey Erfindung des neuen franzoͤſiſchen Maaßſtabes hat man den Durchmeſſer der Erde, oder einen aliquoten Theil desſelben zum Grunde gelegt, und die geſammten Maaß- ſtabe der einzelnen Laͤnder, welche durch Tradition und uner- funden auf uns herab gekommen ſind, ſind nichts anders als Durchmeſſer der Sphaͤren, welche die geſammten menſchli- chen Angelegenheiten jedes respectiven Lokals mit einander bilden, oder aliquote Theile dieſer Durchmeſſer. Da nun aber die koͤrperliche Groͤße des Menſchen und das Maaß ſeiner koͤrperlichen Kraͤfte, ſchon von Natur in der Mitte aller Groͤßen und Maaße ſteht, und es durch ſie beſtimmt wird, mit welchen Groͤßen und mit welchen Kleinheiten ſich der Menſch uͤberhaupt befaſſen kann, ſo folgt daraus, daß dieſe koͤrperliche Groͤße allenthalben in einem ſehr beſtimm- ten Verhaͤltniß zu dem Durchmeſſer jener Sphaͤre, die ſich auf die oben beſchriebene Weiſe aus allen einzelnen menſch- lichen Maaßſtaͤben bildet, ſtehen muͤſſe, und daß alle gedenk- baren Maaßſtaͤbe zu den einfachen, von den menſchlichen Gliedern hergenommenen Maaßſtaͤben wieder zuruͤckſtreben muͤſſen.
Dieſes iſt die Geſchichte des Laͤngenmaaßſtabes; wer ſich von den abſtrakten und vorgeblich mathematiſchen Vorſtel- lungen des Maaßſtabes, nicht zu dieſer lebendigen und ſphaͤriſchen Anſchauung desſelben erheben kann, der wird das Weſen der ſtaatswirthſchaftlichen Maaßſtaͤbe nie ergruͤn- den lernen.
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[189/0203]
der Axe, des Diameters par excellence der Sphaͤre der
geſammten menſchlichen Angelegenheiten denken.
Bey Erfindung des neuen franzoͤſiſchen Maaßſtabes hat
man den Durchmeſſer der Erde, oder einen aliquoten Theil
desſelben zum Grunde gelegt, und die geſammten Maaß-
ſtabe der einzelnen Laͤnder, welche durch Tradition und uner-
funden auf uns herab gekommen ſind, ſind nichts anders als
Durchmeſſer der Sphaͤren, welche die geſammten menſchli-
chen Angelegenheiten jedes respectiven Lokals mit einander
bilden, oder aliquote Theile dieſer Durchmeſſer. Da nun
aber die koͤrperliche Groͤße des Menſchen und das Maaß
ſeiner koͤrperlichen Kraͤfte, ſchon von Natur in der Mitte
aller Groͤßen und Maaße ſteht, und es durch ſie beſtimmt
wird, mit welchen Groͤßen und mit welchen Kleinheiten ſich
der Menſch uͤberhaupt befaſſen kann, ſo folgt daraus, daß
dieſe koͤrperliche Groͤße allenthalben in einem ſehr beſtimm-
ten Verhaͤltniß zu dem Durchmeſſer jener Sphaͤre, die ſich
auf die oben beſchriebene Weiſe aus allen einzelnen menſch-
lichen Maaßſtaͤben bildet, ſtehen muͤſſe, und daß alle gedenk-
baren Maaßſtaͤbe zu den einfachen, von den menſchlichen
Gliedern hergenommenen Maaßſtaͤben wieder zuruͤckſtreben
muͤſſen.
Dieſes iſt die Geſchichte des Laͤngenmaaßſtabes; wer ſich
von den abſtrakten und vorgeblich mathematiſchen Vorſtel-
lungen des Maaßſtabes, nicht zu dieſer lebendigen und
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Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/203>, abgerufen am 08.07.2024.
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